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Otto Eckmann

Full text: Gesammelte Reden und Aufsätze / Meyer, Alfred Gotthold (Public Domain)

Ist sie deshalb aber in der Stilgeschichte des deutschen 
Flachornamentes und besonders für dessen Verwertung in der 
Innendekoration des deutschen Zimmers wirklich eine so 
mächtige reformatorische Tat, wie oft behauptet wird? — 
Das glaube ich verneinen zu dürfen. Unsere Zimmer er- 
halten durch die Eckmann-Tapete keine andere Stimmung, als 
sie sich auch durch die historischen Muster des Rokoko- und 
des Louis XVI.-Stiles im Anschluß an ihre zur Wandbespannung 
dienenden Seidenstoffe erreichen läßt. Mit diesen haben Eck- 
manns Tapetenmuster überhaupt viel gemein: die Zartheit der 
Farben, die Feinheit der Linien, die stilgerechte Übertragung des 
körperlichen Gebildes in einen Farbenwert, selbst auch Einzel- 
züge, wie die Vorliebe für Streifenmuster. 
So überrascht es denn auch nicht, wenn Eckmann auf einem 
anderen Gebiet in unverkennbarer Weise an Überlieferungen alt- 
heimischer Kunst anknüpft: im Mobiliar. Daß er auch dieses 
in sein Arbeitsfeld einbezog, war bei seinen Absichten und dem 
ganzen heutigen kunstgewerblichen Betriebe so gut wie selbst- 
verständlich. — Entsprach es aber auch seiner besten Begabung? 
Eckmanns Bedeutung wurzelt und gipfelt in der Flächen- 
kunst. Er ging von der Malerei aus. Er war weder archi- 
tektonisch geschult, wie Morris, noch plastisch, wie Obrist. Seine 
Phantasie arbeitet am sichersten mit Farbenwerten. Das 
Widerspiel von Kräften kennen seine Flachmuster nur als Gliede- 
rung und als Tempo. Im Sinne von Konrad Langes Illusions- 
Theorie dürfte man sagen, daß Eckmanns Kunst stets nur die 
Nerven bedenkt, nicht die Muskeln. 
Von solcher Eigenart kann zu einer guten Möbelkunst 
nur eine künstliche Brücke führen. Gleichwohl hat Eckmann 
verhältnismäßig viele Möbel entworfen. Meist sind es Haupt- 
teile von Zimmern, die er als Ganzes erfand und in allen 
Teilen bestimmte: den Willeschen Musik-Salon in Guben, 
das Arbeitszimmer des Großherzogs von Hessen 
in Darmstadt, die Räume in S. M. Jacht Iduna; 
in Berlin: das Herrenzimmer bei Klemperer, den 
Musiksalon bei Robert von Mendelssohn und für 
Keller & Reiner, Dazu das Mobiliar seiner eigenen Woh- 
nung und den Konzertflügel nebst Stühlen und Notenpulten für 
die Königliche Hochschule für Musik. 
Soweit - dies Mobiliar als Ganzes innerhalb des Ge- 
samtraumes wirkt, kann man ihm stimmungsvollen Charakter 
nicht absprechen. Den Musikzimmern bringt es eine eigene 
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