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Dann war ich fertig damit, und suchte trunken weiter
im Nebenzimmer, aber ich fand nichts. Die Briefe hatte
ich ihr zugeschleudert, daß sie ganz davon bedeckt war.
Nun ich fertig damit war, hielt ich mit ihr Ab—
rechnung. Alles, alles was sie mir getan hatte, hielt
ich ihr vor. Das mußte sie anhören; und ich wählte
die Worte nicht. Dazwischen schenkte ich mir ein, und
trank und trank. ...
Alles bekam sie zu hören: wie sie mich gequält
und gemartert hatte, wie sie mich mit ihren Selbst⸗
morddrohungen verrückt gemacht, daß ich keine ruhige
Minute mehr hatte; wie sie Schuld war, daß das Glück
gemordet ward, mein Glück, das mir schon so nahe
gewesen war. Alles hatte sie mir vernichtet, alles.
Jetzt wollte ich mit mir selber ein Ende machen, aber
sie sollte mit. Ich wollte nicht allein gehen — sie sollte
nicht leben und triumphieren, sie sollte mit! ..
Sie wollte ja sterben, so oft hatte sie es gewünscht,
hatte mir beständig mit ihrem Tode gedroht, nun war die
Stunde gekommen: sie sollte sterben! —
Die Angst, die sinnloseste Angst war auf ihrem
Gesichte zu lesen. Ich sah wie sie schreien wollte, und
es nicht konnte.
Nun hatte ich sie in der Hand, und konnte ihr
gleiches mit gleichem vergelten; ich wußte nur nicht, wie—
ich ihr am meisten wehe tun konnte. —