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Der Frauen-Verein von St. Hedwig und die Waisenfürsorge

Full text: Die katholische Charitas in Berlin / Fournelle, Heinrich (Public Domain)

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häuschen 18 Insassen. Die Capelle war ursprünglich in dem 
Vorderhaus zu ebener Erde eingerichtet; doch genügte sie dem 
Bedürfniß längst nicht, da auch die umwohnenden Katholiken in 
derselben dem Gottesdienst beiwohnten. Dem Anstaltsgeistlichen, 
Curatus Beyer, gebührt das Verdienst, den Bau einer 
neuen geräumigen Capelle herbeigeführt zu haben. Nach opfer— 
freudiger Beihülfe der Katholiken aus der ganzen Diöbcese 
Breslau konnte am 16. August 1859 Feldpropst Pelldram den 
Grundstein zur jetzigen Capelle feierlich legen und am 8. No— 
vember 1860 die Weihe des fertigen Gotteshauses vornehmen. 
Zu dieser Zeit befanden sich bereits 66 Waisenmädchen in 
St. Ursula; des Capellenbaues wegen hatten dieselben ihre bisherige 
Wohnung gegen eine im Hofe links gelegene vertauschen müssen. 
Die Oberin Hildegardis hatte stets den Plan, auf ihrem Grundstück 
für ihre Schützlinge ein eigenes Waisenhaus aufführen zu lassen, 
leider gestatteten die ungünstigen Zeitverhältnisse der siebenziger 
Jahre die Verwirklichung dieses Planes nicht. Eine wohlthätige 
Dame, die Gräfin Adlerberg, Gemahlin des russischen 
Botschafters, die sich stets wie eine Mutter der Waisenkinder 
annahm und den vorgenannten Plan der Oberin theilte, ver— 
anstaltete zum Besten der Waisen einen Bazar, an dem sich 
u. A. betheiligten die Herzogin von Ratibor, die Fürstin Hohenlohe, 
die Gräfinnen Chotek, Hohenthal, Oriolla, Dönhof, Frau v. Loö, 
Baronin von Mohrenheim ꝛc. Der König hatte hierfür den 
Concertsaal des Königlichen Schauspielhauses auf vier Tage be— 
willigt. Die Königin machte daselbst ihre Einkäufe in der Höhe 
von 200 Thalern, der König in der Höhe von 500 Thalern. 
Die Gräfin Adlerberg konnte schließlich der Oberin für ihre 
Waisenkinder 5000 Thaler als Ertrag des Bazars überreichen. 
Bald nachher veranstaltete die Gräfin noch ein Concert, das der 
Anstalt 1000 Thaler eintrug. 
Zu mehreren Malen zeichnete die Königin Augusta die 
Anstalt durch ihren Besuch aus. Mehrere Kirchengewänder sind 
von ihr geschenkt worden; ihrer Huld auch verdankt die Capelle die 
Bildnisse der vier Evangelisten, sowie der Grablegung und der Auf— 
erstehung des Heilandes. In besonders dankbarer Erinnerung 
steht aber in St. Ursula die Familie des Wirkl. Geh. Ober— 
justizrathes von und zur Mühlen. Die Gemahlin desselben
	        
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