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Maͤnner welche, ihm nachstrebend, in seinem Vaterlande bis auf Ales⸗
sandro Volta die Wissenschaft förderten welcher er die Bahn brach
— dort, am reizenden Ufer des Arno, ward nach schmeichelhaftem
Empfange die Mißgunst gegen ihn und der Widerspruch von Jahr zu
Jahr lauter und heftiger. Beim Erscheinen seiner hydrostatischen Un—
tersuchungen begann der Streit, der nach der Bekanntmachung der Arbeit
uͤber die Sonnenflecken heftiger entflammte. Es war ein ungleicher
Kampf und laͤngst und mit Recht vergessen sind die Namen derer die
gegen Galileo in die Schranken traten, welcher indeß selbst in manche
Irrthümer sich verwickelte als er die Kometenfrage behandelte und den
Grund von Ebbe und Fluth zu erklären suchte: Irrthümer welche durch
die Fortschritte der Wissenschaft ebenso an den Tag gebracht werden
mußten wie die Wahrheiten erhaͤrtet wurden fuͤr die er kämpfte. Alle
diese parzielle Opposizion aber war nur ein bloßes Vorspiel zu dem
Kriege, welchen die Forschungen über das Copernikanische Weltsystem
zum Ausbruch kommen ließen — ein Krieg, welcher vom naturwissen⸗
schaftlichen auf theologisches Gebiet hinüberzuspielen der Arglist der
Gegner, unterstützt von Galileo's eigenem Mangel an Vorsicht, nur
zu wohl gelang.
Es ist hier nicht der Ort, die Geschichte der Lehre des Coper⸗
nieus zu schreiben: einige kurze Andeutungen aber uͤber das Verhalten
des paͤpstlichen Stuhls dieser Lehre gegenüber sind zum Verstaͤndniß
der Händel erforderlich, in welche Galilei verwickelt ward. Im Jahre
1543, dem Todesjahre des polnischen Mathematikers und Astronomen,
erschien dessen Buch über die Bewegungen der Himmelskörper (De re-
volutionibus orbium cœlestium libri VI.), dem Papste Paul III.
Farnese gewidmet. Es war nicht das erstemal, daß die Ansicht von
der Erdbewegung vorgebracht wurde: mehre unter den Alten hatten sie
geahnt, der berühmte Cardinal Nicolaus von Cusa (Kues) hatte
um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine Bewegung der Erde, aber in
anderer als der spaͤter angenommenen Art zugleich mit der Sonne um
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