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„Als Ergebniß der von mir Sr. Eminenz dem Cardinal Bar—
berini überreichten Schrift betrachte ich den Beginn der Verhandlung
meiner Angelegenheit, welche übrigens mit dem gewohnten strengen
Geheimniß stattfindet. In Folge dessen habe ich in äußerster Zurück—
gezogenheit leben müssen, doch sind mir gegen die Gewohnheit drei ge—
räumige und bequeme Zimmer eingeräumt worden, ein Theil der
Wohnung des Herrn Fiscals des Sant' uffizio, mit freier Erlaubniß
in weiten Räumen umherzuwandeln. Meine Gesundheit ist gut, was
ich nächst Gott der großen Sorgfalt des trefflichen Hauses des Herrn
Botschafters und der Frau Botschafterin danke, welche auf alle für mich
mehr denn ausreichende Bequemlichkeiten ein wachsames Auge haben.
Dem Marsilio habe ich mitgetheilt was Ihr mir meldet. Er
danket Euch und fährt fort mich mit der gewohnten fast übergroßen Auf—
merksamkeit zu bedienen, welche nicht ohne Lohn bleiben wird. Uebri—
gens bietet die Einsamkeit mir keine Gelegenheit zum Berichten von
Neuigkeiten, außer daß der schlimme Zustand Eurer Briefe mich fürch—
ten macht, daß die Besorgnisse wegen der ansteckenden Krankheit in
Toscana wieder erwacht sind, was mich sehr betrübt.
Nachdem Ihr zurückgekehrt, werde ich es als eine besondere Gunst
ansehn, wenn Ihr und Eure Brüder Euch mit vollster Freiheit meiner
Villa bedienen und Euch der geringen Bequemlichkeiten erfreuen wollt,
welche sie darbietet. Ich wünsche, daß Vincenzo mir über sich, seine
Frau und Kinder und seine Verhältnisse genaue Auskunft gebe: zu
seiner Kenntnißnahme bitte ich ihm Gegenwärtiges zukommen zu lassen.
Euch wie Euren Herren Brüdern küsse ich mit wahrer Zuneigung die
Hand und wünsche Euch alles Glück.“
Wie sehr in dem Inquisizionsgebäude die Gesundheit des Gefange⸗
nen litt und wie groß seine Niedergeschlagenheit war, obgleich noch ein
Hoffnungsschimmer ihm leuchtete, zeigen die nachfolgenden Zeilen an
Bocchineri vom 283. April: „Ich schreibe vom Lager, an welches seit
sechzehu Stunden heftiges Hüftweh mich fesselt, das nach gewohntem