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Volume Preußens Lage vor dem Ausbruch des Krieges gegen Napoleon im Jahre 1813. Abdruck einer am 12. Februar 1848 im wissenschaftlichen Verein zu Berlin gehaltenen Vorlesung

Full text: Berliner Kalender (Public Domain) Issue1854 (Public Domain)

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Inzwischen setzte sich im März 1812 die Armee, die Napoleon 
schon in Deutschland zusammengeführt hatte, ohne alle Anfrage und ehe 
die Ratisikation des Allianzvertrages eingetroffen war, über die pom— 
mersche Graͤnze in Bewegung und, bei dem festen Entschluß, fich nicht 
ohne den kräftigsten Widerstand unterdrücken zu lassen, bedurfte es an— 
dererseits wieder der größten Vorsicht, sich nicht ohne die höchste Noth 
zu compromittiren; als grade im Augenblick der fürchterlichsten Crisis, 
wo der König mit Fassung, aber entschlossen es vorbereitete, nur mit 
den Waffen in der Hand unterzugehen, ein Courier des preußischen Ge— 
sandten zu Paris, des General Krusemark, mit der Ratifikation des 
Vertrages eintraf, durch welchen der König sein ganzes Land, mit Aus— 
nahme eines Theiles von Schlesien und der Stadt Potsdam, dem Durch— 
zuge der Franzosen öffnete und ein Hülfscorps gegen Nußland zu stel— 
len versprach. 
Ich habe diese höchst interessanten, oft unrichtig beurtheilten poli— 
tischen Verhandlungen jener Zeit hier nur kurz berühren koͤnnen und 
sehe mich auch im Verfolg der Erzählung auf Hervorhebung einzelner 
wichtiger Umstände beschränkt. 
Nicht lange, nachdem Ondinot's Corps seinen Einzug in Berlin 
gehalten hatte, traf Napoleon in Dresden ein, wohin sich auch der 
Kaiser von Oestreich begeben hatte. Man hatte gedacht, Napoleon 
werde seinen Weg über Berlin nehmen, als ein Courier den König ein— 
lud, sich nach Dresden zu begeben, wohin er denn auch in Begleitung 
des Kronprinzen, des Staatskanzlers und weniger anderer Personen so⸗ 
fort abreisete. Napoleon empfing den Konig mit besonderer Zuvor⸗ 
kommenheit und hatte eine anderthalbstündige Unterredung mit Har— 
denberg, worin er die ganze Politik Preußens berührte, sich offen 
aͤber seinen Feldzugsplan aussprach, ja, wie von einer Ahnung erfuͤllt, 
aͤber das Schicksal seines Sohnes, des Königs von Rom, nach seinem 
Tode Aeußerungen fallen ließ.
	        
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