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begrüßt worden, und dessen Schutzvorstand aus Mitgliedern des
Vincenz⸗Vereins zusammengesetzt war, ein eigenes Heim in der
Jerusalemerstraße, in der „alten Flinte“ sich verschafft hatte,
wurden die Generalversammlungen daselbst abgehalten. Aber
bereits zwei Jahre später mußten sie wieder in den engen Räumen
der Hedwigsschule abgehalten werden, weil das vom katholischen
Gesellenverein benutzte Local eine anderweitige Bestimmung er—
halten hatte. Oftmals aber hatte Herr von Olfers den General—
versammlungen ein gastliches Asyl geboten in den ihm zur Ver—
fügung stehenden Räumen der Königlichen Bibliothek.
Als aber der Gesellenverein später in das Haus Nr. 11 der
Niederwallstraße einzog, folgte ihm dorthin auch der Vincenz—
Verein mit seiner Generalverfammlung, wo dieselbe seither immer
noch abgehalten wird. Die monatlichen Sitzungen des Ober—
verwaltungsrathes aber werden bis heute in einem Saale des
Klosters der Grauen Schwestern in der Niederwallstraße 8/9
abgehalten.
Die einzelnen Conferenzen aber hatten, wie auch heute noch,
ihre Versammlungslocale in den verschiedenen Stadttheilen, in
denen sie wirkten, die einen im vornehmen Westen, die anderen
in den Arbeitervierteln des Ostens, bald im hohen Norden, bald
im Süden von Berlin; alle aber verband das einmüthige Be—
streben, aus Gottesliebe den Menschen an Leib und Seele Gutes
zu thun. Es galt als Ehrensache für die Vincentius-Brüder,
kein Liebeswerk als der Thätigkeit des Vereins fremd zu be—
tkrachten. Was Dupanloup in seiner Schrift: „Die christliche
Nächstenliebe und ihre Werke“ erzählt von dem Wirken des
Vincenz-Vereines im Allgemeinen, das läßt sich von dem Berliner
Vincenz-Verein im Speciellen sagen. „Alle Wochen versammeln
sich an einem bestimmten Tag sämmtliche Mitglieder in ver—
schiedenen Stadttheilen und besprechen sich, nachdem sie gebetet
und die Gnade des göttlichen Geistes auf sich herabgefleht haben,
alle mit einander über die Bedürfnisse der Armen; sie theilen
auch ihre Gedanken, Ansichten und Pläne, bezüglich der wirk—
samsten Mittel zur Unterstützung der Unglücklichen mit; sie ver—
theilen die ärmsten Familien der Stadt unter sich; jedes Mitglied
nimmt davon zwei, drei oder eine größere Zahl, die ihm besonders
zugewiesen werden; sie vertheilen hierauf unter sich Anweisungs—