rein architektonischen Formen. Weder der von ihm entworfene
Ständer für die Ehrengabe an den Reichskommissar der Pariser
Weltausstellung, Geheimen Oberregierungsrat Dr. Richter, noch
die Vitrine für Gläser und kostbare Kleinkunst, oder der hoch-
lehnige, einem schweren Flügel angepaßte Sitz, noch endlich die
in Wandbreite durchgeführte Verkleidung einer Zentralheizung,
haben Säulen, Pfeiler oder Gesimse. Alles ist nur auf Linien-,
Flächen- und Farbenwirkung hin komponiert, in sachlich indiffe-
renter Ornamentik, die doch stets ausdrucksvoll bleibt, weil sie die
tektonischen Kräfte mit künstlerischer Nutzung des Materials belebt.
Den gleichen Charakter wahrt Grenander auch beim kleinsten
Maßstab und subtilsten Material. Seine von Richard Walther
ausgeführten Schmuckstücke geben nicht Naturgebilde, sondern
abstrakte Ornamente in einem Formenspiel, das an Blattwerk
nur anklingt. Drastischer freilich ist Grenander doch bei
den größeren Aufgaben. Der Ständer für den Reichskommissar
ist geistreich nur aus der Aufgabe entwickelt, einem kleinen
Bild an der Wand vom Boden aus Untersatz und Rahmen zu
schaffen, ohne Anleihe an traditionelle Lösungsformen, und auch
hier fällt die treffliche Verwendung des Metalles auf. Dieses
— meist vergoldete Bronze — dient bei Grenander keineswegs
nur als Beschlag: es ist vielmehr ein entscheidender tektonischer
und koloristischer Wert. Die Vitrine mit ihren straffen Bogen-
konturen, die sich, wie von innerer Gewalt beherrscht, zu-
sammenschließen, mit ihrer Fournierung in den beiden warmen
Farben des polierten Padokholzes und des italienischen Nuß-
baums, ihren breiten Kupferbändern und ihren Kristallfüllungen,
ist eines der originellsten und besten Möbel der Ausstellung.
Auch die dekorative Verkleidung des Heizkörpers gibt ein eben-
so gut durchdachtes, wie koloristisch abgestimmtes Ensemble: in
der Mitte die durchbrochenen Metallplatten, eingefaßt von glän-
zend vergoldeten Metallstäben ; seitlich warmtönige Flächen von
Fliesen, Mahagonitafeln und Metallstreifen. Das entspricht den
Bedingungen dieser modernen Heiztechnik und wahrt doch
etwas vom Reiz der alten, hier in Karmanns dunkelblauem
Bank-Ofen so traulich wiederbelebten Kaminplatze.
Diese Art von Modernität wird in Berlin zweifellos.
ebenso willkommen sein wie in Wien.
Kann: man mit ihr heute auch in Berlin schon zahlreiche
Ausstellungsräume füllen, wie es in Wien, München und Dresden
mit anerkanntem, in Darmstadt mit bestrittenem Erfolge ver-
sucht ward ?
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