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hervorgetreten ist, aber über ein halbes Jahrhundert
lang von bedeutendem Einfluß auf die deutsche Bühne
blieb: Chéri Maurice, der Begründer des „hamburger
Thaliatheaters“. Geboren am 29. Nai 1805 in Frank
reich von jüdischen Eltern, gestorben am 27. Januar 1890
zu hamburg, hat er als Direktor des „Hambursger
Thaliatheaters“ sowohl unter den Bühnendichtern wie
unter den Schauspielern mehr Talente entdeckt und ge—
fördert als irgend ein deutscher CTheaterleiter. Wohl
spielte auch bei ihm, wie bei jedem Theaterdirektor, die
Rücksicht auf den Kassenrapport eine große Rolle, aber
er bewahrte doch bis an sein Lebensende ein warmes
Interesse für die Kunst und hatte vor Allem eine bei
Bühnenleitern sehr seltene gute Eigenschaft: einen fröh
lichen Wagemuth! Wie vielen dichterischen und schau—
spielerischen Talenten, die bisher überall vergeblich um
Aufnahme gebettelt hatten, erschloß er zuerst die Bühnen—
pforten und faörderte sie, falls sie Erfolg versprachen, so
lange es irgend anging! Er ließ sich nicht sogleich von
weiteren Versuchen abschrecken, wenn der erste fehl
schlus, sondern wagte es wieder und wieder. Dabei
hatte er einen seltenen Scharfblick in der Beurtheilung
neuer Talente und wies gar Manchem den geeigneten
Pfad. Wie gut er auch die deutsche Sprache schriftlich
zu brauchen gelernt hatte — in der mündlichen Unter—
haltung verleugnete er nie völlig den fremden Accent,
und Französisch blieb ihm bis an sein Ende doch Lieb—
lingssprache.
Seltsam: Deutschland, das aus den Litteraturen
aller Völker und SFeiten so musterhafte, den Originalen