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Die Untersuchung erfolgte durch einen Königlichen Stall—⸗
meister und einen Roßarzt, fiel aber dahin aus, daß fast alle
Pferde alte abgetriebene „Karren- und Ackergäule“ und sämtlich
für den Königlichen Marstall ungeeignet seien. Der Schreck für
mich war groß, da ich sofort entschlossen war, jede Verantwortung
zu übernehmen und jeden Verlust zu tragen, doch wurde ich von
vielen Seiten beruhigt, weil Sachkenner das genaue Gegenteil
von dem abgegebenen Urteil behaupteten. Das Endergebnis
war auch ein zufriedenstellendes. Manche sehr vorteilhafte An—
gebote für einzelne Pferde wies ich zurück, und Strousberg kaufte
sie dann sämtlich für den von mir an Graf Davilliers gezahlten
Preis, dessen Originalquittungen ich ihm mitschickte.
Nach einem halben Jahr ließ mir Strousberg, der mir
persönlich unbekannt war, durch einen meiner Bekannten noch
seinen Dank aussprechen für den vorteilhaften Kauf, den er durch
mich gemacht hätte! — —
Von der Sorgfalt, mit welcher sich Kaiser Wilhelm von allem
persönlich unterrichtete und wie er stets bemüht war, seinen „Etat“
nicht zu überschreiten, berichtet folgende Sache. Zu der feier⸗
lichen Eröffnung des ersten Reichstages mußte ein neuer Kaiser—
thron beschafft werden. Drei Skizzen, die vom Oberhofmarschall
Grafen Pückler vorgelegt wurden, sowie Abbildungen auswärtiger
Throne fanden keinen Beifall. Der Kaiser kam immer wieder
auf den Thron im Rittersaal zurück, nur daß er ihn noch ein—
facher wünschte, und auf den Thron im Weißen Saal.
Eine neue in diesem Sinne angefertigte Skizze wurde ge—
nehmigt. Der bemerkenswerte Unterschied bestand nur in den
an beiden Seiten schwach hervortretenden Pilastern, die vergoldet
und mit Schnitzwerk verziert waren. Vor der Ausführung wollte
der Kaiser aber erst eine teilweise Probe in natürlicher Größe
und von billigem Stoff hergestellt sehen. Dieselbe wurde im
sogenannten Gobelin-Zimmer am Ende der petits appartements
aufgestellt. Der Oberhofmarschall benachrichtigte den Kaiser hier—
von und gab ihm dabei wahrscheinlich auch den Kosten-Betrag