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Siebenter Abschnitt

Full text: Unter fünf preußischen Königen / Dohme, Robert (Public Domain)

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Die Untersuchung erfolgte durch einen Königlichen Stall—⸗ 
meister und einen Roßarzt, fiel aber dahin aus, daß fast alle 
Pferde alte abgetriebene „Karren- und Ackergäule“ und sämtlich 
für den Königlichen Marstall ungeeignet seien. Der Schreck für 
mich war groß, da ich sofort entschlossen war, jede Verantwortung 
zu übernehmen und jeden Verlust zu tragen, doch wurde ich von 
vielen Seiten beruhigt, weil Sachkenner das genaue Gegenteil 
von dem abgegebenen Urteil behaupteten. Das Endergebnis 
war auch ein zufriedenstellendes. Manche sehr vorteilhafte An— 
gebote für einzelne Pferde wies ich zurück, und Strousberg kaufte 
sie dann sämtlich für den von mir an Graf Davilliers gezahlten 
Preis, dessen Originalquittungen ich ihm mitschickte. 
Nach einem halben Jahr ließ mir Strousberg, der mir 
persönlich unbekannt war, durch einen meiner Bekannten noch 
seinen Dank aussprechen für den vorteilhaften Kauf, den er durch 
mich gemacht hätte! — — 
Von der Sorgfalt, mit welcher sich Kaiser Wilhelm von allem 
persönlich unterrichtete und wie er stets bemüht war, seinen „Etat“ 
nicht zu überschreiten, berichtet folgende Sache. Zu der feier⸗ 
lichen Eröffnung des ersten Reichstages mußte ein neuer Kaiser— 
thron beschafft werden. Drei Skizzen, die vom Oberhofmarschall 
Grafen Pückler vorgelegt wurden, sowie Abbildungen auswärtiger 
Throne fanden keinen Beifall. Der Kaiser kam immer wieder 
auf den Thron im Rittersaal zurück, nur daß er ihn noch ein— 
facher wünschte, und auf den Thron im Weißen Saal. 
Eine neue in diesem Sinne angefertigte Skizze wurde ge— 
nehmigt. Der bemerkenswerte Unterschied bestand nur in den 
an beiden Seiten schwach hervortretenden Pilastern, die vergoldet 
und mit Schnitzwerk verziert waren. Vor der Ausführung wollte 
der Kaiser aber erst eine teilweise Probe in natürlicher Größe 
und von billigem Stoff hergestellt sehen. Dieselbe wurde im 
sogenannten Gobelin-Zimmer am Ende der petits appartements 
aufgestellt. Der Oberhofmarschall benachrichtigte den Kaiser hier— 
von und gab ihm dabei wahrscheinlich auch den Kosten-Betrag
	        
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