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Full text: Die Verhandlungen über Schillers Berufung nach Berlin / Stölzel, Adolf (Public Domain)

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und brachte ihm reiche Ehrungen; mehrere Tage lang „litt aber 
Schiller sehr am Katarrhfieber“. i) Schiller selbst redet in seinem 
Briefe an Cotta?) von acht Tagen. Das obiger Angabe entsprechende 
Honorar für den Tell überreichte ihm Iffland namens des unter 
seiner Direktion stehenden Nationaltheaters?ꝰ) schon vor der Aufführung. 
Es war natürlich, daß während dieser Berliner Tage zwischen 
Iffland und Schiller der Gedanke an des letzteren etwaigen Über⸗ 
zug nach Berlin erneut auftauchte. Von selbst verstand es sich, daß, 
wenn diese Verhandlungen zu einem Ziele führen sollten, noch an— 
dere Personen hereinzuziehen waren. An urkundlichem Material, 
in dieser Beziehung alle vorgekommenen Einzelheiten festzustellen, 
fehlt es. Von besonderer Wichtigkeit sind zwei Aktenstücke aus der 
entscheidenden Zeit, ein Brief und ein beigefügtes sogen. „Memoire“ 
von Iffland, das eine wie das andere mit dem (deutlichst geschrie— 
benen) Datum des 16. Mai 18049 an Beyme gerichtet, den 
Geheimen Kabinetsrat Friedrich Wilhelms III., eine der einfluß⸗ 
reichsten Persönlichkeiten, wenn nicht die einflußreichste des dama— 
ligen Berlin. Er zählte zu den Männern der Carmer-Svarezschen 
Richtung, war „voll rührender Bescheidenheit, voll menschlich schöner 
Absichten“; unter den drei Männern, die der Geheime Kabinetsrat 
Mencken (Bismarcks Großvater mütterlicherseits) dem Könige zur 
Auswahl eines Nachfolgers vorgeschlagen hatte, und unter denen 
der König den „rechtschaffensten“ ernennen wollte, wurde ihm von 
Mencken Beyme genannt. Zeitlebens brachte Friedrich Wilhelm, 
nachdem er sich für Beyme entschieden, diesem sein größtes Ver— 
trauen entgegen, und Zeitlebens hing auch der neuernannte Kabinets- 
rat seinem Könige in voller Treue und Verehrung an. Zugleich 
erfreute sich Beyme wegen seines Edelsinns, seiner Güte und seiner 
Liebenswürdigkeit im Publikum allgemeiner Zuneigung. An seinem 
Grabe sprach der preußische Historiograph Preuß die Worte: „Jedes 
Blatt aus seiner Feder brachte Herzensfreude.“*) 
V Worte Ifflands in der von ihm den 16. Mai an Beyme gemachten 
Mitteilung. Dingelstedt, Teichmanns literarischer Nachlaß. 1863. S. 285. 
2) Vollmer, Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta 1876 S. 508. 
)) Pick S. 19. 
) Originale in den Akten des Berliner Geh. Staats-Archivs. 
) J. D. E. Preuß, Worte der Erinnerung am Grabe des ... Groß⸗ 
kanzlers Dr. v. Beyme. Berlin 1838.
	        
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