Ist sie deshalb aber in der Stilgeschichte des deutschen
Flachornamentes und besonders für dessen Verwertung in der
Innendekoration des deutschen Zimmers wirklich eine so
mächtige reformatorische Tat, wie oft behauptet wird? —
Das glaube ich verneinen zu dürfen. Unsere Zimmer er-
halten durch die Eckmann-Tapete keine andere Stimmung, als
sie sich auch durch die historischen Muster des Rokoko- und
des Louis XVI.-Stiles im Anschluß an ihre zur Wandbespannung
dienenden Seidenstoffe erreichen läßt. Mit diesen haben Eck-
manns Tapetenmuster überhaupt viel gemein: die Zartheit der
Farben, die Feinheit der Linien, die stilgerechte Übertragung des
körperlichen Gebildes in einen Farbenwert, selbst auch Einzel-
züge, wie die Vorliebe für Streifenmuster.
So überrascht es denn auch nicht, wenn Eckmann auf einem
anderen Gebiet in unverkennbarer Weise an Überlieferungen alt-
heimischer Kunst anknüpft: im Mobiliar. Daß er auch dieses
in sein Arbeitsfeld einbezog, war bei seinen Absichten und dem
ganzen heutigen kunstgewerblichen Betriebe so gut wie selbst-
verständlich. — Entsprach es aber auch seiner besten Begabung?
Eckmanns Bedeutung wurzelt und gipfelt in der Flächen-
kunst. Er ging von der Malerei aus. Er war weder archi-
tektonisch geschult, wie Morris, noch plastisch, wie Obrist. Seine
Phantasie arbeitet am sichersten mit Farbenwerten. Das
Widerspiel von Kräften kennen seine Flachmuster nur als Gliede-
rung und als Tempo. Im Sinne von Konrad Langes Illusions-
Theorie dürfte man sagen, daß Eckmanns Kunst stets nur die
Nerven bedenkt, nicht die Muskeln.
Von solcher Eigenart kann zu einer guten Möbelkunst
nur eine künstliche Brücke führen. Gleichwohl hat Eckmann
verhältnismäßig viele Möbel entworfen. Meist sind es Haupt-
teile von Zimmern, die er als Ganzes erfand und in allen
Teilen bestimmte: den Willeschen Musik-Salon in Guben,
das Arbeitszimmer des Großherzogs von Hessen
in Darmstadt, die Räume in S. M. Jacht Iduna;
in Berlin: das Herrenzimmer bei Klemperer, den
Musiksalon bei Robert von Mendelssohn und für
Keller & Reiner, Dazu das Mobiliar seiner eigenen Woh-
nung und den Konzertflügel nebst Stühlen und Notenpulten für
die Königliche Hochschule für Musik.
Soweit - dies Mobiliar als Ganzes innerhalb des Ge-
samtraumes wirkt, kann man ihm stimmungsvollen Charakter
nicht absprechen. Den Musikzimmern bringt es eine eigene
8