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III. Höhe

Full text: Das Werk Adolf Menzels / Jordan, Max (Public Domain)

HÖHE 
1874 
SALON DER FRAU VON SCHLEINITZ AM 29, JUNI 1874 
Im Jahre 1877 erschien zum hundertsten Geburtstag des Dichters Heinrich v. Kleist 
eine Prachtausgabe des Lustspiels „Der zerbrochene Krug“ mit Illustrationen von Menzel 
(Verlag von A. Hofmann & Comp. in Berlin) mit einer Einleitung von Dingelstedt; 1898 
folgte eine zweite, im Format kleinere Ausgabe mit Text von Max Jordan (Cottascher Verlag). 
War es ohnehin eine wohlverdiente Huldigung für den unglücklichen Dichter, dessen Ruhmes- 
tage erst nach seinem Tode begannen, daß man dieses in seiner Gattung klassische Werk 
lem deutschen Volke in neuer Form in Erinnerung brachte, so konnte es nicht wirkungs- 
voller geschehen als durch die Beteiligung eines künstlerischen Erklärers, welcher alle Er- 
Fordernisse dazu im reichsten Maße mitbrachte: Begeisterung für den Dichter und eine 
Kraft der Charakteristik, die uns vor diesen mehr als dreißig IHIlustrationen anmutet, als 
hätten sich die Scenen im Naturabdruck selbst wiedergegeben. In der Tat ist kaum ein 
kongenialeres Verhältnis zu denken, als es hier zwischen Dichter und Maler besteht. Menzel 
illustriert nicht bloß, er erzählt trotz treuen Anschlusses an den Gang des Schauspiels nach 
den Gesetzen seiner Kunst, indem er die Zwischenmomente ergänzt und humoristisch glossiert; 
So wird der Hergang dessen, was in der unvergleichlichen Gerichtsverhandlung allmählich 
zum Durchbruch kommt, uns vollständig klar, und die Aufreihung dieser reizenden Genre- 
darstellungen nach der Zeitfolge, mit Einführung‘ und Nebenmotiven, gestaltet sich zu einem 
zyklischen‘ Bilde holländischen Lebens, wie es die Zeitgenossen des Vorganges, den der 
Künstler etwa ins letzte Viertel des 18. Jahrhunderts verlegt hat, nicht drastischer hätten 
wiedergeben können. Dennoch binden sich die nach Federzeichnungen faksimilierten Bilder 
keineswegs an den Rahmen der Bühne, sondern erscheinen wie eine selbständige Novelle 
neben ihr. Das Werk war dem Kronprinzen des Deutschen Reiches, dem unvergeßlichen 
Kaiser Friedrich gewidmet, dessen Auge mit innigem Wohlgefallen auf diesen Blättern geruht 
hat, da er dem Dichter wie seinem Interpreten das tiefste Verständnis entgegenbrachte. 
Wie Menzel hiermit in späteren Jahren noch einmal zur Buchillustration zurück-
	        
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