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verdient hat. Auch die Schwestern erkannten das an und dankten
ihrem uneigennützigen Förderer und Wohlthäter aus Herzensgrund.
Eine günstige Gelegenheit dazu bot sich ihnen am 15. April 1868,
dem Tag des 25jährigen Priesterjubiläums des Geistlichen
Rathes. Tiefgerührten Herzens brachten sie am Vorabend des
Festes dem Jubilar ihren Dank und ihre Glückwünsche dar. Groß
und herrlich waren auch die Festlichkeiten, die dem Allverehrten
von der katholischen Gemeinde veranstaltet wurden; und mit
Recht! denn als beim Dankgottesdienst in St. Hedwig viele, viele
Hunderte von Katholiken Reihe für Reihe an der Communionbank
niederknieeten, um den Leib des Herrn zu empfangen, als zumal
die Vereine mit ihren Fahnen, und alle Katholiken, die mit dem
Jubilar in irgendwelcher Beziehung standen, im festlichen Zug,
unter den Augen unzähliger Zuschauer von St. Hedwig nach dem
Vereinshause in der Niederwallstraße sich begaben, da konnte
man einigermaßen übersehen, was dieser Missionsvicar, den das
Jahr zuvor P. Ratisbonne den Vincenz von Paul für
Berlhin genannt, ins Leben gerufen hatte.
Dieser Festtag aber sollte wiederum zum Besten der Grauen
Schwestern dienen.
Die Mitglieder der katholischen Vereine waren nämlich auf die
Idee gekommen, eine Sammlung zum Ankauf eines Hauses
für die Grauen Schwestern zu veranstalten, und das Ergebniß
derselben als Jubiläumsgeschenk dem Geistlichen Rath zu über—
reichen, wohl wissend, daß dadurch dem Herzenswunsch des Ge—
feierten entsprochen werde. Es waren 10500 Mark, die als
Gabe dargebracht wurden und so das Grundcapital zum Haus—
ankauf bildeten. Nach reiflicher Ueberlegung ward am 1. Juli
1870 das Haus und Grundstück Nr. 9 in der Niederwallstraße
unter Mitwirkung des fürstbischöflichen Delegaten, Propst Herzog,
für 37 000 Thaler zu Gunsten der Grauen Schwestern käuflich
erworben.“ Der Geistliche Rath Müller war somit die Ver—
anlassung gewesen, daß die Schwestern zu einem eigenen Hause
kamen; die Berliner Katholiken aber haben sich selbst, sowie den
Armen und Leidenden der Stadt einen großen Dienst dadurch
erwiesen, daß sie durch ihre Beiträge den Grund gelegt haben zu
dem heute segensreich wirkenden St. Joseph-Krankenhaus.
Den armen Schwestern aber war nun die schwere Aufgabe