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Volume Galilei und Rom

Full text: Berliner Kalender (Public Domain) Ausgabe 1854 (Public Domain)

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Campanella's u. m. A. gewagte Doctrinen die in seine Zeit flelen, 
hatten sein Miskrauen wie das der Inquisizion gesteigert. Bellar— 
min, dessen Gelehrsamkeit und hohe Autorität eine bessere Wendung 
der Dinge herbeizuführen im Stande gewesen wäre, neigte sich selbst 
auf Seiten der Gegner. Kurz, die Anficht überwog, daß die Kirche 
die ganze fragliche Untersuchung den Laien nicht anheimgeben dürfe, 
indem es sich dabei um die Autoritaäͤt der Bibel handle. Man ging 
weiter. Die Congregazion der Inquisizion (Sant Uffizio) erklärte die 
Meinung vom Stillestehn der Sonne für ketzerig, die von der Erdbe— 
wegung für irrig im Glauben, beide für abgeschmackt und falsch in der 
Filosofie und im Widerspruch mit der Bibel. 
Folge davon waren verschiedene Maßregeln der Congregazion des 
Inder, d. h. der mit der Inquistzion zusammenhängenden represstven 
Büchercensur: die zeitweilige Zurücknahme der Verkaufs-Erlaubniß des 
Copernicusschen Buches „bis zu dessen Verbesserung“ (das bekannte 
done e corrigatur), das Verbot einer Schrift des um diese Zeit ver— 
storbenen Carmeliters Paol' Antonio Foscarini über das Coper— 
nieussche System und anderer Werke, denen das Kepplersche über 
denselben Gegenstand später angereiht ward, endlich das ausdrückliche 
Verbot, über die Erdbewegung fernerhin anders als hypothetisch zu 
schreiben, d. h. dieselbe als These zu behaupten. Auf Befehl des Pap— 
stes wurde Galilei durch Bellarmin von dem betreffenden Deerete 
personlich in Kenntniß gesetzt und ihm aufgegeben sich den Beschlüssen 
der Inquisizion streng zu unterwerfen und zu fügen. Er bemerkt über 
sein eigenes Verhalten in dieser Angelegenheit: „Ich habe mich so be— 
nommen, daß ein Heiliger der Kirche gegenüber weder größere Ehrfurcht 
noch größern Eifer hätte an den Tag legen können.“ 
Worte, die aus seiner innersten Ueberzeugung hervorgingen, Worte, 
für deren Wahrheit, was auch immer neuere Verdächtigungen *) aus 
8) Historisch⸗politische Bläͤtter, VII., 465
	        
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