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Das St. Afra-Stift

Full text: Die katholische Charitas in Berlin / Fournelle, Heinrich (Public Domain)

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So war unter dem Segen der Kirche die charitative Thätig— 
keit der Grauen Schwestern hinübergepflanzt worden von Moabit 
im Westen nach der Graunstraße im Norden, aus dem un— 
bequemen Miethshause nach den hellen, luftigen Räumen des 
neuen Afrastiftes, das mehrfach als Muster eines praktischen 
Anstaltsbaues gerühmt worden ist. Ein Gang durch das Innere 
wird uns des Erfreulichen viel zeigen. 
Durch den breiten Thorweg unter dem zu Privatwohnungen 
eingerichteten vierstöckigen Vorderhaus gelangen wir in den Hof. 
Vor uns, in der Mitte der Hintergebände, erhebt sich die hohe 
Kirchenfagade in äußerst geschmackvoller, spätgothischer Aus— 
führung; rechts und links schmiegen sich an die Kirche die eigent— 
lichen Anstaltsgebäulichkeiten in gefälliger Abwechselung an; links 
wird das hintere Gebäude mit dem vorderen verbunden durch 
einen Seitenflügel, in welchem ebenfalls Miethswohnungen ein— 
gerichtet sind für ältere Personen oder ruhige Familien; auf der 
rechten Seite ist ein ähnlicher Querbau. Der Grundriß des 
Afrastiftes besteht somit aus zwei nebeneinandergestellten regel— 
mäßigen Vierecken. Das vordere, die Façade an der Graun— 
straße bildende, hat 30 Meter Breite und 48 Meter Tiefe; in 
ihm liegt der innere Hof, vor der Kirche. Diese letztere bildet den 
Mittelpunkt des hinteren Gebäudecomplexes, der sich über ein 
Rechteck erstreckt, dessen Breite 34 und dessen Tiefe 48 Meter 
aufweist. Von der Graunstraße her bis zur Anstalt resp. zum 
Aufgang in die Capelle zieht sich unter dem rechten Seitenflügel 
ein nach Klosterart gebildeter Kreuzgang hin; wenn demnächst die 
ersten Geldsorgen des Afrastiftes aufgehört haben, werden die 
ausgedehnten Mauerflächen dieses Ganges wohl mit ernsten und 
erbaulichen Malereien, etwa mit Darstellungen aus dem Leben 
der hl. Afra, geschmückt. 
An den Backsteinpfeilern vorbei gelangen wir zuerst in das 
Pförtner- oder Sprechzimmer. Hier im kleinen Stübchen be— 
rühren sich Welt und Kloster; geschäftliche Angelegenheiten werden 
vorgebracht, besprochen und erledigt, desgleichen die Angelegen— 
heiten der Seele; man fragt, man erkundigt sich, man bittet und 
dankt, man rechnet und zählt, man weint und tröstet. Selten 
bleibt das Zimmer auf einige Minuten frei. Auf einem Tischchen 
dem Eingang gegenüber steht die Statue der hl. Afra, der
	        
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