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so habe ich ihn ermahnt, davon abzustehn, um die Verhandlung nicht
noch mehr in die Lange zu ziehn; ich habe ihm dagegen zugeredet sich
dem zu unterwerfen, was sie ihm in Betreff der Bewegung der Erde
zu glauben vorschreiben werden. Er ist darüber in die tiefste Betrübniß
verfallen und von gestern bis heute dermaßen zusammengesunken, daß
ich für sein Leben äußerst besorgt bin. Es ist die Einrichtung getroffen
worden, daß er einen Diener halten kann und keiner Bequemlichkeit
entbehrt, während wir Alle uns angelegen sein lassen ihn zu trösten,
im Verein mit den Freunden und solchen, welche an den Verhandlungen
theilnehmen. Denn er verdient's in Wahrheit, und das ganze Haus,
welches ihm von Herzen wohlwill, ist um seinetwillen unsäglich traurig.“
Die Besorgnisse verwirklichten sich nur zu sehr. Galileo wohnte,
wie gesagt, im großherzoglichen Palast; als aber die Untersuchung vor⸗
wärts schritt, brachte man ihn nach dem bei Sanet Peter gelegenen
Inquisizionsgebaäude, welches den Kunstfreunden, die in Rom waren, be—
sonders seines schönen Hofes wegen erinnerlich sein wird. Der Bot—
schafter meldete dies am 16. April mit der Bemerkung, daß man dem
Gefangenen mit Excommunication gedroht zu haben schien, wenn er
das Geheimniß der Vorgänge breche.x) An demselben Tage schrieb
dieser an Bocchineri:
x*) Aus welchem Gesichtspunkte man übrigens in Rom die Sache betrachtete,
zeigt ein Brief des berühmten Lucas Holstenius an Herrn von Peiresec zu
Aix vom 7. Mai, in welchem folgendes vorkommt: „Der Florentiner Galileo
wurde mitten im Winter aufgefordert nach Rom zu kommen, um sich dem Sant'
uffizio zu stellen, wo er jetßzt im Kerker gehalten wird. Man glaubt der ganze
Sturm sei durch den Haß Eines Mönches veranlaßt worden, welchen Galileo als
ersten unter den Mathematikern anzuerkennen sich weigerte und der nun Commissar
der Inquisizion ist.“ Es wird damit auf den Dominikaner Firenzuola hinge—
deutet, welcher sich als Mathematiker und Militärarchitekt einen Namen gemacht
hat, in Rom durch seine Theilnahme an den Befestigungen der Engelsburg, deren
umfangreiche Außenwerke Papst Urban VIII errichten ließ, auf Malta durch das
Fort Sta Margherita bei La Valette welches er 1638 unter dem Großmeister Las⸗
aris erbaute.