ÜHSENB-
z (Connochaetes gnu Zimm.). Die Gnus ge-
Weißschwanzgnu hören vielleicht zu den häßlichsten Säuge-
tieren, zu den häßlichsten Antilopen sicherlich; aber ihre Häßlichkeit ist so
Charaktervoll und ihr Wesen so temperamentvoll, daß sie doch jedermann fesseln
und keinen unangenehmen Eindruck machen. Sonderbar genug sehen sie aller-
dings aus! Der breite Kopf mit den kurzen, seitwärts gebogenen Hörnern erinnert
an das Rind, der langbehaarte Schweif an das Pferd, bei unserer Art an den
Schimmel. Auch der Rumpf und der dicke Hals, beide braun gefärbt, haben
ungefähr die Stärke und die Verhältnisse wie bei einem Pony; die Beine sind
aber wieder schlanke, sehnige Hirsch- oder Antilopenläufe. Und das Ganze ist
eine Antilope. Warum? Weil es ein Wiederkäuer, aber kein Rind, kein Schaf
oder Ziege, kein Hirsch und kein Kamel oder Lama ist. Nur in dieser verneinen-
den Form läßt sich die vielgestaltige Gruppe der Antilopen kennzeichnen.
Das Weißschwanzgnu gehörte ursprünglich zur Tierwelt des eigentlichen
Südafrika, d.h. es ist heutzutage eigentlich eine ausgerottete Tierart. Nur wenige
Reste, einige kleine Herden werden, wenn ich recht unterrichtet bin, noch künst-
lich weitergeschont, und von diesen müssen auch die Jungen stammen, die immer
noch in den Handel kommen. Einmal brachte Reiche-Alfeld 14 Stück und der
Anblick wird mir unvergeßlich bleiben, wie sie hinter dem Hause auf der kleinen
Wäschewiese übermütig umhersprangen: genau genommen, ein Stück vergangene
Zeit! Hoffentlich retten wir dieses noch recht lange in die Zukunft hinein:
stehen uns doch jetzt sehr begüterte Tierliebhaber, in erster Linie der treff-
liche F. E. Blaauw, darin bei! Dieser treffliche Tierkenner und -züchter hat
sich in ’s Graveland bei Amsterdam auf einem beneidenswerten Erbe seiner
Väter, einem echt holländischen Landsitz mit uraltem Park und saftigen Wiesen,
nur zu seiner eigenen Lust und Freude einen kleinen zoologischen Garten mit
den ausgesuchtesten Seltenheiten eingerichtet, und dort habe ich, von dem
iebenswürdigen Gutsherrn gastlich :aufgenommen, auf weitem, sonnigem Wiesen-
ılan, umrahmt von dunklem Waldesschatten, die Gnus fröhlich wiehernd um-
ıergaloppieren und ihre Kälber säugen sehen.