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Campanella's u. m. A. gewagte Doctrinen die in seine Zeit flelen,
hatten sein Miskrauen wie das der Inquisizion gesteigert. Bellar—
min, dessen Gelehrsamkeit und hohe Autorität eine bessere Wendung
der Dinge herbeizuführen im Stande gewesen wäre, neigte sich selbst
auf Seiten der Gegner. Kurz, die Anficht überwog, daß die Kirche
die ganze fragliche Untersuchung den Laien nicht anheimgeben dürfe,
indem es sich dabei um die Autoritaäͤt der Bibel handle. Man ging
weiter. Die Congregazion der Inquisizion (Sant Uffizio) erklärte die
Meinung vom Stillestehn der Sonne für ketzerig, die von der Erdbe—
wegung für irrig im Glauben, beide für abgeschmackt und falsch in der
Filosofie und im Widerspruch mit der Bibel.
Folge davon waren verschiedene Maßregeln der Congregazion des
Inder, d. h. der mit der Inquistzion zusammenhängenden represstven
Büchercensur: die zeitweilige Zurücknahme der Verkaufs-Erlaubniß des
Copernicusschen Buches „bis zu dessen Verbesserung“ (das bekannte
done e corrigatur), das Verbot einer Schrift des um diese Zeit ver—
storbenen Carmeliters Paol' Antonio Foscarini über das Coper—
nieussche System und anderer Werke, denen das Kepplersche über
denselben Gegenstand später angereiht ward, endlich das ausdrückliche
Verbot, über die Erdbewegung fernerhin anders als hypothetisch zu
schreiben, d. h. dieselbe als These zu behaupten. Auf Befehl des Pap—
stes wurde Galilei durch Bellarmin von dem betreffenden Deerete
personlich in Kenntniß gesetzt und ihm aufgegeben sich den Beschlüssen
der Inquisizion streng zu unterwerfen und zu fügen. Er bemerkt über
sein eigenes Verhalten in dieser Angelegenheit: „Ich habe mich so be—
nommen, daß ein Heiliger der Kirche gegenüber weder größere Ehrfurcht
noch größern Eifer hätte an den Tag legen können.“
Worte, die aus seiner innersten Ueberzeugung hervorgingen, Worte,
für deren Wahrheit, was auch immer neuere Verdächtigungen *) aus
8) Historisch⸗politische Bläͤtter, VII., 465