Path:
Text

Full text: Der letzte Schritt / Tovote, Heinz (Public Domain)

158 — 
Das irritierte mich; dabei quälte mich die Vor— 
stellung, was sie nun wohl machte. Ich hätte gern 
ihr Gesicht gesehen, als ich sie nun nicht abgeholt, und 
sie allein heim mußte, und wie sie dann daheim den 
Zettel gefunden hatte. 
Die Angst kämpfte mit dem Wunsche, es möchte 
geschehen sen. Wenn ich nur nichts davon zu sehen 
bekam. — 
Bei meiner Rückkehr war vielleicht alles vorbei, irgend⸗ 
wo auf einem Friedhofe draußen ein Grab, zu dem ich 
wallfahrtete. Das schmückte ich mit Blumen; und einen 
Stein ließ ich ihr setzen. — Alles, was sie mir angetan, 
war vergessen, und nur das gute blieb in der Erinnerung. — 
Mir war zu Mute, als sei es schon geschehen. 
Sie konnte ja so lieb und gut sein, und ich sah 
ihr Gesicht, wenn sie lachte, wenn sie wie ein Kind sich 
über etwas freute. 
Wenn sie so zaghaft bat, ihr zu vergeben, daß sie 
einmal wieder unartig gewesen war. Sie hatte es nicht 
sein wollen, der böse Zorn aber war wieder stärker ge⸗ 
wesen, — das war rührend. 
In diesen Augenblicken der Weichheit hatte ich sie 
gern, da hätte ich alles für sie tun können. Sie waren 
immer seltener geworden, bis sie zuletzt nie mehr ein 
Wort sagte, und nicht zu bewegen war, ein Unrecht 
einzusehn. —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.