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Inzwischen setzte sich im März 1812 die Armee, die Napoleon
schon in Deutschland zusammengeführt hatte, ohne alle Anfrage und ehe
die Ratisikation des Allianzvertrages eingetroffen war, über die pom—
mersche Graͤnze in Bewegung und, bei dem festen Entschluß, fich nicht
ohne den kräftigsten Widerstand unterdrücken zu lassen, bedurfte es an—
dererseits wieder der größten Vorsicht, sich nicht ohne die höchste Noth
zu compromittiren; als grade im Augenblick der fürchterlichsten Crisis,
wo der König mit Fassung, aber entschlossen es vorbereitete, nur mit
den Waffen in der Hand unterzugehen, ein Courier des preußischen Ge—
sandten zu Paris, des General Krusemark, mit der Ratifikation des
Vertrages eintraf, durch welchen der König sein ganzes Land, mit Aus—
nahme eines Theiles von Schlesien und der Stadt Potsdam, dem Durch—
zuge der Franzosen öffnete und ein Hülfscorps gegen Nußland zu stel—
len versprach.
Ich habe diese höchst interessanten, oft unrichtig beurtheilten poli—
tischen Verhandlungen jener Zeit hier nur kurz berühren koͤnnen und
sehe mich auch im Verfolg der Erzählung auf Hervorhebung einzelner
wichtiger Umstände beschränkt.
Nicht lange, nachdem Ondinot's Corps seinen Einzug in Berlin
gehalten hatte, traf Napoleon in Dresden ein, wohin sich auch der
Kaiser von Oestreich begeben hatte. Man hatte gedacht, Napoleon
werde seinen Weg über Berlin nehmen, als ein Courier den König ein—
lud, sich nach Dresden zu begeben, wohin er denn auch in Begleitung
des Kronprinzen, des Staatskanzlers und weniger anderer Personen so⸗
fort abreisete. Napoleon empfing den Konig mit besonderer Zuvor⸗
kommenheit und hatte eine anderthalbstündige Unterredung mit Har—
denberg, worin er die ganze Politik Preußens berührte, sich offen
aͤber seinen Feldzugsplan aussprach, ja, wie von einer Ahnung erfuͤllt,
aͤber das Schicksal seines Sohnes, des Königs von Rom, nach seinem
Tode Aeußerungen fallen ließ.