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Berlin gestaltete sich die am 10. November erfolgende Rückkehr
anders, namentlich, wie bekannt, auf dem Gensdarmen-Markt vor
dem Sitzungssaale der Nationalversammlung, wo mit Spott- und
Schmährufen die Truppen empfangen wurden.
Was die Ablösung der Bürgerwehr auf der Schloßwache
durch die Truppen betraf, so hatte sich auch in diesem Falle das
Gerücht verbreitet und war zu den Ohren des Königs gekommen,
daß diese Ablösung nicht ohne Blutvergießen von statten gehen
würde, da gerade dieser wichtige Punkt bis auf das letzte ver—
theidigt werden sollte. Dem König war der Gedanke schrecklich,
daß im Schloß vielleicht das Blut seiner Unterthanen fließen
könnte, gewiß stand ihm noch die Durchführung der Todten lebhaft
vor Augen. Und so erhielt ich denn am Einzugstage früh Morgens
den Befehl, nach Berlin zu fahren und eine verschlossene Ordre
dem Kommandeur des Bataillons, welches im Lustgarten Auf—
stellung hatte und von dort aus in das Schloß einziehen sollte,
zu überbringen. In dieser Ordre, welche mir mitgeteilt wurde,
erhielt er die Anweisung, daß, wenn die Ablösung der Bürger—
wehr durch das Militär nur mit Blutvergießen erfolgen könne,
er sich mit seinem Bataillon meiner Führung anvertrauen solle.
Ich hatte Auftrag, die Truppen ungesehen über Treppen und Gänge
nach dem Apothekerboden und von dort in das Innere des Schlosses
zu führen, wo sie dann mit einem Mal unvermutet im Schloß—
hofe erscheinen konnten, ohne das fragliche Portal passiert zu haben.
Der Kommandeur schien davon recht wenig erbaut zu sein und
hätte gern vorgezogen, im Notfalle Mann gegen Mann vor—
zugehen, er sprach mir auch die bestimmte Hoffnung aus, daß es
wohl kaum zu diesem wenig ehrenvollen Ausgang kommen und er
gewiß mit klingendem Spiel ohne jeden Widerstand in den Schloß—
hof einziehen könne, und so kam es auch.