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Volume Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg der Culmbacher, bis zu seinem Auftritt als Gegner des Kaisers

Full text: Berliner Kalender (Public Domain) Issue1854 (Public Domain)

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zuerst in die Vorstadt, dann in die Stadt eingedrungen und hatten sich 
in Schlachtordnung aufgestellt. Der Markgraf griff sie an und es er— 
folgte ein gräßliches Gemetzel. Die Zahl der Erschlagenen häufte sich 
bald so an, „daß fie, wie ein Augenzeuge versichert, in Haufen Manns— 
nabels hoch uͤber einander dalagen.“ 
So hatte nun schon der Kampf abwechselnd in und außer der 
Stadt vom frühsten Morgen ohne Unterlaß bis um die neunte Stunde 
gedauert. Das markgräfliche Kriegsvolk haite sich meist, wenn auch die 
einzelnen Reiterhaufen sich nicht immer willig zeigten, in allen Gefech— 
ten so tapfer, unverzagt und manuhaft bewiesen, daß selbst der Feind 
ihm unbedingtes Lob zollte. Auf beiden Seiten waren die Verluste sehr 
bedeutend. Schlug man aber den des Kurfürsten, besonders an Fuß— 
volk auch drei- bis viermal so hoch als den des Markgrafen an, so 
waren doch auch dessen Kriegskräfte, theils durch das Entweichen der 
vier Fähnlein Knechte nebst einem Theil der Reiterei, theils durch die 
bedeutende Zahl der Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen, so außer⸗ 
ordentlich geschwächt, daß er sich nicht mehr im Stande fühlte, den 
Kampf länger fortzusetzen. Es kam hinzu, daß aus Mangel an Pulver 
seine Schuͤtzen von ihren Waffen keinen Gebrauch mehr machen konnten. 
Er mußte auf einen Weg der Rettung denken. Es war um die neunte 
Stunde, als er sich an die Spitze einer kleinen Reiterschaar stellte, um 
aus der Stadt über die Bruͤcke der Mulde sich durch die Flucht zu ret⸗ 
ten. Da diese aber von den Kurfürstlichen bereits stark besetzt war, so 
warfen sich die Reiter in den Fluß und entkamen so zum groͤßten Theil. 
Dem Markgrafen jedoch gelang dieß nicht. Er ward von einem kur—⸗ 
fürstlichen Reiterhaufen ereilt und umringt. Ein Edelmann, nach an⸗ 
dern ein Knecht, wie man erzählte, wollte ihn gefangen nehmen. Da 
er indeß in einiger Ferne den Herzog Ernst von Braunschweig reiten 
sah, so riß er sich mit Gewalt von jenem los, sprengte auf den Herzog 
zu und ergab sich ihm zu Gefangenen. Der Herzog nahm ihn sofort in 
Verpflichtung mit dem Versprechen: er solle in keines andern Bestrickung
	        
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