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Das St. Nikolaus-Stift in der Frankfurter Allee

Full text: Die katholische Charitas in Berlin / Fournelle, Heinrich (Public Domain)

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schrieen, daß es zum Taubwerden war. Dennoch gewöhnte sich 
das Straßenvolk an den Anblick ruhig dahinwandelnder Schwestern, 
besonders weil eine Zeit lang geheime Schutzmänner, vom Polizei— 
revier beauftragt, den zu ihren Kranken sich begebenden Schwestern 
in kleiner Entfernung folgten. 
Unterdessen gab es für Letztere vieles zu thun; bei erkrankten 
und sterbenden Katholiken, Protestanten und Juden leisteten sie 
opferfreudig ihre Dienste. Auch stieg mit dem wachsenden Be— 
dürfniß die Zahl der Schwestern auf sieben. 
Nach vielen Bitten wurde den Schwestern von der königlichen 
Regierung die Erlaubniß ertheilt, eine Kinder-Bewahrschule 
für nicht schulpflichtige katholische Kinder zu eröffnen. Am 
15. Mai 1895 ward in einem gemietheten Local des Hauses 45 
in der Rüdersdorferstraße, wo nunmehr das katholische Arbeiter— 
heim Leo-Hospiz steht, die Kleinkinderschule eröffnet mit 35 Kindern. 
Aber nach einigen Monaten bereits mußte sie schon verlegt 
werden in das Conferenzzimmer des Pfarrhauses von St. Pius, 
neben der Schwesternwohnung. 
Ein edler Wohlthäter hatte unterdessen den Plan 
gefaßt, den Schwestern zu einem eigenen Hause zu verhelfen, 
wobei derselbe aber die Errichtung einer größern Capelle im 
Auge hatte, letzteres um den im Osten der Piusgemeinde 
wohnenden Katholiken günstigere Gelegenheit zu bieten, an den 
Sonntagen ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Am 4. Juli 
1897 kam auch wirklich ein Kaufvertrag zu Stande, kraft dessen 
ein Grundstück in der Frankfurter Allee 126 in den Besitz der 
Genossenschaft der Grauen Schwestern aus Breslau für die 
Summe von 185000 Mark überging. Die Schwestern verließen 
ihre Wohnung, die sie an der Piuskirche seit fünf Jahren inne— 
gehabt und zogen am 22. September in ihr nunmehriges Heim. 
Nach mancherlei Schwierigkeiten wurde der Bau der St. Nikolaus— 
capelle sowie einer Schwesterwohnung begonnen und zwar im 
hintern Theil des Grundstückes. Der niedrige Vorderbau steht 
noch heute, während der linke Seitenflügel umgebaut wurde. Am 
22. October, dem Octavtag der heiligen Hedwig, fand die feierliche 
Einweihung der neuen St. Nitolauscapelle durch den fürstbischöf— 
lichen Delegaten Propst Neuber statt unter Assistenz einer 
größeren Anzahl geistlicher Herren. Mit freuderfülltem Herzen
	        
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