der Vergangenheit das für alle Zeiten Gültige von dem mehr
Zufälligen, Vergänglichen zu unterscheiden.
Das war, was Dobbert lehrte — und dem entsprach auch,
wie er lehrte.
Es war keine Eingebung des Augenblicks, sondern eine
sorgsam vorbereitete Vorlesung, der natürliche Ausdruck einer
Gelehrtenarbeit, die ihre Aufgabe nur darin sieht, forschend zu
verstehen und Verständnis zu verbreiten. Ein objektiver Zug
ging durch diese Lehrweise, für manchen vielleicht in zu aus-
schließlicher Art. Aber den Boden dieser Objektivität bildete
doch ein durchaus persönliches Verhältnis zur Kunst. Dobbert
besaß auch als Lehrer in besonderem Maße das, was er an Carl
Schnaase rühmte: wissenschaftliche Gesinnung. Er besaß aber
zugleich jenen idealen Sinn, der in aller echten Kunst ein
köstliches Gut und in der Beschäftigung mit ihr eine Verede-
lung des ganzen Menschen sieht — und in gleichem Sinne faßte
er auch seine Lehrtätigkeit auf.
So hat Dobbert als Forscher und als Lehrer seine
schon so früh ausgesprochene Lebensanschauung voll betätigt. —
Und ebenso auf allen Gebieten, die außerhalb seines beruflichen
Wirkens lagen, in seiner ganzen Lebensführung. Zeuge
dessen ist vor allem sein persönliches Verhältnis zu unserer Hoch-
schule. Viele, vielleicht die meisten unter uns, gedenken heut
hier nicht in erster Reihe des Fachmannes, sondern des Amtsge-
nossen im weitesten Sinne des Wortes, des Mitarbeiters
an den gemeinsamen Aufgaben, zu denen unsere Hochschule
jeden ihrer Angehörigen ruft.
Und selbstloser, eifriger ist sicherlich niemand diesem Ruf ge-
folgt! Wiederholt ist dies Wirken Dobberts auch vor die Öffent-
lichkeit getreten, vor allem, als er 1885—86 als Rektor und im fol-
genden Jahre als Prorektor fungierte. Als Mitglied seines Ab-
teilungskollegiums und des Senates hat er nicht nur mit höchster
Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue, sondern mit innerem, per-
sönlichstem Anteil sich jeder an seine allbekannte Arbeitskraft
appellierenden Aufgabe gewidmet. Den guten Hausgeist unserer
Hochschule — so hat man Dobbert in einem Nekrolog treffend
genannt.
Er war auch ihr Haushistoriker! Zu ihrem Einzug in diese
Räume 1884 hat er die Geschichte der Bau- und Gewerbe-
akademie aktengemäß zu einer „Chronik“ zusammengefaßt, und
deren Ergänzung zur neuen Ausgabe bei der Hundertijahrfeier