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Das St. Josephsheim, Heimath für heimathlose Kinder

Full text: Die katholische Charitas in Berlin / Fournelle, Heinrich (Public Domain)

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heims fröhlich leben können, wenn nicht ein anderes Leid, die 
Krankheit, das kleine Häuschen heimgesucht hütte. „Nehmen Sie 
sich in Acht“, hatte der Arzt beim Besuch einer erkrankten 
Kleinen gesagt, „in dem Hause war schon der Typhus; dasselbe 
ist feucht und ganz ungesund.“ — Es kam die nasse Frühlings— 
zeit des Jahres 1892 und ein Kind nach dem andern erkrankte. 
In dieser Noth machte der Arzt den Vorschlag, in einem Vorort 
eine Filiale, wenn auch nur für den Sommer einzurichten. Das 
klang märchenhaft! eine Filiale einrichten und keinen Pfennig 
Geld haben. Doch da kam der Tod und nahm eine ganze Reihe 
der kleinen Lieblinge himpeg, um sie zur ewigen Heimath zu 
führen. Der selige Propst Jahnel, dem die Leiterin der Anstalt 
ihr Leid klagte, war sofort für den Vorschlag, nunmehr eine 
Filiale außerhalb der Stadt einzurichten. Es fand sich auch 
bald ein Landhaus in der Vorstadt Weißensee, und als Tag 
der Uebersiedelung ward der 5. Juni festgesetzt. Alles für die 
denkbar bescheidensten Ansprüche Nöthige wurde aus dem Heim 
in der Pappelallee zusammengesucht; das Geld für die neue 
Miethe brachte am Vorabend unter dem Jubel der Kinder eine 
wohlthätige Dame, die keine Ahnung von der geplanten Neu— 
gründung hatte. Schnell ward gerüstet und am andern Morgen 
abgefahren. So begann das zweite Josephsheim, das sich jetzt 
noch in Weißensee, Gürtelstraße 8, befindet. 
Die Kleinen erholten sich nach und nach, und später, im 
Jahre 1894, als in der Pappelallee das Nebenhaus Nr. 112 
zugemiethet wurde, kehrten sie zurück. In Weißensee sind jetzt 
die nach ihrem sechssten Lebensjahr dem Josephsheim zugeführten 
Mädchen, damit diese zumeist in schlechten Verhältnissen aufgewachsenen 
Kinder die übrigen, im Alter von 1 bis 6 Jahren aufgenommenen, 
vor jedem Bösen sorgfältigst gehüteten Kinder, nicht verderben 
können. 
Nach Jahresfrist befanden sich bereits 50 Kinder unter der 
Obhut ihrer liebevollen Pflegerinnen; nach und nach kam beim 
Wachsen dieser Zahl die Zeit, wo die Josephsheimer eines neuen, 
geräumigen Hauses bedurften; die göttliche Vorsehung verhalf 
ihnen dazu. Ein frommer Herr dachte in Falkenstein auf seinem 
Sterbelager an das Josephsheim mit seinen heimathlosen Kleinen 
und vermachte demselben die Summe von 15000 Mark für einen
	        
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