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Volume Ueber mittelalterliche Kunstvorstellungen

Full text: Berliner Kalender (Public Domain) Issue1854 (Public Domain)

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Nacht ist mit keiner goldenen Glorie bekraͤnzt, aber es leuchtet und er—⸗ 
hellet ringgsum' das Dunkel. Bei dem Kampfe des heiligen Georg mit 
dem Drachen — Dürer nennt ihn miles Christi — hatten die Maler 
dieser Zeit die allegorische Deutung im Sinn und wollten die Anläufe 
des Teufels darstellen und wie er, der stark in dem Herrn ist, mit dem 
Harnisch Gottes, dem Schilde des Glaubens, dem Helm des Heils 
und dem Schwert des Geistes den Feind bezwingt. Die Jungfrau, die 
im Hintergrunde voller Schrecken für den Kämpfer betet, der Legende 
nach eine Königstochter, stellt die gerettete Kirche dar. Luther, der 
von dem Erfinder der Geschichte der heiligen Katharina meint, daß er 
tief in der Hölle sitzen müsse, erklaͤrt die Darstellung des heiligen Chri— 
stophorus für ein schön christlich Gedichte, um anzuzeigen, wie ein Christ 
sein sollte. Er trägt mit sich Christum „durch das wüthende, wilde 
Meer — die Welt, da die Wellen, da Tyrannen und Rotten sammt 
allen Teufeln zu ihm einschlagen und ihn verfolgen, wollten ihn gern 
um Leib und Leben, Gut und Ehre bringen: er aber haͤlt sich an einem 
großen Baum, wie an einem Stecken, das ist an Gottes Wort. Jen⸗ 
seits des Meeres steht ein altes Maännlein mit einer Latern, darin ein 
brennend Licht ist, das sind der Propheten Schrift, danach richtet er 
sich und kömmt also unversehrt ans Ufer, da er sicher ist, das ist in 
das ewige Leben.“ 
Der Höhenpunkt, den die kirchliche Malerei errungen, war auch der— 
Endpunkt der katholischen Kunst. Immer mehr und mehr schwindet 
nach der Reformazion die Kraft ihrer Bedeutung. Der Zwiespalt 
zwischen dem Abgeschlossenen der Kirchlichkeit und der Erweiterung der 
Begriffe gab sich auf bedenkliche Weise auch in der Kunst zu erkennen. 
Wir vermissen die Andacht, wenn auf einem Bilde Giulio Roma— 
no's über den Christusknaben, der in einem Metallbecken steht, sein 
Gespiele Johannes einen Krug mit Wasser ausgießt, wodurch nichts
	        
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