des Raumes ist denn auch höchst vornehm. Aber die Frage
bleibt, inwieweit die moderne Leistung mitwirkt, und da will mir
scheinen, daß dies nicht durchweg glücklich ist. Die architek-
tonische Gliederung durch die Pfeiler ist banal; das Riesen-
buffet mit seiner unvermittelten Verbindung von Louis XIV.-
und Louis XVI.-Formen hat den Aufbau eines italienischen
Renaissancewandgrabes, und auch die Ausnutzung der Kamin-
wand zu Bibliothekszwecken ist nicht nachahmenswert. Selbst
das gut gedachte große Glasfenster mit den weißen Kakadus im
grün und gelb leuchtenden, von zwei tiefblauen Säulen geteilten
Fond wirkt zu unruhig. Aber das Ganze zeigt doch, wie man
heute auf Wunsch einem Raum selbst den Schein eines alt-
ererbten fürstlichen Familienbesitzes und die einem solchen
eigene Würde und Vornehmheit geschmackvoll zu schaffen
vermag.
Für die Firma Gerson ist dies schon altbekannter Ruhm.
Sie fungiert dabei auch mehr als Käuferin und Bestellerin. Sie
läßt fabrizieren, ist aber keine Spezialfabrik. Auch Julius
Zwiener ist nicht zu den Möbelfabrikanten zu rechnen.
Er ist Kunsttischler in ähnlichem Sinne, wie die €benistes du
Roi in Paris, und er bewährt seine Spezialität, die selbst
Pariser Arbeiten ebenbürtige Boulle- und Schnitztechnik, immer
vortrefflich. —
Daß auch die Möbelfabrikation in Berlin jetzt den
höheren Rang einer im besten Sinne „kunstgewerblichen“ Werk-
statt anstrebt, mag manchem Außenstehenden neu sein. Mehr
in den Grenzen des Durchschnittsgeschmackes hält sich dabei
die Firma Flatow & Priemer, deren Herrenzimmer in
der sehr reichen ornamentalen Schnitzerei seines Polysander-
mobiliars auf den ersten Blick allerdings die so berüchtigte
Überladung der älteren „guten Stube“ streift. Aber dieses
Ensemble ist hier auf jenen vornehm-prächtigen Grundton ge-
stimmt, den die Dekorationen Lenbachs und Gabriel von Seidls
im Münchener Künstlerhaus lehrten, und vor allem: die Detaillie-
rung ist fast durchgängig, die technische Ausführung überall gut.
Diesen Vorzug lassen die von Ferdinand Vogts aus-
gestellten Marqueterie-Möbel im holländischen Geschmack des
18. Jahrhunderts leider zum Teil vermissen. In dem Wohn-
zimmer von Groschkus sind wenigstens Material und Technik
tadellos, aber sein Mobiliar zeigt noch die alten Berliner Fehler:
es ist zu prunkhaft und bringt eine innerlich stillose Verbindung
traditioneller und moderner Formen.