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Full text: Der letzte Schritt / Tovote, Heinz (Public Domain)

160 — 
durfte kein zurück, geben. Ich hatte die Hand gegen sie 
erhoben, und das konnte jeden Augenblick wieder ge⸗ 
schehen. Das durfte nicht sein. — 
Ich stürzte mich auf die Morgenblätter aus Berlin, 
und suchte alles durch, aber dann sagte ich mir, daß 
selbst wenn sie tot war, heute früh noch keine Nachricht 
darüber sein konnte. 
Am Abend kaufte ich mir auf dem Bahnhofe alle 
Zeitungen; immer glaubte ich unter Lokalnachrichten 
einen gesperrten Satz zu finden, aber es war nichts. 
Drei oder vier Selbstmorde registriert, als ob das 
so garnichts sei. Andere Menschen, die mich nichts an⸗ 
gingen. — 
Wie langsam der Tag hinschlich. 
Ich war in den Museen gewesen, hatte wohl eine 
Stunde vor der Sirxtina gesessen, und ein so köstlicher 
Friede hatte sich um mich gebreitet. Dann war ich am 
Nachmittage im großen Garten gewesen, und abends 
ging ich in eine Singspielhalle, ganz wie das die 
richtigen Verbrecher taten. Aber ich langweilte mich, 
ich trank, und mir wurde mein Kopf so schwer; dann 
sprach ich mit den Menschen, die neben mir saßen, nur 
damit ich nicht erstickte, weil ich den ganzen Tag den 
Mund nicht aufgemacht hatte. — 
Wieder verging eine Nacht, in der ich mich wie 
ein Verbrecher in Angst vor Entdeckung wälzte.
	        
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