280
schrieen, daß es zum Taubwerden war. Dennoch gewöhnte sich
das Straßenvolk an den Anblick ruhig dahinwandelnder Schwestern,
besonders weil eine Zeit lang geheime Schutzmänner, vom Polizei—
revier beauftragt, den zu ihren Kranken sich begebenden Schwestern
in kleiner Entfernung folgten.
Unterdessen gab es für Letztere vieles zu thun; bei erkrankten
und sterbenden Katholiken, Protestanten und Juden leisteten sie
opferfreudig ihre Dienste. Auch stieg mit dem wachsenden Be—
dürfniß die Zahl der Schwestern auf sieben.
Nach vielen Bitten wurde den Schwestern von der königlichen
Regierung die Erlaubniß ertheilt, eine Kinder-Bewahrschule
für nicht schulpflichtige katholische Kinder zu eröffnen. Am
15. Mai 1895 ward in einem gemietheten Local des Hauses 45
in der Rüdersdorferstraße, wo nunmehr das katholische Arbeiter—
heim Leo-Hospiz steht, die Kleinkinderschule eröffnet mit 35 Kindern.
Aber nach einigen Monaten bereits mußte sie schon verlegt
werden in das Conferenzzimmer des Pfarrhauses von St. Pius,
neben der Schwesternwohnung.
Ein edler Wohlthäter hatte unterdessen den Plan
gefaßt, den Schwestern zu einem eigenen Hause zu verhelfen,
wobei derselbe aber die Errichtung einer größern Capelle im
Auge hatte, letzteres um den im Osten der Piusgemeinde
wohnenden Katholiken günstigere Gelegenheit zu bieten, an den
Sonntagen ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Am 4. Juli
1897 kam auch wirklich ein Kaufvertrag zu Stande, kraft dessen
ein Grundstück in der Frankfurter Allee 126 in den Besitz der
Genossenschaft der Grauen Schwestern aus Breslau für die
Summe von 185000 Mark überging. Die Schwestern verließen
ihre Wohnung, die sie an der Piuskirche seit fünf Jahren inne—
gehabt und zogen am 22. September in ihr nunmehriges Heim.
Nach mancherlei Schwierigkeiten wurde der Bau der St. Nikolaus—
capelle sowie einer Schwesterwohnung begonnen und zwar im
hintern Theil des Grundstückes. Der niedrige Vorderbau steht
noch heute, während der linke Seitenflügel umgebaut wurde. Am
22. October, dem Octavtag der heiligen Hedwig, fand die feierliche
Einweihung der neuen St. Nitolauscapelle durch den fürstbischöf—
lichen Delegaten Propst Neuber statt unter Assistenz einer
größeren Anzahl geistlicher Herren. Mit freuderfülltem Herzen