ALTER
Mittel, welche man vorzugsweise modern nennt, und die Grundlagen dazu offenbarten schon
die erstgenannten Gemälde, indem. sie ein bis zu ihrer Entstehungszeit kaum beobachtetes
Tongefühl und eine Verve des Vortrags offenbarten, als deren Entdecker sich später unsere
[mpressionisten berühmten. Es wurde angesichts dieser Arbeiten klar, daß Menzel die
Entwicklungsphasen der neuen Malerei in sich durchgemacht, aber still bewahrt und sich
wohl gehütet hatte, das Erarbeitete anders denn als Mittel zu höherem Zweck zu betrachten.
Denn es war, was den neuesten Adepten gesagt sein möge, sehr merkwürdig, daß er durchaus
darauf bestehen wollte, diese als Studien betrachteten Gemälde fertig zu machen, „damit sie
Bilder seien“. Er wurde nicht ohne Mühe davon zurückgehalten.
Den Widerstreit der künstlerischen Glaubensbekenntnisse, der in seinen Altersjahren
tobte, ließ er mit philosophischer Gelassenheit an sich vorübergehen. Denn er war sich
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IM ATELIER
bewußt, in der Erscheinungen Flucht der ruhende Punkt zu sein und in seinen Werken das
Gewissen der modernen deutschen Malerei zu repräsentieren,
Vor mehr als 20 Jahren, als englische Panzerschiffe die Wälle Alexandriens zer-
malmten, kam die Sorge über ihn, was. wohl in Zukunft übrig bleiben werde von den zarten
Dingen, die er geschaffen hatte, wenn solche Festungen der Zerstörung anheimfallen. Da
zeichnete er ein sinniges Blatt, das später als Geschenk einer Verehrerin in Bismarcks Hände
gelangt ist: der kleine geflügelte Genius naht dem grimmigen Chronos und bittet ihn mit
eindringlichen Worten, seiner zu schonen. Sintemal aber der Allverderber keine Antwort gibt,
wird das Bürschchen ungeduldig; auf einer zweiten Zeichnung sehen wir, wie der winzige
Geist dem Unhold zornwütig in die Haare fährt.
Der Gedanke an das Ende beschäftigte ihn lange schon. 1895 entwarf er ein
Blatt, das uns besonders wertvoll ist, weil es den Abschluß dieses Werkes bilden sollte.
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