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Full text: Das Masseusen-Unwesen in Berlin (Public Domain)

eine Benennung als eine praktisch mögliche scharfe Scheidung. 
Es leuchtet ein, daß alle diese verschiedenen Manipulationen nicht 
durch bloßes Zusehen gelernt werden können, sondern sie müssen 
geprobt und geübt und in ihrer Wirkung beobachtet werden; natür— 
lich ist der Arzt dazu am leichtesten befähigt und es ist eine Gewissens— 
frage, ob Nicht-Aerzte zur Auslübung der Mechanotherapie überhaupt 
verwendbar und zuzulassen sind. Wir sind der Ansicht, daß nur 
Aerzte und zwar möglichst Spezialärzte, die die unbedingt nöthige 
Kenntniß der Anatomie und Physiologie haben, mechanothera— 
peutische Behandlungen selbst übernehmen dürfen, oder zum 
mindesten nicht⸗ärztliche Helfer sorgfältig überwachen müssen. Die 
„wilde“ Mechanotherapie ist ein Uebel und Unfug. 
Nun wird die Massage aber nicht nur zu Heilzwecken benutzt, 
sondern sie wird auch als angenehmes und wollust-erregendes 
und befriedigendes Vergnügen betrachtet und angewandt. 
Wir wollen keineswegs rigoros sein und das bloße Vergnügen 
stören, wenn es nicht zur direkten Unsittlichkeit, zu Paederastie, 
Onanie und Sodomiterei führt. Savarin hat in seinen Briefen 
über Aegypten eine Schilderung der sog. orientalischen Massage 
gegeben; er erzählt gelegentlich eines dort genommenen Bades von 
den wonnigen Gefühlen, die in ihm erregt wurden, als er durch 
eine Reihe von verschieden temperirten, duftenden Gemächern gehend, 
zum Bade gelangt, er dann entkleidet, gebadet, gedrückt, geknetet 
wurde und die Glieder gezogen, die Gelenke geknackt wurden, er 
freut sich, wenn er nachher in warme Wäsche gepackt und auf ein 
weiches Ruhebett gelagert wird und alle Theile seines Körpers 
von zarten Kinderhänden getrocket werden. Wenn Savarin 
einen fast dichterischen Dithhrambus auf das hervorgezauberte 
Wohlbefinden singt, so haben wir hier etwas von der mechanischen 
Therapie, die meist recht schmerzhaft ist, völlig Verschiedenes. Orien— 
talische Wolllust hat mit der Mechanotherapie nichts gemein. 
Den angenehmen und vergnüglichen Zeitvertreib, den die Böder 
des Morgenlandes gewähren, kennt man bei uns nicht; die Massage 
geéenéralé ist nicht mit ihr zu vergleichen. da das Raffinement meist
	        
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