HANDBUCH ZUR IMPLEMENTIERUNG
VERHALTENSÄNDERNDER
MASSNAHMEN, September 2021
INTERREG Alpine Space Projekt
“Sustainable Mobility Behaviours in the Alpine Region –
SaMBA”
HANDBUCH ZUR IMPLEMENTIERUNG
VERHALTENSÄNDERNDER MASSNAHMEN
September 2021
SaMBA wird durch das Alpenraumprogramm INTERREG des „Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung" (EFRE) gefördert.
HANDBUCH ZUR IMPLEMENTIERUNG
VERHALTENSÄNDERNDER
MASSNAHMEN, September 2021
Kurzbeschreibung
Dieses Handbuch soll Entscheidungsträger*innen dabei unterstützen, konkrete Aktivitäten zur
Entwicklung verhaltensändernder Maßnahmen umzusetzen und somit die Verlagerung des
Verkehrs in Richtung nachhaltige Mobilität zu maximieren.
Dokumentdetails
Projekt
SaMBA
Aktivität
WP T3
Deliverable
Output O.T3.1
Fälligkeitsdatum
31/07/2021
Abgabedatum
07/09/2021
Verbreitung
-
Urheber
PP2 – LINKS
Autoren
Stefania Mauro (PP2), Victor Zamith (PP2)
SaMBA wird durch das Alpenraumprogramm INTERREG des „Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung" (EFRE) gefördert.
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Einleitung....................................................................................................................................... 4
Das Projekt SaMBA .................................................................................................................... 4
Wie man dieses Handbuch benutzt .......................................................................................... 4
1.
2.
3.
4.
Voranalyse ............................................................................................................................. 6
1.1.
Lokale Kontextanalyse................................................................................................... 6
1.2.
Verstehen des Verhaltens, das man ändern möchte .................................................... 9
1.3.
Stakeholderanalyse ..................................................................................................... 10
1.4.
Analyse der Best Practices .......................................................................................... 13
Design .................................................................................................................................. 16
2.1.
Einbeziehung der Stakeholder .................................................................................... 16
2.2.
Schöpferische Zusammenarbeit (Co-Creation) ........................................................... 18
2.3.
Formulierung von Belohnungs- und Preisstrategien .................................................. 21
Implementierung & Bewusstseinsbildung .......................................................................... 25
3.1.
Erstellung einer Kommunikationsstrategie ................................................................. 25
3.2.
Erstellung von Projekt- und Budgetplänen ................................................................. 27
Monitoring & Evaluierung ................................................................................................... 28
4.1.
Regelmäßiges Monitoring ........................................................................................... 28
4.2.
Bewertung der relevanten Leistungsindikatoren........................................................ 29
4.3.
Bewertung des Umsetzungsprozesses ........................................................................ 30
SaMBA wird durch das Alpenraumprogramm INTERREG des „Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung" (EFRE) gefördert.
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Einleitung
Das Projekt SaMBA
SaMBA ("Sustainable Mobility Behaviors in the Alpine Region") ist ein von der Europäischen
Union über das Interreg-Alpenraumprogramm kofinanziertes Projekt, das von 13 Partnern aus
dem Alpenraum unter der Leitung der Region Piemonte (Italien) mit Unterstützung von 36
(Projektbeginn) bzw. 42 Oberservern (Projektende) durchgeführt wurde.
Das Projekt startete im April 2018 und endete im Oktober 2021, wobei neun Pilotprojekte in
neun verschiedenen Städten und fünf verschiedenen Ländern (Italien, Österreich, Deutschland,
Slowenien und Frankreich) umgesetzt wurden.
Das Projektziel war die Ausarbeitung und Erprobung von Belohnungsstrategien und
Preisgestaltungen, um Änderungen im Mobilitätsverhalten zu bewirken. Es wurde ein
Werkzeug entwickelt, das Planungsbehörden ermöglicht, die Auswirkungen solcher
mobilitätsbezogenen Verhaltensänderungen abzuschätzen. Darüber hinaus unterstützt das
Projekt durch die Zusammenarbeit von Partnern aus fünf Ländern die Abstimmung von
Strategien in der gesamten Region. Dieses Handbuch ist das abschließende Ergebnis aus den
Pilotregionen des Projekts und zielt daher darauf ab, politischen Entscheidungsträger*innen
und öffentlichen Verwaltungen dabei zu helfen, in SaMBA angewandte Mobilitätsmaßnahmen
oder neue Ansätze zu replizieren, indem es Orientierungshilfen bietet, die aus den Tools und
Schlussfolgerungen von SaMBA abgeleitet werden können.
Wie man dieses Handbuch benutzt
Dieses Handbuch soll politischen Entscheidungsträger*innen und öffentlichen Verwaltungen
dabei helfen, „weiche“ Strategien zu entwickeln, die die Nutzung und Akzeptanz nachhaltiger
Verkehrsmittel erhöhen können. Das Dokument ist kurz und prägnant, erläutert die
methodischen Schritte und verweist auf einige andere hilfreiche Dokumente und Werkzeuge,
die während des SaMBA-Projekts oder von anderen Stellen entwickelt wurden.
Das Handbuch gliedert sich in eine Einleitung und fünf Hauptabschnitte, die jeweils einem
methodischen Schritt entsprechen, der bei der Entwicklung einer neuen Mobilitätsmaßnahme
anzuwenden
ist:
Voranalyse,
Design,
Kommunikation,
Implementierung
&
Bewusstseinsbildung und Monitoring & Evaluation. Jeder dieser Abschnitte ist in
Unterabschnitte unterteilt, die darauf abzielen, die Informationen in strukturierten und leicht
verständlichen Schritten darzustellen.
Die Voranalyse zeigt eine Reihe von Tools und Prozessen, die Ihnen helfen können, Ihren
Kontext und Ihr Problem zu verstehen, mögliche Ziele zu definieren und Benchmarks zu
identifizieren. Das Kapitel „Design“ zielt darauf ab, mögliche Methoden für die
Bürgerbeteiligung und Instrumente vorzustellen, die von SaMBA-Partnern entwickelt wurden,
SaMBA wird durch das Alpenraumprogramm INTERREG des „Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung" (EFRE) gefördert.
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um Belohnungs- und Preisstrategien zu entwerfen. Das Kapitel „Kommunikation“ konzentriert
sich auf die Erstellung und Entwicklung effektiver Kommunikationspläne. Das Kapitel
„Implementierung & Bewusstseinsbildung“ stellt dar, wie die Gestaltung eines
Strategievorschlags in die Tat umgesetzt werden kann und im Kapitel „Monitoring &
Evaluation“ wird vorgeschlagen, wie ein Monitoring- und Evaluationssystem der ergriffenen
Maßnahmen im Hinblick auf einen kontinuierlichen Lernprozess und eine Verbesserung
eingeführt werden kann.
Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Abschnitte bzw. Kapitel des Handbuchs, die darin
referenzierten Dokumente und Ergebnisse.
Kapitel
1
2
Voranalyse
Design
3
Implementierung &
Bewusstseinsbildung
4
Monitoring &
Evaluation
Unterkapitel
1.1
Lokale Kontextanalyse
1.2
Verstehen des Verhaltens, das man ändern möchte
1.3
Stakeholderanalyse
1.4
Analyse der Best Practices
2.1
Einbeziehung der Stakeholder
2.2
Schöpferische Zusammenarbeit “Co-Creation”
2.3
Formulierung von Belohnungs- und Preisstrategien
3.1
Erstellung einer Kommunikationsstrategie
3.2
Erstellung von Projekt- und Budgetplänen
4.1
Regelmäßiges Monitoring
4.2
Evaluation der relevanten Leistungsindikatoren
4.3
Bewertung des Umsetzungsprozesses
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1. Voranalyse
1.1.
Lokale Kontextanalyse
Der erste Schritt zur Gestaltung einer wirksamen Strategie für die Änderung des
Mobilitätsverhaltens besteht darin, über ein klares und genaues Verständnis des territorialen
Kontexts zu verfügen.
Daher umfasst die Kontextanalyse:
•
•
die Analyse der Verkehrs- und Mobilitätsplanung auf lokaler und regionaler Ebene,
um die Pilotregion im Hinblick auf festgelegte Strategien und Ziele zu gestalten;
die territoriale Analyse im Hinblick auf spezifische Merkmale (z. B. städtisch,
stadtnah, ländlich) und sozioökonomische, Verkehrs-, Mobilitäts- und
Umweltmerkmale;
Es ist sehr wichtig, in dieser ersten Analyse die richtige Menge an Zeit und Mühe aufzuwenden,
da sie die Grundlage für die Strategieentwicklung sein wird.
Zur Analyse des Verkehrs- und Mobilitätsplanungsrahmens sollte eine Überprüfung
bestehender Pläne und Programme wie z.B. regionale Mobilitäts- und Verkehrspläne,
nachhaltige städtische Mobilitätspläne, Nahverkehrspläne, aber auch z.B. Pläne zu
verkehrsberuhigten Zonen/ Fußgängerzonen durchgeführt werden. Dazu dienen die folgenden
Mittel:
•
•
Gespräche mit Expert*innen aus der Verkehrsplanung und Entscheidungsträger*innen
Analyse bestehender Dokumente, Pläne etc.
Bei der territorialen Analyse der sozioökonomischen Merkmale geht es um grundlegende
Informationen über Ihre Region/Stadt/Gemeinde, wie unter anderem Einwohnerzahl, Dichte,
Altersverteilung der Einwohner*innen. Diese Daten sollten Ihnen in nationalen statistischen
Datenbanken zur Verfügung stehen. Falls nicht, gibt es einige europäische Datenbanken, aus
denen diese Informationen abgerufen werden können (z. B. Eurostat).
Zu den Verkehrs- und Mobilitätsmerkmalen zählen Indikatoren, welche die Mobilitätsmuster
einer Region/Stadt/Gemeinde abbilden: Modal Split, ÖV-Angebot (z.B. Anzahl an Linien, Busse,
Haltestellen) und durchschnittliche Wartezeit, bestehende Sharing-Angebote, usw. Diese
Daten sollten bei der jeweiligen Verkehrsabteilung oder zugehörigen Ämtern erfragt werden
können.
Unter den Umweltmerkmalen sind Indikatoren zu verstehen, die in direktem Zusammenhang
mit der Luftqualität stehen (z. B. PM10-Emissionen), aber es können auch Merkmale wie die
Anzahl der Tage ohne Niederschlag oder Daten zur Lärmbelastung und weitere untersucht
werden, die Lebensqualität in Bezug auf unsere Umwelt beschreiben.
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Die folgende Tabelle zeigt eine detaillierte Liste der Indikatoren, die in der Voranalyse
untersucht werden können. Um diese Tabelle zu befüllen, können unterschiedlichste
Datenquellen hilfreich sein (Vorprojekte und Studien, Verwaltungsdaten, statistische Daten
etc.). Die vorgeschlagenen Indikatoren wurden im Rahmen des H2020 Projektes MUV
definiert, um die Auswirkungen von Mobilitätsmaßnahmen zu bewerten. Eine detaillierte
Beschreibung finden Sie im MUV Projektergebnis “Scenarios and MUV Key Performance
Indicators“.
Sozio-ökono-misch
Es ist nicht zwingend erforderlich, alle Indikatoren und Informationen zu befüllen, jedoch hilft
eine vollständige Analyse bei den weiteren Schritten, die in diesem Handbuch dargelegt
werden, insbesondere im Hinblick auf das Monitoring der Auswirkungen von Strategien und
Maßnahmen.
Indikator
Erläuterung
Population
Fläche der Region/Kommune
Bevölkerungsdichte
Altersstruktur
Bevölkerung des Gebiets
2
Größe (in km ) des Gebiets
Verhältnis von Bevölkerung/Fläche
Prozentualer Anteil der Bürger*innen in jeder
Altersgruppe
Durchschnittliches Einkommen pro Bürger*in, das für
Verkehr zur Verfügung steht
Anzahl der Bürger*innen im Alter der unabhängigen
Nutzung eines Autos
Anzahl der Bürger*innen innerhalb einer Gruppe mit
politischen Zielen (falls vorhanden)
Wichtige Sehenswürdigkeiten, Einkaufszentren,
Schulen, Krankenhäuser
Prozentsatz der Nutzer*innen, die das Fahrrad, den
Bus, das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel
benutzen
Kosten jedes einzelnen Verkehrsmittels
Durchschnittseinkommen
Bevölkerung im “autofahrenden” Alter
Anzahl der
Beschäftigten/Studierenden/etc.
Wichtige POI
Anteil der Verkehrsmittel
Verkehr
Kosten für die Beförderung (z. B.
Fahrpreise)
Verkehr und Staus
Bahnhöfe
Bushaltestellen
Sicherheit und Schutz
Durchschnittliche Wartezeit
Länge der Radwege
Verkehrsunfälle
Gibt es ein Problem mit Staus? Wenn ja, zu welchen
Uhrzeiten?
Anzahl der Bahnhöfe im Planungsgebiet
Anzahl der Bushaltestellen im Planungsgebiet
Wahrgenommenes Niveau der Sicherheit auf den
Straßen
Durchschnittliche Wartezeit Bus/Straßenbahn/Zug im
Planungsgebiet
Länge des gesamten Radwegenetzes
Unfälle pro 1000 Einwohner*innen, Unfälle mit
Radfahrer*innen
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Car sharing-Dienste
Institu-tionell
Umwelt
Autobesitz
Niederschlag
Kohlendioxid-Konzentration
Grad der Lärmbelästigung
NO2-Konzentration
PM10-Konzentration
PM2.5-Konzentration
CO-Konzentration
Vorhandensein eines SUMP
Zuschüsse für Maßnahmen
Mobilitätsmaßnahmen
Geplante Mobilitätsinitiativen
Anzahl der Autos, Fahrräder und anderer im Gebiet
verfügbarer Fahrzeuge
Autos pro 1000 Einwohner*innen
Anzahl der Tage mit Niederschlag
Jährliche CO2-Konzentration im Gebiet (in ppm)
Lärmpegel (in dB) im Gebiet
Jährliche NO2-Konzentration im Gebiet [µg/m3]
Jährliche PM10-Konzentration im Gebiet [µg/m3]
Jährliche PM2.5-Konzentration im Gebiet [µg/m3]
Jährliche CO-Konzentration in dem Gebiet [µg/m3]
Gibt es einen SUMP (Plan für nachhaltige Mobilität)
für die Region?
Gibt es in der Region Subventionen für nachhaltige
Mobilitätsmaßnahmen?
Gibt es eine verkehrsbeschränkte Zone, eine
Fußgängerzone usw.?
Gibt es einen Plan für Mobilitäts/Verkehrsinfrastrukturen im Gebiet?
Darüber hinaus kann das SaMBA Tool für die Empfehlung mobilitätsverändernder Maßnahmen
die Voranalyse unterstützen. Bevor den Nutzer*innen Empfehlungen zu verhaltensändernden
Maßnahmen gegeben werden, erfordert das Tool eine Charakterisierung des Zielgebiets
anhand von Parametern in Bezug auf Demographie, Topographie, Siedlung und Infrastruktur,
ähnlich den oben genannten Indikatoren. Das Tool hilft auch, solche Parameter mit Hilfe von
räumlichen Karten zu visualisieren.
Referenzen
•
•
•
“SaMBA Report on pilot cases” -> Zugangslink
“Scenarios and MUV Key Performance Indicators” -> Zugangslink
“SaMBA Tool for finding policies & estimating impacts in terms of mobility
behaviour change” -> Zugangslink
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1.2. Verstehen des Verhaltens, das man ändern möchte
Zu Beginn sollte die Definition des zu erreichenden Ziels stehen. Dies kann für die Umsetzung
einer Strategie entscheidend sein.
An dieser Stelle sollte das zu lösende „Hauptproblem“, das mit einem bestimmten Verhalten
verbunden ist, isoliert und daraus auch die Hauptzielgruppe (Pendler*innen, Tourist*innen,
Schüler*innen usw.) abgeleitet werden.
Um wirksame Ziele zu formulieren, wird im Projektmanagement allgemein der sogenannte
SMART-Ansatz verwendet. SMART steht für Specific, Measurable, Attainable, Relevant und
Time-bound. Damit ein Projekt ebenso wie eine Strategie effektiv ist, sollten alle Ziele dieser
Methodik entsprechen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Das Akronym SMART lässt sich
wie folgt genauer beschreiben:
•
•
•
•
•
Specific (Spezifisch): Das Ziel sollte auf eine bestimmte Verbesserung abzielen oder
einen bestimmten Bedarf erfüllen.
Measurable (Messbar): Das Ziel muss quantifizierbar sein oder zumindest messbare
Fortschritte erkennen lassen.
Attainable (Erreichbar): Das Ziel sollte in Bezug auf vorhandene Ressourcen und
Einschränkungen realistisch sein.
Relevant (Relevant): Das Ziel sollte mit anderen Planungszielen einhergehen.
Time-bound (Zeitgebunden): Das Ziel braucht eine Deadline oder ein festgesetztes
Enddatum.
Das SEROI+ Tool hilft ebenso bei der Definition von solchen Zielen. Bei diesem Ansatz handelt
es sich um eine Methodik für Projektmanagement, die auf folgenden Fragen basiert:
•
•
•
•
•
Welches Problem oder welchen Bedarf wollen Sie lösen bzw. erfüllen?
Wer hat dieses Problem/diesen Bedarf?
Warum sollten Sie das Problem lösen?
Wo tritt dieses Problem auf?
Wann muss dieses Problem gelöst werden?
Diese beiden Methoden in Kombination können Ihnen bei Ihrer Zieldefinition helfen. Denken
Sie daran, dass der SMART-Ansatz für indikatorbasierte Ziele (z.B. Reduzierung der
Autonutzung) sehr nützlich ist, während die von SEROI+ angewandte 5W-Methodik in allen
Szenarien zur Änderung des Mobilitätsverhaltens als Ausgangspunkt zum Verständnis Ihrer
Ziele verwendet werden kann.
Am Ende dieses Abschnitts sollten Sie ein klares Ziel haben, das diese Fragen beantwortet und
sich an den beiden vorgeschlagenen Methoden orientiert. Dies wird Ihnen bei den nächsten
Schritten helfen.
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Sobald das als problematisch angesehene Verhalten identifiziert wurde, ist es wichtig, es
eingehend zu untersuchen, um zu verstehen, wie es durch Maßnahmen verändert werden
kann. Hier können Mobilitätsbefragungen hilfreich sein, die darauf abzielen,
Mobilitätsmerkmale detailliert zu ermitteln, beispielsweise Start und Ziel eines Weges,
Gewohnheiten bei der Nutzung von Mobilitäts- und Verkehrsdiensten (z.B. Parken, öffentlicher
Verkehr, weitere Verkehrsmittel, PKW), Bedürfnisse, Einstellungen und Bereitschaft zur
Veränderung.
Auf der im Rahmen des SaMBA-Projekts erstellten MBC-Plattform können Sie
Fragebogenvorlagen für Mobilitätsbefragungen herunterladen, die die Grundlage für die
Erstellung eines angepassten Fragebogens sein können. Darüber hinaus ermöglicht die
Plattform es, vordefinierte Umfragen zu starten, die in die Plattform selbst integriert sind.
Auch die Ergebnisse können direkt auf der Plattform eingesehen werden. Diese Umfragen
können dazu dienen, einen ersten Überblick über die aktuellen Bedürfnisse der Nutzer, den
Modal Split, Meinungen zum öffentlichen Verkehr und weiteren Mobilitätsmöglichkeiten zu
erhalten und die Verkehrsmittelwahl der Nutzer besser zu verstehen.
Referenzen
• SMART Framework -> Zugangslink
• SEROI+ tool -> Zugangslink
• Survey Methods for Transport Planning -> Zugangslink
• MBC Platform - “Monitor the MBC”-> Zugangslink
1.3. Stakeholderanalyse
Es gibt viele Techniken der Stakeholder-Analyse (SA), deren Ansatz sich je nach Thema oder
Prozess, zu dem sie beitragen soll, ändert, z. B. Verständnis der allgemeinen Umgebung der
Stakeholder, Einleitung eines Gesprächs zwischen den Stakeholdern über ein schwieriges
Thema, Entwicklung von Ideen für strategische Interventionen, Aufbau einer Koalition für die
Entwicklung von Vorschlägen, Umsetzung einer Strategie und so weiter.
Die SA ist eine Methode zur Identifizierung von Interessengruppen und zum Verständnis ihrer
potenziellen Rolle und Position bei der Entwicklung und/oder Umsetzung einer Strategie, eines
Programms oder eines Prozesses. Diese Analyse kann dabei helfen, mögliche Konflikte und
Koalitionen zwischen den Interessengruppen zu erkennen und wie sich diese wiederum auf die
Strategie, das Programm oder den Prozess im Hinblick auf die geographische Abdeckung, die
Integration, die Verfügbarkeit von Ressourcen und die allgemeine Legitimität auswirken
können.
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Alle SaMBA-Pilotprojekte führten eine SA durch, die nützlich war, um die Schlüsselakteure zu
ermitteln, die an der Gestaltung und Umsetzung der Strategie beteiligt werden sollten. Ein
schrittweiser Ansatz für eine umfassende Stakeholder-Analyse findet sich in der SaMBAVeröffentlichung "D.T3.1.1 - Guidelines for communication, increased acceptance, user and
stakeholder engagement" und umfasst die folgenden ersten Schritte: 1) Überprüfung
vorhandener Informationen; 2) Erstellung einer Liste aller relevanten Stakeholder; 3) Erfassung
der Stakeholder.
Bei verkehrspolitischen Maßnahmen sind häufig einige Interessengruppen beteiligt, deren
Beitrag, Interesse und Gründe für die Einbeziehung in den Prozess der Politikgestaltung
berücksichtigt werden müssen. Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Stakeholder, die
Gründe, warum sie beteiligt werden sollten, und ihr Interesse am Projekt.
STAKEHOLDER
GRUPPE
GRÜNDE FÜR DIE EINBINDUNG
INTERESSEN / VORTEILE
Politische Entscheidungsträger*innen
− Bereitstellung des erforderlichen Zugangs zu Daten
− Einbringung von Fachwissen
− Sicherstellung der
Nützlichkeit und Relevanz
der Strategie
− Bewertung und
Genehmigung des
Konzepts
− Anpassung an relevante
Strategien und Integration
in regionale, nationale und
EU-Mittel
− Förderung der Verbreitung
der Ergebnisse
− Förderung einer breiteren
Anwendung und Vervielfältigung der Strategie
− Verbindung zu anderen
Stellen und Einbeziehung
der Bürger*innen
− Erreichen der Ziele
für nachhaltige Mobilität
Unternehmen
und Dienstleistungsanbieter
− Bereitstellung von technischem Fachwissen für die
Politik
− Bewertung und Validierung
der strategischen Ergebnisse
− Umsetzung und Vervielfältigung der erzielten
− Steigerung der
lokalen Bekanntheit
− Gewinnung neuer
Kund*innen
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Ergebnisse
− Förderung der Anwendung
bei den Kund*innen
− Förderung der Verbreitung
der Ergebnisse unter den
Kund*innen
Bürger*innen
und Gemeinschaften
− Bewusstseinsbildung
− Druck auf Regierungen und
Unternehmen ausüben
− Sicherstellung der
Akzeptanz und Verabschiedung der Richtlinien
− Bewertung und
Genehmigung der
politischen Ergebnisse
− Sicherstellung der
Nützlichkeit und Relevanz
der politischen Ergebnisse
− Förderung der Verbreitung
und Annahme von
Ergebnissen der Strategie
− Vernetzung mit Organisationen und Verbindung zu
Einzelpersonen
− Schutz vor den
Auswirkungen des
Klimawandels
− Verstärkte lokale
Öffentlichkeitsarbeit
− Interesse an der
Nutzung der neu
gewonnenen Daten
Sonstiges
− Bereitstellung des Zugangs
zu relevanten Forschungsergebnissen
− Förderung der Forschung
− Weitergabe von wissenschaftlichem Fachwissen
und Bereitstellung von
Beratung
− Bewertung und
Genehmigung von
politischen Ergebnissen
− Netzwerkarbeit
− Veröffentlichungen
− Neue Forschungsmöglichkeiten
− Netzwerkarbeit
Nachdem Sie verstanden haben, wer die Stakeholder sind, die Ihr Projekt beeinflussen und von
ihm beeinflusst werden können, bietet das SEROI+ Tool Lösungen, um ihre Motivation,
Orientierung, Relevanz und ihren Einfluss zu verstehen. Das Tool ermöglicht es, alle
Stakeholder in einer Matrix darzustellen, um sie zu klassifizieren und später einen geeigneten
Kommunikations- und Einbeziehungsplan zu erstellen. Schließlich sollten Sie ein StakeholderRegister erstellen, in dem alle Stakeholder, ihre Interessen und Erwartungen an die Strategie
aufgeführt sind.
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Referenzen
• “Guidelines for communication, increased acceptance, user and stakeholder engagement”
-> Zugangslink
• SEROI+ Tool -> Zugangslink
1.4. Analyse der Best Practices
Die Untersuchung von Best Practices ist ein wirksames Mittel, um mögliche Lösungen,
Interessengruppen und zu vermeidende Fehler bei der Gestaltung und Umsetzung von
Maßnahmen zu ermitteln. Im Rahmen des SaMBA-Projekts wurden Dokumente und
Instrumente entwickelt, um diese bewährten Verfahren im Bereich der Verhaltensänderung
und der "Nudge" Strategien abzubilden, wie z. B. der D.T2.2.1 "Behaviour change policies state
of the art report", in welchem Maßnahmen zur Änderung des Mobilitätsverhaltens anhand von
Attributen wie z. B. Zielsetzung, territorialer Kontext, Zielgruppe, verwendete Technologien,
implementierte Geschäftsmodelle und erzielte Ergebnisse bewertet wurden.
Der "Behaviour change policies state of the art report" war auch eine wichtige Grundlage für
die Entwicklung des SaMBA-Tools, das Maßnahmen zur Förderung von
Mobilitätsverhaltensänderungen auf der Grundlage von Anreizen und Belohnungen vorstellt,
da es Best-Practice-Beispiele und deren Auswirkungen als Grundlage verwendet. Mit Hilfe des
Tools wird eine Liste von Maßnahmen und den dazugehörigen Best-Practice-Beispielen erstellt,
die für eine bestimmte Region geeignet sein könnten.
ID
PROJEKTNAME
Projektträger
Einrichtungen, die die Initiative/das Projekt durchführen und/oder
finanzieren
Laufzeit
MM-DD-YYYY – MM-DD-YYYY / MM-DD-YYYY – fortlaufend
Projektgebiet
Von der Initiative betroffenes Territorium: Verwaltungsebene und kurze
Beschreibung
Territorialtyp im Alpenraum
Wählen Sie aus: A. Alpenmetropolen; B. Alpenstädte; C. Stabile oder
wachsende ländliche Gebiete; D. Rückläufige und schrumpfende ländliche
Gebiete; E. Tourismusgebiete
Zu lösende Probleme
Spezifische Probleme im Projektgebiet, die einer Lösung bedürfen (z.B.
Parkplatz- und/oder Straßenüberlastung, hohe Schadstoffbelastung,
saisonaler Massentourismus, usw.)
Projektziele
Spezifische(s) Ziel(e) der Initiative/des Projekts (z. B. Änderung des
Mobilitätsverhaltens der Schüler*innen, Verringerung des
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Individualverkehrs in den Hauptverkehrszeiten usw.)
Kurzbeschreibung
Konzept der Initiative/des Projekts
Zielgruppen
Die Gruppe der Interessenvertreter*innen, die als Zielgruppe der
Initiative/des Projekts identifiziert wurde (z.B. Bürger*innen, Tourist*innen,
ältere Menschen usw.)
Beteiligte Stakeholder
Einrichtungen, die an der Durchführung der Initiative/des Projekts beteiligt
sind, z.B. lokale Behörden, Wirtschaftsverbände, Sponsoren,
Stadtverbände, Verkehrsunternehmen, Schulen usw.
Verwendete Technologien
Dazu gehören IKT-Tools, Smartphone-Apps, Ortungsgeräte usw.
Geschäftsmodell
Beschreibung, beteiligte Sponsoren, angewandte Methoden der finanziellen
Belohnung und Motivation, angewandte Maßnahmen zur wirtschaftlichen
Nachhaltigkeit
Kommunikationsaktivitäten
Kommunikationskanäle, die in Bezug auf die Zielgruppe genutzt werden
(soziale Netzwerke, Medienkampagnen usw.)
Ergebnisse
Quantitative Datenergebnisse wie Anzahl der Nutzer, eingespartes CO2,
usw.
Noch laufend oder
unterbrochen
Geben Sie an, ob die Initiative/das Projekt noch läuft oder nicht, und
erläutern Sie ggf. die Gründe für die Unterbrechung
Lessons Learned
Lehren, die die Fallstudie für eine wirksame und nachhaltige Nachahmung
bietet
Webseite
Quellen und Verweise
Kontakt
Wird verwendet, falls weitere Recherchen erforderlich sein sollten
Auch der SaMBA " Report on Nudge" umfasst eine eingehende Untersuchung von Strategien
und Maßnahmen, die Nudges einsetzen, um eine Änderung des Mobilitätsverhaltens zu
erreichen, in einem State-of-the-Art-Bericht, der Dokumente, Studien und Erkenntnisse aus
anderen europäischen Projekten auswertet. Außerdem fasst der Report zusammen, warum
Maßnahmen, die auf dem Nudge-Ansatz basieren, die verstärkte Nutzung des öffentlichen
Personennahverkehrs fördern können.
Im Rahmen des SaMBA-Projekts wurde auch eine Online-Plattform (MBC-Plattform)
entwickelt, die als Living Lab fungieren soll, um das Mobilitätsverhalten zu ändern. Auf dieser
Plattform gibt es einen Bereich für bewährte Verfahren, in dem Strategien und Maßnahmen
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ausführlich vorgestellt werden, mit relevanten Informationen wie Zielgruppen, Kontext,
Zielsetzung, Aktivitäten und gewonnenen Erfahrungen.
Best Practices müssen in einen Kontext gestellt werden, wie in dem Dokument "D.T4.1.1 Report on Process Evaluation" zur Übertragbarkeit und Skalierbarkeit von Maßnahmen auf
verschiedene Kontexte und Szenarien erörtert wird.
Referenzen
• SaMBA “Behaviour change policies state of the art report” -> Zugangslink
• “SaMBA Tool for finding policies & estimating impacts in terms of mobility behaviour
change” -> Zugangslink
• SaMBA “Report on Nudge” -> Zugangslink
• MBC Platform – “MBC Practicers” -> Zugangslink
• SaMBA “Report on Process Evaluation”-> Zugangslink
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2. Design
2.1. Einbeziehung der Stakeholder
Für eine effektive Gestaltung und spätere Umsetzung von Mobilitätsmaßnahmen ist es wichtig,
zu analysieren, welche Methoden zur Einbeziehung der zuvor festgelegten Interessengruppen
eingesetzt werden können. Für ein effektives Management bietet der SaMBA-Leitfaden
"Guidelines for communication, increased acceptance, user and stakeholder engagement"
einige Einblicke in die Erstellung eines Plans zur Einbindung von Stakeholdern.
Auf der Grundlage der zuvor durchgeführten SA sollte der Aktionsplan die
Beteiligungsstrategien, die wichtigsten Gestaltungsfragen, die damit verbundenen Aufgaben,
Zuständigkeiten, Ressourcen und Zeitpläne der Personen umfassen, die an der Durchführung
des Beteiligungsprozesses mitwirken werden - sowohl innerhalb als auch außerhalb der
Organisation, die die neue Strategie vorantreibt.
Letztlich soll damit sichergestellt werden, dass der Beteiligungsprozess so konzipiert ist, dass er
seine Ziele erreicht, und dass er gut gemanagt wird, damit er reibungslos verläuft.
Ein weiteres wichtiges Instrument für die Einbeziehung von Stakeholdern, das bereits in
diesem Handbuch erwähnt wurde, ist das SEROI+ Tool. SEROI+ schlägt die besten Methoden
für die Einbindung vor, je nach Position der Stakeholder in den in Kapitel 2.3 erwähnten
Rastern. Die erste Matrix ist die der Relevanz gegenüber dem Einfluss (Raster 1) und die zweite
die der Motivation gegenüber der Orientierung (Raster 2.) Anhand von Raster 1 können Sie
Ihre Stakeholder in vier Kategorien einteilen, je nachdem, wie groß ihr Interesse ist: Informiert
halten, Überwachen, Zufrieden halten und Engagiert verwalten. Auch aus dem Raster 2 lassen
sich vier Klassifizierungen ableiten, welche Belohnungen effektiver sind: Materielle
Belohnungen, Anerkennung, Vergnügen, Altruismus.
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Das erste Raster hilft Ihnen bei der Erstellung eines geeigneten Plans für die Einbindung der
Stakeholder und das zweite bei der Planung einer angemessenen Gegenleistung. Um den
Nutzen des Engagements der Stakeholder zu maximieren, ist es sinnvoll, den Zeitpunkt der
wichtigsten Beiträge der einzelnen Stakeholder zur Strategie zu berücksichtigen. Die
gewünschten Beiträge oder Rollen, die von den Stakeholdern erwartet werden, können den
verschiedenen Phasen des Projekts zugeordnet werden, wobei zu berücksichtigen ist, dass sich
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die Rollen im Laufe des Projekts ändern können. So werden beispielsweise die Akteure, die an
der frühen Entwicklung der Strategie mitwirken, zu Beginn des Projekts einbezogen, während
diejenigen, die an der Verbreitung oder Nutzung der Ergebnisse beteiligt sind, hauptsächlich in
einer späteren Phase einbezogen werden. Vereinfacht dargestellt durchläuft der Lebenszyklus
einer öffentlichen Strategie vier Phasen:
•
•
•
Erkennen: Probleme werden identifiziert und untersucht, um sie zu erfassen und
mögliche Lösungen zu finden
Ausarbeitung: Entwicklung einer wirksamen und akzeptablen Strategie,
Verabschiedung neuer oder Änderung bestehender Strategien
Umsetzung: gezielte und aufeinanderfolgende Aktivitäten, die auf die Umsetzung
einer Strategie abzielen
Kontrolle: Bewertung des Erfolgs einer Strategie.
Referenzen
• “Guidelines for communication, increased acceptance, user and stakeholder engagement”
-> Zugangslink
• SEROI+ tool -> Zugangslink
2.2. Schöpferische Zusammenarbeit (Co-Creation)
Der Schlüssel zur schöpferischen Zusammenarbeit liegt darin, Menschen anzuregen, mit Ihnen
zu arbeiten und sie zu ermutigen, Ideen zu generieren und gemeinsam Konzepte zu
entwickeln. Schöpferische Zusammenarbeit basiert auf der Überzeugung, dass die Präsenz der
Nutzer*innen im kreativen Prozess unerlässlich ist, da sie Einblicke in für sie wertvolle und
wichtige Aspekte liefern. Im Kern bedeutet dies, dass schöpferische Zusammenarbeit einen
Prozess kennzeichnet, der Nutzer*innen und Designer*innen zusammenbringt um auf ein
gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. In der Praxis findet dies häufig in Form eines Workshops
statt, in dem Vertreter*innen aus der Wirtschaft, Forscher*innen, Designer*innen und
Endnutzer*innen ein Problem untersuchen und gemeinsam Lösungen unter Berücksichtigung
ihrer unterschiedlichen Standpunkte, Bedürfnisse und Ansichten entwickeln. Das Endziel
schöpferischer Zusammenarbeit ist dasselbe wie das von Forschung und Konzeptentwicklung:
eine Lösung zu finden, die Nutzer*innen bessere Erfahrungen und Organisationen verbesserte
und innovative Dienstleistungen bietet.
Der Hauptvorteil der schöpferischen Zusammenarbeit besteht darin, dass sie die Empathie
zwischen Stakeholdern und Designer*innen erhöht. Bei traditionellen Forschungstechniken
beobachten Stakeholder Nutzer*innen aus der Ferne, die schöpferische Zusammenarbeit
hingegen zwingt Unternehmen und Designer*innen, sich den Realitäten der Kundenemotionen
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– sei es Glück, Freude, Wut oder Frustration – und den Beweggründen ihres Verhaltens zu
stellen. Dieser kollaborative Ansatz fördert eine konstruktive Reflexion und einen Dialog, bei
dem alle Beteiligten gleichberechtigt sind und gemeinsam auf ein gemeinsames Ziel
hinarbeiten.
Ein weiterer Vorteil schöpferischer Zusammenarbeit zeigt sich darin, dass diese Prozesse oft
effizienter sind als die klassische Designforschung. Ein gut konzipierter Co-Creation-Workshop
zwingt alle Beteiligten, gemeinsam Probleme und Lösungen zu diskutieren und verknüpft auf
grundlegende Weise die Forschungs- mit der Entdeckungsphase, in der die tatsächlichen
Anforderungen eines Projekts erst deutlich werden. Da Designer*innen außerdem direkt an
der Aufdeckung der Projektanforderungen beteiligt sind, können sie die Ursachen für diese
Anforderungen besser verstehen, was zu besseren Entscheidungen in späteren Designphasen
führt.
Es stehen nur wenige Methoden für die schöpferische Zusammenarbeit zur Verfügung, einige
von ihnen wurden während des SaMBA-Projekts im Rahmen der Pilotaktivitäten ausgewählt
und verwendet. Der SaMBA Bericht D.T3.2.1 „Co-Creation of Reward/Pricing Schemes:
Methodology“ schlägt einige Methoden vor, wie z.B. Gruppen-Brainstorming, offener Kreis
(open circle), World-Café, Fünf-W-Fragen, unerfüllte Bedürfnisse, Personas, Storyboarding,
Heldengeschichten, halbstrukturiertes Interview usw. Jede dieser Methoden umfasst
spezifische Schritte und ist für unterschiedliche Ziele und Interessensgruppen geeignet.
Aktivität Beschreibung
Gruppen- Diese bekannte Technik, die es in vielen Formen gibt, ist nützlich für weniger
Brainstorming strukturierte, unkonventionelle Lösungen/Ideen. Sie kann in Kombination
eingesetzt werden, direkt nach dem anfänglichen Themenüberblick oder den
Instruktionen, um ein Gefühl für den Themenbereich zu bekommen, und vor der
Hauptaktivität zum "Aufwärmen" der Teilnehmer*innen.
Offener Kreis Wenn eine kleinere Anzahl von Teilnehmer*innen in einem Kreis sitzt bzw. sich
gegenübersteht, wird der Rahmen für eine interaktive Sitzung gesetzt, in der
sich jede*r frei fühlen kann, sich zu beteiligen und miteinander zu sprechen. Das
Hinzufügen eines Redestabs in den Kreis hilft auch dabei, die Botschaft zu
vermitteln, dass es zwar keine*n alleinige*n Leiter*in gibt und die
Führungsrollen geteilt werden, dass aber, wenn jemand die Führung hat oder
um das Wort gebeten hat, von der Gruppe erwartet wird, dass sie dieser Person
volle Aufmerksamkeit schenkt. Der Schlüssel liegt darin, eine Gruppe von
Menschen, die eine konzentrierte Diskussion über ein Thema führen, sorgfältig
zu beobachten, zuzuhören und zu dokumentieren, um so Erkenntnisse zu
gewinnen.
World-Café Ähnlich wie beim offenen Kreis unterhalten sich kleine Gruppen (etwa vier oder
fünf Personen) an Tischen über ein gemeinsames Thema. Nach dem ersten
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Gespräch bleibt jemand als "Gastgeber*in" am Tisch sitzen, während die
anderen an einen anderen Tisch wechseln. Der/Die Gastgeber*in fasst
zusammen, was an diesem Tisch stattgefunden hat und die neuen
Teilnehmer*innen erzählen von ihren früheren Gesprächen. Auf diese Weise
werden die Fäden der verschiedenen Gespräche miteinander verwoben.
Fünf Gründe Problemframing-Technik, die dazu beiträgt, eine potenzielle Ursache für ein
beliebiges Problem aufzudecken: Ursachenanalyse, strukturierter Ansatz für die
wiederholte Frage nach dem "Warum", um einen tieferen Einblick in die
jeweilige Problematik zu erhalten.
Unerfüllter Bedarf Nutzen Sie das neu gewonnene Verständnis für die unerfüllten Bedürfnisse der
Nutzer*innen, um Schlussfolgerungen über die mögliche Lösung des Systems zu
ziehen und diese mit den Workshop-Teilnehmer*innen zu besprechen. Prüfen
Sie Referenzdokumente, um zu verstehen, welche Fragen gestellt werden
sollten.
Personas Eine nutzerzentrierte Technik, die sich hervorragend für Co-Creation-Workshops
eignet, um tiefere Einblicke in die Motivationen und Positionen der
Endnutzer*innen zu gewinnen. Dabei handelt es sich nicht um eine Technik, die
auf direktem Wege Servicelösungen oder -schemata hervorbringt, sondern eher
um ein Werkzeug, das es Ihnen ermöglicht, auf der Grundlage Ihrer
Wahrnehmung und der besonderen Interessen der Endnutzer*innen abgeleitete
Schlussfolgerungen über Belohnungs-/Preissysteme zu ziehen. Personas sind
eine großartige Möglichkeit, um grundlegende Vorgaben für Szenarien des
Nutzerverhaltens zu erstellen.
Storyboarding Einfacher, aber effektiver Einsatz von Hypothesen darüber, wie die
Nutzer*innen mit den potenziellen Szenarien umgehen. Verwendet Post-itSticker, um die Story des Projekts darzustellen. Kann in Kombination mit
Heldengeschichten oder dem Erzählen extremer Charaktere verwendet werden.
Weitere Variationen dieser Technik sind verfügbar.
Heldengeschichten Manchmal auch als " Extrem Character Storytelling" bezeichnet. Neue Ideen
durch spekulatives Geschichtenerzählen mit der Vorstellung neuer Lösungen
und der Auseinandersetzung mit extremen, nicht alltäglichen Aufgaben oder
Szenarien. Anstatt sich auf die Bedürfnisse typischer und konventioneller
Nutzer*innen zu konzentrieren, werden Gestaltungslösungen für extreme
Nutzer*innen erforscht und abweichendes Denken durch Verfremdung
gefördert, was den Zugang zu einem größeren Spektrum menschlicher
Emotionen und Praktiken ermöglicht.
Semi- Es besteht die Möglichkeit, die Beteiligten an ihrem gewünschten Ort und in
strukturiertes ihrem gewünschten Zeitrahmen zu befragen und halbstrukturierte Interviews zu
Interview führen, um in Einzelgesprächen nach Lösungen zu suchen. Bereiten Sie mehrere
Fragen dazu vor, wie sie das Problem sehen, wie Sie es bisher angegangen sind,
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welche Bedenken Sie haben, wo Ihrer Meinung nach Probleme auftreten
könnten und ähnliches - die Antworten darauf sind offen, aber versuchen Sie,
den Zeitrahmen mit einzubeziehen. Machen Sie ausführliche Notizen oder
nehmen Sie das Gespräch sogar auf. Versuchen Sie, nach dem Gespräch die
Informationen zu ordnen und Schlussfolgerungen auf der Grundlage der
Interviews mit mehreren Interessengruppen zu ziehen. Achten Sie auf
gemeinsame Themen und Fragestellungen, die auftauchen.
Die
MBC-Plattform
(https://www.mobilitybehaviorchange.eu/)
bietet
öffentlichen
Verwaltungen die Möglichkeit, Lösungen für ihre lokalen Mobilitätsprobleme zu finden, indem
sie spezifische Online-Wettbewerbe (challanges) veranstaltet und für Lösungen die „MBCCommunity“ fragt. Lösungen können von Start-ups, Unternehmen und Institutionen kommen,
die ihre Ideen frei über die Plattform einreichen können.
Referenzen
• “Co-creation of reward/ pricing schemes: methodology” -> link to access
• SEROI+ tool -> link to access
• MBC Platform – “Co-create the MBC” -> link to access
2.3. Formulierung von Belohnungs- und Preisstrategien
Die vorherigen Schritte in diesem Handbuch sollten als vorbereitende Schritte für die
Gestaltung der Belohnungs- und Preispolitik dienen
An dieser Stelle sollten Sie Ihre Stakeholder, Zielgruppen, Ziele und Best Practices in Bezug auf
Ihren Kontext identifiziert haben. Dieses Kapitel zeigt, was im SaMBA-Bericht „Reward/Pricing
Co-Creation Methodologies“ vorgestellt wird und zeigt auf, welche Dimensionen zu
berücksichtigen sind und wie diese angewendet werden. Das Dokument erläutert die
folgenden Dimensionen:
•
Positive vs. negative Anreize: Soll das Mobilitätsverhalten durch Belohnung oder
niedrigere Preise gefördert oder durch höhere Preise oder fehlende materielle
Belohnungen entmutigt werden? Betrachten Sie eine Kombination aus beidem.
•
Räumliche Merkmale: Welche Eigenschaften hat der betroffene Raum? Handelt es
sich um einen Korridor in Form eines Tunnels oder einer Brücke (Medium: Maut), oder
ein Gebiet (Medium: Maut) oder ein größeres, vollständiges Verkehrsnetz (Medium:
Fahrkarten oder Fahrtkosten nach Fahrstrecke)? Gibt es besondere geografische
Merkmale, die mehr Aufmerksamkeit erfordern - Meer, See, Bergregionen?
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•
Häufigkeit des Transportverhaltens: Was bedeutet der Transport für das Komfort- und
Mobilitätsverhalten des Nutzers? Sprechen Sie tägliche Pendler, Shopper, Touristen
oder Personen an, die während der Arbeitszeit einen Transport benötigen?
•
Einzelperson oder Gruppe: Sollten die Bemühungen um eine Änderung des
Mobilitätsverhaltens durch Wettbewerb und Konkurrenz unterstützt werden, indem
z.B. eine Liste der aktivsten Benutzer präsentiert wird, oder sollten Kooperation
favorisiert werden und jedes Gruppenmitglied eine Belohnung erhalten? Wäre eine
Veränderung schneller im Einzel- oder Gruppenansatz erreichbar?
•
Kombination mit intrinsischen Motiven: Vielleicht stammen einige der wichtigsten
Faktoren für die Änderung des Mobilitätsverhaltens aus intrinsischen Motiven der
Person. Da wir uns bei SaMBA in erster Linie auf Belohnungs- und Preismodelle
konzentrieren, werden diese intrinsischen Motive (in Form von Fitness und
Wohlbefinden, individueller Lebensstil, Status und Anerkennung, Zeitersparnis,...) in
Kombination mit Anreizen und Preisgestaltung betrachtet.
Es gibt drei weitere Hauptfaktoren, die für die Gestaltung einer effektiven Belohnungs/Preispolitik festgelegt werden sollten: Mittel, Anreize und Aufwand. Im Dokument
„Reward/Pricing Co-Creation Methodologies“ werden sie eingehend erörtert, um den Prozess
ihrer Definition zu unterstützen. In diesem Handbuch werden sie kurz vorgestellt, um den
Gesamtprozess der Politikdefinition besser zu verstehen. Vertiefende Hinweise finden Sie in
dem angegebenen Dokument.
Der erste Schritt zum Aufbau eines Belohnungs-/Preisschemas besteht darin, ein „Medium“ für
diese Transaktionen zu konzipieren. Es sollte auch ein Mittel sein, um einen messbaren Beitrag
von Zielgruppen oder individuellen Bemühungen zur Änderung des Mobilitätsverhaltens oder
zur Förderung einer solchen Änderung zu leisten. Hier sind einige Beispiele, die im Rahmen des
SaMBA-Projektes diskutiert wurden: Punkte, gekaufte Tickets, Mautgebühren, handelbare
Zertifikate und Gutscheine.
Der zweite Schritt besteht darin, zu definieren, welche Anreize für Nutzer gegeben werden, um
eine Änderung ihres Mobilitätsverhaltens zu initiieren oder anzustoßen. Auch wenn die ersten
Belohnungen materiell sind, können und sollten andere Belohnungen zusätzliche verwendet
werden. Hier ist eine Liste derartiger Belohnungen: Rabatte, Exklusivität, Sachpreise,
Treueprogramme, Status und Anerkennung.
Der dritte Schritt besteht schließlich darin, den Input zu definieren, den eine Person in ihre
Gewohnheitsänderung investieren sollte (z. B. Anstrengungen). Welche Alternativen gibt es zu
tatsächlichen weniger nachhaltigen Mobilitätspraktiken und wie kann jemand eine bessere
nachhaltige Mobilität erreichen? Dies sind Fragen, die beantwortet werden müssen, um eine
gut durchdachte Politik zu erstellen. Es gibt verschiedene Arten von Maßnahmen, die Ihre
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Politik anwenden kann: Wechsel zu nachhaltigeren Transportmitteln, Vermeidung von
Stoßzeiten, Routenänderung, Telearbeit, Werbung über soziale Medien und Beginn einer
Änderung der Gewohnheiten.
Diese drei Schritte, ausgerichtet an dem zuvor Beschriebenen in diesem Handbuch, sollte Sie
durch den Prozess der Entwicklung einer Politik zur Änderung des Mobilitätsverhaltens führen.
Die nächsten Kapitel konzentrieren sich auf Kommunikation, Implementierung und
Monitoring.
Ein weiteres wesentliches Produkt des SaMBA-Projekts, das die Politikformulierung
unterstützen
kann,
ist
das
SaMBA-Tool,
das
Stadtplaner*innen
und
Mobilitätsentscheider*innen Informationen über geeignete Maßnahmen und Anreize bietet,
um das Mobilitätsverhalten der Bewohner*innen zu ändern. Das Tool enthält zwei
Komponenten, die mit Microsoft Excel und ArcGIS implementiert wurden. Microsoft Excel
bietet eine umfassende, aber einfach zu bedienende Datenbank mit Maßnahmen und Best
Practices, die allen Nutzer*innen offensteht, sich jedoch bezüglich der Ergebnisse auf
Diagramme und Tabellen beschränkt. Ausgehend von einem benutzerdefinierten Ziel und
Parametern, die ein Zielgebiet hinsichtlich der Mobilität charakterisieren (z.B. Qualität des
öffentlichen Verkehrs, hohe Pendlerströme oder Vorhandensein eines Park&Ride-Systems)
liefert die Excel-Komponente eine Tabelle mit geeigneten Maßnahmen für unterschiedliche
Zielgruppen (z.B. Pendler*innen, Schüler*innen, Tourist*innen oder die breite Öffentlichkeit)
und deren Auswirkungen (z.B. auf Modal Split oder CO2-Emissionen) basierend auf BestPractice-Beispielen. Das Tool enthält Maßnahmen für Mobilitätsziele in Bezug auf öffentliche
Verkehrsmittel, Aktivitätsniveau, Multimodalität, Zugangs- und Sharing-Systeme, die auf
regionalen, nationalen und internationalen Strategiedokumenten basieren. Die optionale
ArcGIS-Komponente erfordert zusätzliches Expertenwissen, bietet jedoch mehr Analyse- und
Visualisierungsmöglichkeiten für Benutzer mit Erfahrung in diesem Bereich. Damit lassen sich
Parametereingaben für das Zielgebiet ableiten, um genauere Werte zu erhalten, Gebiete
jenseits vordefinierter Grenzen zu berücksichtigen oder den Fokus auf kleine Gebiete zu legen,
die nicht in der amtlichen Statistik aufgeführt sind. Die GIS-Komponente bietet auch Methoden
zur Bewertung und zum Vergleich von Mobilitätsbedarfen oder potentiellen Handlungsfeldern
für Verhaltensänderungen. Ziel ist es, Handlungsfelder mit ausreichender Infrastrukturqualität
und hohem Potenzial für Maßnahmen zur Veränderung des Mobilitätsverhaltens anhand von
Rahmenbedingungen hinsichtlich Siedlungsstruktur und Infrastrukturqualität für
Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, ÖPNV-Nutzer*innen und intermodale Wege zu
identifizieren und zu visualisieren. Das SaMBA-Tool ist für jeden frei verfügbar. Das Excel-Tool
selbst kann auf der SaMBA-Website und der MBC-Plattform heruntergeladen werden. Es
enthält ein Benutzerhandbuch und einen Leitfaden, der Entwickler*innen hilft, das Tool auf
verschiedene Weise zu erweitern. Darüber hinaus wird ein Konzept bereitgestellt, das weitere
Informationen zur Entwicklung der Werkzeugkomponenten gibt.
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Referenzen
• “Co-creation of reward/ pricing schemes: methodology” -> link to access
• “SaMBA Tool for finding policies & estimating impacts in terms of mobility behaviour
change” -> link to access
• “SaMBA Report on pilot cases” -> link to access
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3. Implementierung & Bewusstseinsbildung
3.1. Erstellung einer Kommunikationsstrategie
Für eine erfolgreiche Strategie zur Veränderung des Mobilitätsverhaltens sollte eine effektive
Kommunikation entwickelt werden. Dazu müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die
Akzeptanz neuer Strategien und Ansätze zu erhöhen, das Mobilitätsverhalten zu verstehen und
diese Informationen als Grundlage für die Generierung von Botschaften und Empfehlungen zu
nutzen, die den Bedürfnissen der Nutzer*innen entsprechen und zu nachhaltigen
Mobilitätsentscheidungen anregen. Eine Grundlage aller Maßnahmen, die darauf abzielen,
Akzeptanz für eine neue Strategie zu schaffen, ist die Entwicklung einer
Kommunikationsstrategie. Das SaMBA Deliverable D.T3.2.2 „Guidelines for communication,
increased acceptance, user and stakeholders engagement“ bietet einen vereinfachten
Leitfaden für die Entwicklung einer Kommunikationskampagne, die auf den folgenden Fragen
aufbaut:
•
•
•
•
•
•
•
Wie kann man eine effektive Kommunikationskampagne zur Verhaltensänderung umsetzen?
Was ist das Ziel der Kampagne? Was soll durch die Strategie erreicht werden?
Was ist die Zielgruppe der Strategie?
Was wird die Botschaft sein?
Wie kann die Zielgruppe erreicht werden?
Von wem sollte die Botschaft kommuniziert werden?
Wie kann der Erfolg der Kampagne evaluiert werden?
Der erste und wichtigste Aspekt, der bei der Erstellung einer Kommunikationsstrategie zu
berücksichtigen ist, besteht darin, sich darüber klar zu werden, was im Rahmen der
Kommunikation adressiert werden sollte. Dabei muss auf eine einfache Sprache und das
Anpassen von Inhalt und Ton an die Zielgruppe und den Kommunikationskanal geachtet
werden.
Mit Hilfe der folgenden Fragen, die bei der Vorbereitung beantwortet werden sollten, kann
eine effektive Kommunikationsstrategie entwickelt werden:
•
•
•
•
•
•
•
Warum (Warum wird die Kampagne umgesetzt und was sind die Ziele?)
Wer (Wer ist die Zielgruppe der Kampagne?)
Was (Was sind die Schlüsselbotschaften?)
Wo (Wo wird die Kampagne veröffentlicht?)
Wann (Wann beginnt und endet die Kampagne?)
Wie (Welche Mittel der Kommunikation und welche Instrumente werden genutzt?)
Wie viel (Was sind die Budgetgrenzen der Strategie?)
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Strategien zur Änderung des Mobilitätsverhaltens sind darauf ausgerichtet, ein konsolidiertes
Verhalten zu ändern. Personen, die sich bereits so verhalten, wie es von der Strategie
angestrebt wird, werden dieses Verhalten beibehalten, wohingegen für diejenigen, die sich
stark gegenteilig verhalten, eine Veränderung einen zu großen Aufwand bedeutet. Daher wird
empfohlen, die beeinflussbare Mitte anzusprechen - Personen, deren Verhalten nicht in
starkem Kontrast zur Strategie steht und die davon überzeugt werden können, ihr
Mobilitätsverhalten zu verändern. Das SaMBA Deliverable “Guidelines for communication,
increased acceptance, user and stakeholders engagement” stellt einen ausführlichen Leitfaden
für die Definition von Botschaften dar. Einige gewonnene Erkenntnisse können in D.T3.4.1
„Process Evaluation and guideline for scalability & transferability” eingesehen werden.
Wenn die Art der Botschaften, das Ziel und die Zielgruppe definiert worden sind, ist es an der
Zeit, den Kommunikationsplan zu erstellen. Effektive Kommunikationskampagnen benötigen
einen Kommunikations- und Medienplan, der darstellen soll, wie die Botschaft vermittelt wird.
Der Plan sollte mit dem in der Kommunikationsstrategie definierten Gesamtziel verknüpft sein
und besteht aus einer Reihe von Mitteilungen und Maßnahmen, die ein klares Verständnis der
Botschaft ermöglichen sollen. Einige Kanäle und Instrumente werden im SaMBA Deliverable
„Guidelines for communication, increased acceptance, user and stakeholders engagement”
vorgeschlagen, z.B.:
•
•
•
•
•
•
•
•
Direkte Verbreitung an Strategienutzer*innen (z.B. mit Hilfe von Briefen, E-Mails oder
Meetings vor Veröffentlichung der Strategie, um auf neue Anforderungen aufmerksam
zu machen)
Entwicklung und Verbreitung von Schulungsmaterialien an Nutzer*innen (z.B. Nutzerhandbücher oder Informationspakete)
Weite Verbreitung der Strategie innerhalb der lokalen Gemeinschaft (z.B. mit Hilfe von
Zeitung oder Radio)
Verbreitung durch Einzelpersonen, die die Strategie verfechten (z.B. Politiker*innen,
die die Strategie ankündigen und erklären können) und Prüfer*innen (z.B. angesehene
lokale Stakeholder, die die Strategie unterstützen können)
Kommunikationsmaterialen für eine konsistente Verbreitung der Strategie (z.B. mit Hilfe von Pressemittelungen und Pressekonferenzen, Fact Sheets, Poster, Flyer oder Broschüren)
Eröffnungsveranstaltung, Präsentationen oder Teilnahme an lokalen Events und lokalen oder nationalen Konferenzen, Messen
Soziale Medien (evtl. mit einem eigenen Hashtag für die Kampagne - je nach Zielgruppe)
Öffentliche Demonstrationen
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3.2.
Erstellung von Projekt- und Budgetplänen
Die Implementierung ist die operative Phase eines Planungsprozesses, in der Pläne und
Projekte realisiert werden. Natürlich kann eine Mobilitätspolitik oder Maßnahme erst nach
einer politischen Entscheidung erfolgen, die ihre Umsetzung legitimiert. Bei der Umsetzung
einer Strategie oder Maßnahme liegt der Schwerpunkt auf dem operativen Plan, der den
Umsetzungsprozess im Hinblick auf Zeit, Aufwand und Kosten dirigiert. Tatsächlich beinhaltet
die Umsetzung von Strategien die Übersetzung von Zielen in Maßnahmen im Sinne eines
Projektmanagements. Die meisten Arbeitspläne eines Projekts enthalten die folgenden
Elemente (Perelman, Barrett & Para, 2001):
•
•
•
•
Eine Kurzbeschreibung der Projektziele
Eine Liste des beteiligten Personals
Eine Unterteilung des Projekts in spezifische Tasks mit Hinweisen darauf, welche Tasks
von der Erledigung anderer anhängig sind
Ein Zeitplan, der angibt, wann welcher Task beginnt, wann er beendet wird und wer
ihn ausführt
Es gibt viele nützliche Werkzeuge, um die oben genannten Aspekte zu definieren.
Insbesondere wird Folgendes vorgeschlagen:
•
•
•
•
•
Work Packages (WPs), Tasks und Sub-Tasks in der sog. Work Breakdown Structure
(WBS)
Deliverables und Meilensteine
Zeitplan inkl. Gantt Diagramm für alle Work Packages, Tasks und Sub-Tasks (wird benutzt, um Fortschritte, Abweichungen und Änderungen zu überwachen)
Ressourcenzuweisung in Bezug auf Personen, z.B. mit Hilfe eines Projektorganigramms, welches Rollen und Verantwortlichkeiten zeigt (z.B. Projektmanager*innen,
Managementteams und das für jeden Task zuständige Personal)
Risikomanagementplan, in dem potentielle Risiken aufgelistet, Auswirkungen abgeschätzt und Reaktionen auf Risiken definiert werden (eine Risikobewertungsmatrix, die
eine Darstellung der Risiken beinhaltet und die Entwicklung von Risikominderungsstrategien ermöglicht, kann genutzt werden)
Gleichzeitig muss ein Budgetplan erstellt werden, der die geplanten und geschätzten Ausgaben
eines Projekts während seiner Laufzeit umfasst. In einigen Fällen kann ein Budgetplan Geld
enthalten, das noch erwartet wird oder das mit dem Projekt selbst generiert werden kann. Der
Budgetplan sollte zeigen, wie viel Geld erforderlich ist, um alle Ausgaben für die Durchführung
der geplanten Aktivitäten zu decken und wie viel schätzungsweise generiert werden kann. Der
Budgetplan spiegelt die Projektaktivitäten und Ressourcen wider, die für die Umsetzung des
Projekts erforderlich sind. So ist z.B. ein angemessenes und gut geplantes Budget erforderlich,
um einen Geldgeber zu überzeugen, wenn eine externe Finanzierung beantragt werden muss.
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Referenzen
• “Guidelines for communication increased acceptance, user and stakeholder engagement”
-> Zugangslink
• SaMBA “Report on Process Evaluation”-> Zugangslink
• SaMBA “Report on pilot cases implementation”
• Project Management Institute -> Zugangslink
4. Monitoring & Evaluierung
4.1.
Regelmäßiges Monitoring
Dieses Handbuch hat bisher detaillierte Möglichkeiten aufgezeigt, wie Strategien geplant und
umgesetzt werden können, um eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens zu fördern. Nach
der Implementierung können jedoch neue Fragen und Hindernisse auftreten. Daher ist ein
kontinuierliches Monitoring wichtig, um mögliche Änderungen und Verbesserungen zu
identifizieren, die für ein bestmögliches Ergebnis notwendig sind. Der Prozess, der dafür
genutzt werden sollte, ist PDCA (Plan, Do, Check, Act), welcher aus einem ständigen
Monitoring in einem sich selbst verstärkenden Zyklus besteht, der darauf abzielt, die Ziele
bestmöglich zu erreichen, sich auf Rückschläge einzustellen und zu kontrollieren, ob sich dem
Ergebnis genähert wird. Folgende Schritte sind darin enthalten:
•
•
•
•
Plan: Dies ist die Phase, in der - wie der Name sagt - geplant wird. Das Team sollte die
erwarteten Ziele definieren, den Ist-Zustand analysieren und mögliche Lösungen
planen (Zeitplan und Maßnahmen, siehe vorheriges Kapitel).
Do: In dieser Phase werden die vorgeschlagenen Lösungen getestet. Oft werden diese
Lösungen in Form von kleineren und leichter zu überwachenden/kontrollierenden
Szenarien dargestellt, bevor sie im gesamten Projekt/im gesamten Prozess
angewendet werden (siehe vorheriges Kapitel).
Check: Diese Phase dient der Validierung der Ergebnisse. Sie beinhaltet eine gründliche
Analyse möglicher Daten und Erhebungen, die das Erreichen oder Nichterreichen der
zuvor festgelegten Ziele zeigen können. Die Check-Phase dient außerdem dazu,
unerwartete Probleme zu identifizieren und ihre Ursachen zu analysieren.
Act: Diese Phase dient dazu, auf das Feedback und die Ergebnisse der
vorangegangenen Phase sowie die gewonnenen Erkenntnisse zu reagieren. Außerdem
sollen mögliche Lösungen, die in der Check-Phase identifiziert worden sind, umgesetzt
werden.
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Die SaMBA-Pilotaktivitäten litten stark unter den Einschränkungen durch die CoronavirusPandemie während der Umsetzung der Maßnahmen. Aus diesem Grund mussten alle
Umsetzungen neu strukturiert und neu geplant werden (weitere Informationen dazu in
D.T3.4.1. „Process Evaluation and Guideline for Scalability and Transferability”).
Der PDCA-Zyklus wird auch für kleinere Änderungen empfohlen, anstatt die Strategie
vollständig zu wiederholen, falls sich herausstellt, dass einer der in Kapitel 2 und 3
beschriebenen Schritte unvollständig oder fehlerhaft ist. Falls die gesamte Strategie/das
gesamte Projekt in größerem Umfang fehlerhaft ist, sollte der gesamte Prozess, der in diesem
Handbuch beschreiben wird, wiederholt werden, anstatt den PDCA-Zyklus anzuwenden.
Referenzen
• SaMBA “Report on Process Evaluation”-> Zugangslink
• PDCA – Plan Do Check Act Process Project Management Process -> Zugangslink
4.2.
Bewertung der relevanten Leistungsindikatoren
Um die Wirksamkeit Ihrer Strategie zu bewerten, ist es wichtig, die bedeutendsten
Leistungsindikatoren (Key Performance Indicators - KPIs) zu verfolgen. Diese Indikatoren
hängen von den Maßnahmen ab, die im Laufe der Umsetzung durchgeführt wurden. Einige
allgemeine Leistungsindikatoren sind jedoch für alle verkehrspolitischen Maßnahmen relevant,
insbesondere für solche, die auf eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens hin zu mehr
Nachhaltigkeit abzielen. Einige von ihnen wurden bereits in Kapitel 2.1 (Analyse des
territorialen Kontexts) genannt und können auch hier verwendet werden, um die Entwicklung
solcher Maßnahmen zu verfolgen. Um einige Beispiele zu nennen: Wenn sich Ihre Maßnahmen
auf Belohnungen konzentrieren, wäre es interessant zu erfassen, wie diese in Anspruch
genommen werden und welche am beliebtesten sind, um die Gründe dafür besser zu
verstehen. Darüber hinaus ist die Anzahl der Nutzer*innen, wenn sich die Maßnahme speziell
auf diese konzentriert (z. B. Studierende, Arbeitnehmer*innen), vielleicht die wichtigste
Kennzahl zur Bewertung des Erfolgs der Maßnahme.
Ein weiteres wichtiges Instrument zur Festlegung wichtiger Indikatoren zur Messung der
Auswirkungen einer Maßnahme ist der CIVITAS-Bewertungsrahmen. Dieser zielt darauf ab,
einen Standard für die Bewertung sowohl des Prozesses als auch der Auswirkungen der
Verkehrspolitik zu entwerfen. Das Dokument, das in den Referenzdokumenten verlinkt ist,
enthält eine Auswahl möglicher Indikatoren und Einzelheiten zur Methodik, die darauf abzielt,
anhand von Indikatoren die Auswirkungen zu bewerten, indem die Vorher-Nachher-Situation
einer angewandten Politik verglichen wird. Die folgende Abbildung des CIVITAS-Rahmens zeigt,
warum die Weiterverfolgung mit relevanten KPIs ebenfalls wichtig ist, um alle externen
Faktoren zu isolieren, die das Vorher-Nachher-Szenario beeinflussen können, und um daher
keine falschen Auswirkungen für die angewandte Strategie zuzuordnen.
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Darüber hinaus hilft der CIVITAS-Rahmen bei der Auswahl der relevanten Indikatoren, die
das Hauptkriterium bei der Auswahl der zu überwachenden/messenden Indikatoren sein
sollten:
• Relevanz: Jeder Indikator sollte ein Bewertungskriterium darstellen, d.h. er sollte für
den Bewertungsprozess von großer Bedeutung sein.
• Vollständigkeit: Der Satz von Indikatoren sollte alle Aspekte des zu bewertenden
Systems/Konzepts berücksichtigen.
• Verfügbarkeit: Die Indikatoren sollten leicht in das Monitoringsystem aufgenommen
werden können.
• Messbarkeit: Die festgelegten Indikatoren sollten objektiv oder subjektiv gemessen
werden können.
• Zuverlässigkeit: Klarheit der Definition und einfache Erfassung
• Vertrautheit: Die Indikatoren sollten leicht zu verstehen sein.
• Nichtredundanz: Die Indikatoren sollten nicht denselben Aspekt eines
Bewertungskriteriums messen.
• Unabhängigkeit: Kleine Änderungen in den Messungen eines Indikators sollten keine
Auswirkungen auf die Präferenzen haben, die anderen Indikatoren des
Bewertungsmodells zugewiesen werden.
Referenzen
•
•
•
“SaMBA Report on pilot cases” -> Zugangslinks
“Scenarios and MUV Key Performance Indicators” -> Zugangslink
SaMBA “Report on Process Evaluation”-> Zugangslink
4.3.
Bewertung des Umsetzungsprozesses
Eine weitere wichtige Methodik für die Verkehrspolitik ist der CIVITAS-Bewertungsprozess.
Dieser Prozess ist eine anerkannte internationale Methode zur ständigen Überprüfung und
Verbesserung von Maßnahmen sowie zur Gewinnung von Erkenntnissen darüber, wie und
warum diese Maßnahmen (und mögliche unterstützende Maßnahmen, wie z.B.
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Kommunikation) funktioniert haben, um die Strategie von der Entwurfsphase bis zur
tatsächlichen Umsetzung zu verwirklichen.
Hierfür bietet CIVITAS eine hilfreiche Unterscheidung zwischen Barrieren und Treibern.
Barrieren sind die Faktoren, die während Ihrer Maßnahme als Hindernisse wirkten und eine
Art Anpassung der Aktivitäten erforderten (was nach der in Kapitel 6.1. vorgestellten PDCAMethodik erfolgen kann). Treiber sind die Faktoren, die für den Projekterfolg wesentlich
erschienen, und können sehr unterschiedlich sein, von der Einbeziehung von
Interessengruppen bis hin zu effektiven Kommunikationskampagnen. Die Ermittlung von
Hindernissen und Triebkräften sollte während der Durchführung des Projekts in regelmäßigen
Sitzungen und Berichten erfolgen, nicht erst nach dessen Abschluss.
Die Regelmäßigkeit der Bewertung ist wichtig für notwendige Korrekturen und sollte in den
Projektplan aufgenommen werden. Um einen Einblick in die Identifizierung dieser Hindernisse
und Antriebskräfte zu erhalten, können Sie sowohl das Rahmenwerk von CIVITAS als auch den
SaMBA-Bericht D.T3.4.1 “Process Evaluation and Guideline for Scalability and Transferability”
einsehen. Das SaMBA-Dokument konzentriert sich auf die Prozessevaluierung, während das
CIVITAS-Dokument in seinem Rahmenwerk auch eine Wirkungsevaluierung enthält (auf die in
6.2. verwiesen wird), die zur Überprüfung der Auswirkungen der von Ihnen angewandten
Strategie verwendet werden kann.
Am Ende der Umsetzung Ihrer Strategie ist es ratsam, sich Zeit zu nehmen, um den gesamten
Prozess von der ersten Analyse bis zur Umsetzung zu reflektieren und einen Abschlussbericht
zu erstellen, in dem die wichtigsten Hindernisse, Triebkräfte und die während des gesamten
Prozesses gewonnenen Erkenntnisse aufgeführt sind. Wie im SaMBA-Bericht D.T3.4.1 “Process
Evaluation and Guideline for Scalability and Transferability” und auch im CIVITAS-Dokument
dargestellt, sollten Sie Ihre Triebkräfte und Hindernisse in Makro-Kategorien einteilen, um eine
leichtere Lesbarkeit und eine zusammenhängende Bewertung zu ermöglichen.
Dieser abschließende Prozess ist wichtig für den Aufbau von Wissen für die nächste
Politikgestaltung im Bereich Verkehr und kann Ihnen helfen, dieselben Fehler zu vermeiden
und von den in früheren Umsetzungen gefundenen Faktoren zu profitieren. Auf diese Weise
werden Ihre Strategie und ihre Erfolge und Misserfolge für die nachfolgenden
Verantwortlichen oder sogar für andere Kommunen/Regionen, die etwas Ähnliches wie Sie
umsetzen wollen, dokumentiert. Diese Wissensgenerierung, insbesondere im Bereich der
Änderung des Mobilitätsverhaltens, ist sehr fruchtbar für eine kontinuierliche Verbesserung
dieser Art von Strategien im Hinblick auf eine nachhaltigere Mobilität.
Referenzen
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CIVITAS Rahmendokument – Zugangslink
SaMBA “Report on Process Evaluation”-> Zugangslink
SaMBA wird durch das Alpenraumprogramm INTERREG des „Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung" (EFRE) gefördert.