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genommen, außer es sei die Mutter gestorben, worauf das Kind
ohne Weiteres aufgenommen wird.
In der Pappelallee sind augenblicklich gegen 120 Kinder,
Knaben und Mädchen vom 1. bis 6. Jahre, und sämmtliche
Knaben vom 6. bis 14. Jahre; letztere besuchen die städtische
Volksschule.
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Längst schon ist das Josephsheim in der Pappelallee nicht
mehr das einzige. Wie bereits gemeldet, war schon gleich anfangs
im Jahre 1892 in Weißensee eine Filiale entstanden. Unser
Gang nach den Anstalten der katholischen Charitas hatte uns
auch nach Weißensee hinausgeführt. Wenn man dort vom Bahn—
hof des Nordringes kommt und die staubige Straße mitten durch
die Ackerfelder hinaufwandert, so erreicht man als erste die
Gürtelstraße, die noch ungebaut und ungepflastert sich weit ins
Feld hinüber zieht. Das letzte Haus in dieser Straße ist das
St. Josephsheim, eine in Hufeisenform angelegte Villa mit etwas
schadhaftem Aeußeren. Durch die Thüre der hohen Bretterwand
an der Straße gelangt man in den mit zahlreichen Bäumchen
bestandenen Hof oder Garten, mit seinen sandbestreuten Wegen,
Rasen und Blumenbeeten. Eine besser gemeinte als gut ge—
lungene Statue des hl. Joseph, des Schutzpatrons der Anstalt,
ist in einem vor der Mitte des Hauses gelegenen Rondell aufgestellt.
Alle Bewohner des Josephsheims trafen wir feierlich auf—
gelegt: „Morgen“, hieß es, „gehen elf von unseren Mädchen
zur ersten hl. Communion; voriges Jahr waren es fünf und
vorher zwei gewesen“. — Das Haus ist von der Pappelallee
aus gekauft worden und vermag dreißig Kinder zu beherbergen.
Aus allen Gegenden sind sie zusammengekommen; als Geburts—
ort nannten die einen Berlin oder Rixdorf, andere Bromberg,
Oberschlesien und Sachsen. Eines der glücklichen Communion—
kinder antwortete auf die Frage, ob denn morgen zur Feier seiner
ersten hl. Communion auch Jemand zu ihm käme, mit den
Worten: „Ja, der liebe Jesus.“ — Ich hatte an die Mutter
oder Verwandte gedacht; wie eigen berührte einen aber die so
richtige und natürliche Antwort des Kindes. Was hätte auch
Vater oder Mutter, die sich, wer weiß wo, herumtreiben, dem