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Volume Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg der Culmbacher, bis zu seinem Auftritt als Gegner des Kaisers

Full text: Berliner Kalender (Public Domain) Issue1854 (Public Domain)

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nicht abgeueigt gewesen, alle zu verabschieden, nur die Besorgniß habe 
ihn abgehalten, daß nicht leicht andere Priester zu bekommen seien und 
seine Unterthanen meist ohne Sacrament und Predigt bleiben müßten. 
Da sein Land nun an Sachsen gränze und ohnedieß schon das Gerücht 
verbreitet sei, als habe er sich das Interim vor allem sehr empfohlen 
sein lassen, so wolle er, um Meuterei und Tumult zu vermeiden, erst 
abwarten, welchen Erfolg die neue Ordnung habe, die man neuerlich 
in Sachsen gemacht habe: er versehe sich, daß er zu nichts mehr als 
die Benachbarten angehalten werde, „damit auch die Unterthanen das 
Interim mehr und mehr belieben möchten.“ 
Bald darauf erhielt der Markgraf einen neuen Anlaß, sich über 
das so vielfach angegriffene, verhaßte Interim, sowie über die Geistlich— 
keit und die religiösen Wirren der Zeit weiter auszusprechen. Die An⸗ 
sichten, die er darüber hegte, eröffnen uns einen zu interessanten, zugleich 
auch manche Schritte seiner Handlungsweise mehr aufklärenden Blick, 
als daß wir seiner Auffassung der religiösen Zeiterscheinungen nicht 
einen Augenblick folgen sollten. 
Der Herzog von Preußen hatte unter andern Bedenklichkeiten in 
Betreff des ihm vom Markgrafen von Brüssel aus mitgetheilten Friedens⸗ 
entwurfs besonders auch großen Anstoß an der Bestimmung des Kaisers 
genommen, daß er in seinem Fürstenthum dem Interim allgemeine Gel— 
tung verschaffen solle. Er hatte dem Markgrafen erklärt, daß er mit 
seiner religiösen Ueberzeugung und mit seinem Gewissen diese Bestim— 
mung unmöglich vereinigen könne. Albrecht erwiedert ihm darauf: 
„Daß Ew. Liebden das Interim gar nicht belieben, noch anzunehmen 
wissen, können wir wohl denken, indem solches nicht anders denn aus 
christlichem, gutherzigem Eifer gemeint ist. Wir wollen aber Ew. Lieb⸗ 
den unser Bedenken, nach unserem jungen, einfältigen Verstand, so viel 
wir von allerlei trefflichen Theologen hin und wieder angehört und 
eingenommen, da wir auch Rathschläge darüber haben stellen lassen, 
nicht unentdeckt lassen. Unsere Meinung soll nimmermehr dahin gerichtet
	        
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