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zember 1832 einen Bestand von 585 Männern und 119
Weibern, also von 704 Köpfen bei einer Belegfähigkeit
von 500. Die Ueberfüllung der Anstalt, welcher erst
abgeholfen wurde, als 1834 die Strafanstalt zu Sonnen-
burg eröffnet wurde, machte sich am meisten auf dem
Gebiete der Beschäftigung der Sträflinge fühlbar. Wenn
es schon an sich schwer war, für die, für damalige Zeiten
ungeheure Zahl von Gefangenen Arbeit zu beschaffen,
so wurde die Beschäftigung derselben noch durch die
Enge des Raumes ausserordentlich erschwert, zumal nach-
dem man einen Teil der Arbeitssäle zu Schlafräumen
hatte herrichten müssen. Ein erheblicher Teil der Sträf-
linge blieb daher unbeschäftigt.
Hier vor allen Dingen nach Möglichkeit Wandel zu
schaffen, war der Lokalausschuss bestrebt. Durch seine
Bemühungen in Verbindung mit dem Entgegenkommen
des damaligen Direktors Herrn Hauptmann Jeserich
wurden im November 1830, neben der bereits in der
Anstalt bestehenden Buchbinderwerkstatt des Kaufmanns
C. Kühn, der 40 Sträflinge beschäftigte, 2 weitere Werk-
stätten eröffnet und zwar gewährte der Lokalausschuss
dem Schneidermeister Thierer in Berlin und dem Schuh-
machermeister Wachsmann erhebliche Zuschüsse, um den
Betrieb ihres Handwerkes, der erstere mit 10, der zweite
mit 8 Mann beginnen zu können.
Die Wachsmannsche Werkstätte ging nach etwa
rojährigem Bestehen ein, die Thierersche Schneiderei
entwickelte sich dauernd weiter.
Für Schule und Kirche war in Spandau hinreichend
gesorgt:
Im Jahre 1823 wurde in der Anstalt eine Schule er-
richtet; in einem besonderen hierzu errichteten Raume
wurde den männlichen Sträflingen in 4 Stunden des
Sonntags vor- und nachmittags im Lesen, Schreiben
und Rechnen Unterricht erteilt. Ausserdem übte der
Lehrer mit etwa 30 Gefangenen das Singen von Chorälen.
In dieser Weise waren hier bis zum Jahre 1830 bereits
gegen 600 Sträflinge, von denen etwa 80 vor ihrer Ein-
Rosenf{eld.