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In den Zeitungen auch heute nichts! — Ich war so
fest überzeugt gewesen, daß ich wieder und wieder suchte.
Die Wirtin kam doch sicher in ihr Zimmer, sonst
hätte ich denken können, daß sie tot da lag und niemand
sie gefunden hatte.
Der Frau hatte ich gesagt, ich müsse auf ein
paar Tage verreisen, — damit meine Abwesenheit nicht
gleich so auffiel, und eine Möglichkeit sich gab, dem
Gerede der Leute entgegenzutreten.
Am dritten Tage ertrug ich die Ungewißheit nicht
mehr.
Was hatte es für einen Zweck, daß ich hier in
Dresden saß und in Zweifeln verging, und von nichts
wußte. —
Wenn nun nichts geschehen war? — Wenn auch
sie erkannt hatte, daß es am besten war, wir gingen in
Frieden auseinander? —
Bei ihr war alles möglich. —
Es war sogar sehr wahrscheinlich, daß sich nichts
ereignet hatte, weil ihr der unmittelbare Impuls fehlte,
eben meine Gegenwart.
Am Abend schrieb ich eine Zeile an sie, daß sie
mir nach einem Berliner Postamte Antwort geben
möchte: ob und wann ich meine noch bei ihr befindlichen
Sachen abholen lassen könnte. — Ich tat, als würde mir
der Brief nach einem Vororte Dresdens nachgesandt.
Heinz Tovote: Der letzte Schritt. 11