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Dem Einwande, daß eine große fürstliche Wohnung verloren
ginge, könnte dadurch begegnet werden, daß die jetzige tote
Hausbibliothek aus dem Schlosse entfernt und aus diesen herr—
lichen altertümlichen Räumen eine neue Fremdenwohnung ge—
schaffen würde.
Wer, wie ich, sich über fünfzig Jahre mit dem Schlosse
und allem, was damit in Verbindung steht, beschäftigt hat, dem
wird man es nachsehen, wenn er solche Vorschläge der praktischen
Erwägung anheimgiebt und sie in Worte kleidet.
Wie beim Berliner Schloß, so blieb auch beim Schloß
Babelsberg Kaiser Wilhelm J. der Gewohnheit treu: es sollte
nichts verändert und nur, was unbedingt notwendig war, in alter
Weise wieder hergestellt werden. Einzelne Verbesserungen in dem
Eingange und der Aufgangstreppe sowie Erweiterung der Oko—
nomie-Räume, welche die vergrößerte Hofhaltung unvermeidlich
machte, konnten nur mit Mühe Zustimmung erhalten. Dagegen
zeigte der Kaiser um so regeres Interesse für den Park; er ver—
größerte denselben durch mehrfache Ankäufe, namentlich auch durch
den der türkischen Wiesen und durch Hinzunahme der ehemaligen
Husaren-Schießstände am Griebnitzsee jenseits der Chaussee. Der
Kaiser bestimmte die Stelle selbst, an welcher die alte Berliner
Gerichtslaube, welche die Stadt ihm verehrt hatte, wieder auf—⸗
gebaut werden sollte, ebenso den Platz für die sogenannte Feld⸗
herrnbank und die Bismarck-Büste; diese Anlagen wurden ganz
nach seinen eigensten Angaben ausgeführt, ebenso der neu ange—
legte See nach Vergrößerung der Wasserleitung. Der Kaiser
gab auch an, welche Veränderungen im Park stattfinden sollten
und der Hofgärtner Kindermann erhielt persönlich die Aufträge;
derselbe durfte nicht einen Baum ohne Genehmigung des Königs
fortnehmen oder zu sehr zustutzen, um Aussicht zu gewinnen.
Es war eine Freude und Erholung für den greisen kaiserlichen
Herrn, in seinem Park bestimmen und wirtschaften zu können,
und der Hofgärtner erfreute sich seines besonderen Wohlwollens
war aber auch unermüdlich in seinem Beruf, und um sein aus—