identisch. Der Farben- und Goldglanz der Bilder, die als „stil-
voll“ geltenden, meist aber völlig beziehungs-, ja sinnlosen Kopf-
und Randleisten, die archaistischen Lettern, deren Entzifferung
häufig selbst dem Erwachsenen Schwierigkeiten bereitet, der kost-
bare Einband, den man jetzt bereits als eine Figur zu gestalten
liebt, deren unregelmäßiger Kontur sich auch die Druckseiten
fügen müssen, — diese ganze, von Geschmacksverirrungen nur
selten völlig freie, aber in der Tat sehr reiche Ausstattung kann
dem modernen „vornehmen“ Bilderbuch wahren Wert nicht ver-
leihen und ließe es neben den ärmsten Holzschnitten eines
Ludwig Richter dürftig erscheinen. Vielmehr hat äußere Schlicht-
heit auf diesem Gebiet einen ähnlichen pädagogischen Wert, wie
er dem einfachsten, unvollkommenen Spielzeug innewohnt, indem
sie die Phantasie des Kindes zu eifrigerer Selbsttätigkeit anregt.
Am meisten aber ist das anspruchsvolle äußere Gewand da zu
beanstanden, wo es aus materiellen Gründen nur mühsam er-
möglicht wird. Heute herrscht in unseren deutschen Bilder-
büchern der verhältnismäßig teure Buntdruck. Er herrscht so
ausschließlich, daß er auf dem Büchermarkt selbt die Pletsch-
schen Holzschnitte zu verdrängen droht. Größtmöglichste Bunt-
heit scheint unbedingtes Erfordernis. Kein Zweifel, daß dasselbe
im Hinblick auf die kindliche Freude an allem Farbigen be-
rechtigt ist. Bis zu einer gewissen Alters- beziehungsweise
Entwickelungsstufe wird jedes Kind bei völlig freiwilliger Wahl
selbst dem dürftigsten kolorierten Blatt vor der vollendeten
Zeichnung den Vorzug geben; und niemand kann es dem Ver-
leger verargen, wenn er dieser natürlichen Neigung ausgiebigst
Rechnung zu tragen sucht. Nur liegt hierbei die Gefahr allzu
nahe, daß es auf Kosten des künstlerischen Wertes geschieht,
und in der Tat wird in dieser Hinsicht oft arg gefehlt. Nur zu
häufig findet man in den wohlfeileren Arbeiten dieser Art —
ganz abgesehen von der meist nur sehr zweifelhaften Natur-
wahrheit des Kolorits — Farbenzusammenstellungen, die jedes
geschulte Auge hart beleidigen und den erziehungsbedürftigen Ge-
schmack des Kindes mißleiten. Noch größer ist dieses Übel in
den sog. „Lackbildern,“ die der Farbenharmonie häufig fast ge-
flissentlich Hohn sprechen und durch den bestechenden Reiz
ihres prunkvollen Glanzes dem Kinderauge besonders gefährlich
werden. — Diesen Mißständen gegenüber dem schlichten Holz-
schnitt besonders eindringlich das Wort zu reden, veranlaßt
zudem die gleiche pädagogische Rücksicht, welche auf unserem
Stoffgebiet jeglichen Luxus tunlichst zu meiden lehrt. Die auf