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ständnis dafür beibrachte; wie sollte sich dies aber steigern, als
nach der Revision mit dem Probieren der betreffenden Sorten
begonnen ward; das war eine wirklich ernste Arbeit, da ge⸗
hörte Erfahrung, Ausdauer und Zunge dazu, und das besaß der
alte Herr in reichem Maße.
War bei solcher Revision die Kgl. Hofhaltung im Schloß,
so bestellte der Geheimrat — nicht per nefas — ein Diner von
der Kgl. Tafel für vier oder sechs Personen, woran auf seine
Aufforderung der Kgl. Küchenmeister, der Silber-Verwalter, Keller⸗
meister und manchmal auch der alte Hofrat Dr. Eisfeld teil—
nahmen; er präsidierte, ich als Jüngster an dem unteren Ende,
zwischen uns die alten würdigen Herren, die sämtlich noch, wenn
auch ohne Zopf, doch mit gepudertem Haar erschienen, im Frack,
schwarz-seidenen Kniehosen und dgl., da sie unmittelbar von ihrem
Tafeldienst zu Tisch kamen.
Da konnte ich bewundern, lernen und studieren, mit welcher
Grandezza das Ganze behandelt, jeder Gang, jede Schüssel mit
Sachkenntnis geprüft und bald mit dem Küchen-, bald mit dem
Kellermeister umständlich darüber verhandelt wurde.
Die Unterhaltung verlief in würdig-gemessener Weise, von
den Mitgliedern der Königlichen Familie wurde nur mit höch—
stem Respekt gesprochen, bei Allen erfreute sich der König der
innigsten und aufrichtigsten Verehrung, und gern wurde, stets in
etwas umständlicher Art, dieser und jener kleine Zug berichtet,
der ein helles Licht auf den Charakter des Königlichen Herrn
warf.
Bei besonderen Veranlassungen ging der Koͤnig aus seiner
allgemeinen Zurückhaltung heraus, am wohlsten fühlte er sich,
wenn er seine Kinder, zumal jene aus der Ferne, um sich sah,
und dann war er auch zu einem Scherz bereit. So wohnte er
einst mit den Seinen sowie mit dem Kaiser Nicolaus von Ruß—
land und dessen Familie militärischen Ubungen im Grunewald
bei und besuchte am Abend mit seiner Umgebung das Biwak;
bei mehreren Soldaten, die sehr geschickt Kartoffeln schälten, blieb