Und er hat sich mit ihnen dort schon jetzt einen ehren-
vollen Platz gesichert. Ja noch mehr: er hat mit ihnen den
Grundprinzipien unserer ganzen heutigen Bauart einen be-
achtenswerten Erfolg gebracht. Wer diese Ausstellung auf-
merksam durchwandert, muß empfinden, daß unsere Baukunst
trotz aller Gefahren einer bald rückläufigen, bald vorschnellen
Entwicklung in der Hauptrichtung auf gutem Wege ist. —
Es ist nicht unberechtigt, bei einer Charakteristik von Hoff-
manns persönlicher Kunst zunächst an ihren Zusammenhang mit
der traditionellen Schulung unserer heutigen Architekten zu er-
innern. Hoffmann gehört nicht zu den stürmischen Neuerern.
Das bewies schon sein Reichsgericht. Die Neubildungen sind
dort ungleich weniger bedeutsam als an Wallots Reichstags-
gebäude. Aber es ist doch ein ganz eigenartiges Werk; Hoffmann
zählt auch nicht zu den Architekten, denen die historischen
Stilformen die selbständige schöpferische Arbeit ersetzen.
Er kennt sie alle von Grund aus, aber er sieht in den über-
lieferten Stilformen nur die Wirkung und den Stimmungs-
wert, und verwendet sie nur, wo er diese für die Lösung
seiner Aufgabe braucht. Trotz aller geschichtlichen Anklänge
hat man bei seinen Bauten niemals die Empfindung, er habe
Stil und Details gewählt, um einen reizvollen, aber beliebigen
Schatz seiner Skizzenbücher und Sammelmappen anzubringen.
Und nirgends prunkt er mit seinem Wissen. Dazu ist er zu ge-
bildet. Hoffmanns Studium der früheren Stile ist kein Pausen,
Zeichnen und Messen, sondern ein künstlerisches Durchleben,
und darum vermag er es in seinem eigenen Schaffen wieder in
künstlerisches Leben umzusetzen. —
Solche Nutznießung des überkommenen Erbes ist aber grade
für seine jetzige Tätigkeit willkommen. Städtische Wohlfahrts-
bauten sind ihrem ganzen Zwecke nach zu stilistischen Experi-
menten ungeeignet. Wer sie dazu brauchte, würde den ge-
schichtlichen Zusammenhang durchbrechen, in dem das Gemein-
wesen selbst steht, und mit dem so ausgeprägten historischen
Sinn unserer Zeit in Widerspruch geraten. Unsere alten Kunst-
städte suchen in ihren wichtigen staatlichen und städtischen Neu-
bauten ihren historischen Stil möglichst zu wahren. Auch
Berlin entbehrt denselben nicht ganz. Seine ältesten Teile zeigen
die märkische Backstein-Gotik. Backstein und Terrakotta sind
auch für Hoffmann ein bevorzugtes Material. Für die Turnhalle
des Gymnasiums zum grauen Kloster an der Neuen Friedrich-
straße greift er auf die Formensprache der nahen Klosterkirche
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