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Volume Galilei und Rom

Full text: Berliner Kalender (Public Domain) Ausgabe 1854 (Public Domain)

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so werde man ihn wol nicht mehr beunruhigen. Auf ähnliche Weise 
aͤußerte sich der Cardinal Maffeo Barberini, wie Bellarmin ein 
Toscaner und Freund der Wissenschaft. Der Secretär dieses Kirchen⸗ 
fürsten, der Florentiner Giovanni Battista Ciampoli, als Lyriker 
nicht ohne Talent, hatte in Padua Galileo's Vorlesungen beigewohnt 
und seinem Lehrer dankbare Anhaͤnglichkeit bewahrt, welche er auf jede 
Weise an den Tag legte als die Stellung seines Gönners ihn in den 
Stand setzte diesem zu nutzen. „Der Cardinal Barberini, schrieb er 
an Galileo, welcher, wie Euch durch Erfahrung bekannt ist, Eure 
Talente und Wissen stets bewundert hat, sagte mir gestern Abend, es 
scheine ihm das vorsichtigste in diesen Fragen nicht uͤber die Ptolemäische 
oder die Copernikanische Beweisführung hinauszugehn, oder, es genauer 
auszudrücken, die Grenzen der Fysik und Mathematik nicht zu über⸗ 
schreiten“ — ein Rath, der bald darauf näher dahin bestimmt ward. 
daß er wohl thun wuͤrde sich auf die heilige Schrift nicht einzulassen. 
Allerdings würde Galileo besser daran gethan haben, diesen Rath 
aufs strengste zu befolgen. 
Zu Anfang des folgenden Jahres 1616 begab er sich selbst nach 
Rom. Er hoffte durch sein persönliches Erscheinen zu einer friedlichen 
und im Sinne der Wissenschaft günstigen Lösung der Frage beizutragen. 
Aber er fand sogleich, daß das Terrain sehr verändert war: in wiefern 
des Papstes personliche Gesinnung darauf einwirkte, mag dahingestellt 
bleiben. Paul V. Borghese, der damals regierte, war von Paul III. 
sehr verschieden: die freie wissenschaftliche Forschung fand bei ihm fast 
entschiedene Ungunst. Die religiosen Neuerungen die in Ober-Italien hie 
und dort versucht worden waren, der heftige Streit mit Venedig, welches 
offen gegen die päpstliche Suprematie kämpfte und nur nach einem 
Vergleich sich fügte — ein Streit, in welchem Fra Paolo Sarpi's 
nicht nur anticurialische sondern auch antikatholische Prinzipien sich 
immer mehr entwickelten und gefaährliche Intriguen veranlaßten; end— 
lich Giordano Bruno's, Giulio Cesare Vannini's, Tommaso 
1409 *
	        
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