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Gedächtnisrede auf Eduard Dobbert

Full text: Gesammelte Reden und Aufsätze / Meyer, Alfred Gotthold (Public Domain)

der Vergangenheit das für alle Zeiten Gültige von dem mehr 
Zufälligen, Vergänglichen zu unterscheiden. 
Das war, was Dobbert lehrte — und dem entsprach auch, 
wie er lehrte. 
Es war keine Eingebung des Augenblicks, sondern eine 
sorgsam vorbereitete Vorlesung, der natürliche Ausdruck einer 
Gelehrtenarbeit, die ihre Aufgabe nur darin sieht, forschend zu 
verstehen und Verständnis zu verbreiten. Ein objektiver Zug 
ging durch diese Lehrweise, für manchen vielleicht in zu aus- 
schließlicher Art. Aber den Boden dieser Objektivität bildete 
doch ein durchaus persönliches Verhältnis zur Kunst. Dobbert 
besaß auch als Lehrer in besonderem Maße das, was er an Carl 
Schnaase rühmte: wissenschaftliche Gesinnung. Er besaß aber 
zugleich jenen idealen Sinn, der in aller echten Kunst ein 
köstliches Gut und in der Beschäftigung mit ihr eine Verede- 
lung des ganzen Menschen sieht — und in gleichem Sinne faßte 
er auch seine Lehrtätigkeit auf. 
So hat Dobbert als Forscher und als Lehrer seine 
schon so früh ausgesprochene Lebensanschauung voll betätigt. — 
Und ebenso auf allen Gebieten, die außerhalb seines beruflichen 
Wirkens lagen, in seiner ganzen Lebensführung. Zeuge 
dessen ist vor allem sein persönliches Verhältnis zu unserer Hoch- 
schule. Viele, vielleicht die meisten unter uns, gedenken heut 
hier nicht in erster Reihe des Fachmannes, sondern des Amtsge- 
nossen im weitesten Sinne des Wortes, des Mitarbeiters 
an den gemeinsamen Aufgaben, zu denen unsere Hochschule 
jeden ihrer Angehörigen ruft. 
Und selbstloser, eifriger ist sicherlich niemand diesem Ruf ge- 
folgt! Wiederholt ist dies Wirken Dobberts auch vor die Öffent- 
lichkeit getreten, vor allem, als er 1885—86 als Rektor und im fol- 
genden Jahre als Prorektor fungierte. Als Mitglied seines Ab- 
teilungskollegiums und des Senates hat er nicht nur mit höchster 
Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue, sondern mit innerem, per- 
sönlichstem Anteil sich jeder an seine allbekannte Arbeitskraft 
appellierenden Aufgabe gewidmet. Den guten Hausgeist unserer 
Hochschule — so hat man Dobbert in einem Nekrolog treffend 
genannt. 
Er war auch ihr Haushistoriker! Zu ihrem Einzug in diese 
Räume 1884 hat er die Geschichte der Bau- und Gewerbe- 
akademie aktengemäß zu einer „Chronik“ zusammengefaßt, und 
deren Ergänzung zur neuen Ausgabe bei der Hundertijahrfeier
	        
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