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Siebenter Abschnitt

Full text: Unter fünf preußischen Königen / Dohme, Robert (Public Domain)

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an, denn als der Herrscher das Zimmer betrat und mich mit 
meinem Anschlag in der Hand stehen sah, sagte er zu mir ge— 
wendet: „Aha, da steht der teure Mann.“ Nach Besichtigung 
und manchen Bemerkungen und schließlicher Zustimmung mit der 
Probe fragte er: „Was kostet es also?“ Ich erlaubte mir die 
Schlußsumme zu nennen und den Anschlag zu überreichen. Nach 
dessen flüchtiger Durchsicht erwiderte der Kaiser, indem er sich 
zu mir wandte: „Es ist doch eine Menge Geld!“ worauf ich, da 
er es in seiner wohlwollenden, einnehmenden Weise äußerte, mir 
die Worte erlaubte: „Euer Majestät wollen gnädigst bedenken, 
daß für den Deutschen Kaiserthron das Geld nicht in Betracht 
kommen kann.“ — „Ja, das sagen Sie, Sie geben es nicht, aber 
ich muß bezahlen,“ und dann sich zu dem Grafen Pückler wendend, 
entfernte er sich freundlichst grüßend mit den Worten: „Pückler, 
sorgen Sie also nun, daß es rechtzeitig fertig wird.“ — 
Als ich an einem der letzten Geburtstage des Kaisers 
eine Auszeichnung erhalten hatte, sagte mir der Oberhofmarschall 
Graf Pückler, daß mich der hohe Herr einen Tag nach seinem 
Geburtstag empfangen und meinen Dank persönlich entgegen— 
nehmen wolle. Zur befohlenen Stunde fand ich mich ein. 
Der diensthabende Adjutant meldete mich, ich wartete im 
Fahnenzimmer, und der Kaiser kam von seinem Arbeitszimmer 
dorthin. Er nahm in gütigster Weise meinen Dank entgegen, 
und als ich zum Schluß meine Verbeugung machte und mich ent— 
lassen glaubte, sagte der Kaiser zu mir: „Warten Sie noch, ich 
muß Ihnen doch zeigen, welche Überfülle von Blumen ich gestern 
erhalten habe.“ Damit führte er mich in das Audienzzimmer, 
wo auf vielen Tischen die kostbarsten Schätze der Flora aufge— 
stellt waren, machte mich auf die schönsten aufmerksam und nannte 
bei etwa einem Dutzend die Namen der Geber und Geberinnen. 
„Falls ich,“ fügte der König zum Schluß hinzu, „noch ein Jahr 
erleben sollte und mir wieder so viele Beweise der Liebe zugehen, 
so muß ich mir wirklich ein Glashaus anbauen lassen, in welchem 
ich sie aufheben kann, damit sie nicht zu schnell verwelken. Im
	        
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