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der junge Markgraf: er wolle die Sache dem besten Erwägen seines
Vormunds und des Herzogs von Preußen anheimstellen; was sie, denen
er volles Vertrauen schenke, ihm zu seiner Wohlfahrt rathen würden,
wolle er befolgen.
Bei näherer Ueberlegung indeß erwachten auch im Markgrafen
mancherlei Besorgnisse, besonders in Betreff der finanziellen Verhälinisse,
wenn etwa in fünf Jahren der junge Markgraf mit einer Koönigstochter
verheirathet, mit einem Einkommen von etwa 5000 Gulden (sobald
dann eine Landestheilung vorgenommen werde), einen eigenen Hof hal⸗
ten solle. Diese Bedenklichkeiten wurden noch durch einen Umstand ver⸗
mehrt, der dem Markgrafen in Augsburg begegnete, über den er sich
zwar nicht näher aussprechen mochte, wodurch er jedoch bewogen wurde,
dem Herzog von Preußen anzurathen, die Sache einstweilen auf sich
beruhen zu lassen bis zu ihrer persönlichen Zusammenkunft, „zumal,
wie er hinzufügt, das Vorhaben unserem jungen Vetter sehr beschwer⸗
lich ist. Ganz aufgeben mochte aber Georg den Heirathsplan noch
nicht. Er sandte daher dem Herzog nicht bloß ein auf Leinwand ge—
maltes Portrait seines Mündels, wahrscheinlich um es gelegentlich am
Polnischen Hofe sehen zu lassen, sondern er beschloß auch, zu ihrer
nächsten Zusammenkunft den jungen Markgrafen mitzubringen und ihn
dann auch mit an den Polnischen Hof zu nehmen, „damit er, wie er
sich ausdrückt, dort auf den Schaumarkt kaͤme, Besichtigung thue
und sich wiederum besichtigen lasse, was ja füglich aufs stillste und un—
vermerkt geschehen könne. Wenn dann auf vorgehende Verhandlung
und Erfahrung der Eltern Willen Beide Lust und Neigung zusammen
trügen, so könne alsdann das endlich verhandelt werden, was die Noth—
durft erfordere.“
Wegen der Einführung einer neuen Kammer-, Kanzlei⸗, Haus⸗
und Hofordnung konnte die erwähnte Zusammenkunft mit dem Herzog
oon Preußen erst im Jahre 1536 Statt finden. Der junge Markgraf