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Die Jubiläums-Ausstellung des Vereins für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin

Full text: Gesammelte Reden und Aufsätze / Meyer, Alfred Gotthold (Public Domain)

Formen wirkt oft nicht nur grotesk, sondern karikiert, aber das 
Ganze zeigt doch, wie sicher sein Schöpfer, Richard Guhr, 
Zeichnung und Farben handhabt. 
Aus der übrigen, mit der Raumgestaltung fest verbundenen 
Dekoration sei nur noch die Stuckplastik hervorgehoben, mit der 
Bildhauer R. Schirmer, der Meister des Portals, die tonnen- 
gewölbte Koje nächst dem Eingangssaal übersponnen hat: nor- 
disches Flachornament, mit Rosenzweigen geschickt verbunden 
und durch Reliefs sinnreich belebt; unter Teilnahme von Bild- 
hauer Markert tadellos ausgeführt. 
Die in unmittelbarstem Zusammenhang mit der Architektur 
arbeitenden monumentalsten Berliner Kunstindustrien, Stein- 
Skulptur, Stuckplastik, Mosaik und Wand- 
malerei, haben bei dieser Gelegenheit überall Anerkennens- 
Wertes geleistet. 
Die künstlerische Einheitlichkeit schon dieses wandfesten 
Ganzen aber bleibt der Ruhm Alfred Grenanders. Die Aus- 
stellungskunst haben wir in den letzten Jahren in internationaler 
und lokaler Schulung von Grund auf neu erlernt. Paris, 
München, Dresden, Wien, Darmstadt boten Vorbilder in Fülle, 
von denen diesmal am meisten wohl Wien nachwirkt. Trotzdem 
wahrt Grenanders Leistung ihre Eigenart. Durch seine Tätigkeit 
für die dekorative Gestaltung der Berliner Hochbahn ist sie 
bereits zur allseitigen Schätzung gelangt. Sie wurzelt vollständig 
in der Gegenwart. Grenander rechnet zielbewußt mit allen 
Werten neuzeitlicher Technik — nicht nur mit ihren materiellen, 
sondern auch mit ihren ästhetischen, die aus den Kraftlinien 
metallischen Gefüges fließen. Es ist nicht zufällig, daß er grade 
in den eisernen Trägern, Gittern und Toren der Hochbahn 
sein Bestes gab. Die überlieferte Sprache der am Stein allein 
entwickelten Baustile meidet er fast geflissentlich. Aber auch von 
der heute nur allzu mächtigen Originalitätswut hält er sich fern. 
Stets hat man die Empfindung, daß seine Formen nicht aus äußer- 
lichen Erwägungen, sondern aus einer künstlerischen Notwendigkeit 
persönlicher Art stammen, Und diese hat überall einen Zug ins 
Energische, Männliche — ein willkommener Widerspruch gegen 
die Oberherrschaft der „müden Linie“, Um so mehr ist es anzu- 
erkennen, daß er trotzdem nirgends derb und absichtlich primitiv 
wird, sondern überall taktvoll bleibt. 
Das gilt für alle Teile der Ausstellungskunst, in denen er 
persönlich zu Wort kommt. Es gilt besonders aber für. seine 
eigenen Ausstellungsstücke. Auch dort fehlen die traditionellen, 
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