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Das irritierte mich; dabei quälte mich die Vor—
stellung, was sie nun wohl machte. Ich hätte gern
ihr Gesicht gesehen, als ich sie nun nicht abgeholt, und
sie allein heim mußte, und wie sie dann daheim den
Zettel gefunden hatte.
Die Angst kämpfte mit dem Wunsche, es möchte
geschehen sen. Wenn ich nur nichts davon zu sehen
bekam. —
Bei meiner Rückkehr war vielleicht alles vorbei, irgend⸗
wo auf einem Friedhofe draußen ein Grab, zu dem ich
wallfahrtete. Das schmückte ich mit Blumen; und einen
Stein ließ ich ihr setzen. — Alles, was sie mir angetan,
war vergessen, und nur das gute blieb in der Erinnerung. —
Mir war zu Mute, als sei es schon geschehen.
Sie konnte ja so lieb und gut sein, und ich sah
ihr Gesicht, wenn sie lachte, wenn sie wie ein Kind sich
über etwas freute.
Wenn sie so zaghaft bat, ihr zu vergeben, daß sie
einmal wieder unartig gewesen war. Sie hatte es nicht
sein wollen, der böse Zorn aber war wieder stärker ge⸗
wesen, — das war rührend.
In diesen Augenblicken der Weichheit hatte ich sie
gern, da hätte ich alles für sie tun können. Sie waren
immer seltener geworden, bis sie zuletzt nie mehr ein
Wort sagte, und nicht zu bewegen war, ein Unrecht
einzusehn. —