93 —
Schnee gesäuberten und mit gelbem Sande bestreuten
Wegen wanderten wir der Siegesallee zu.
Ueberall Menschen, und soviele Kinder an der
Hand ihrer Bonnen oder mit den Eltern; Wagen und
Schlitten mit Leuten, die Blumen in der Hand hielten,
alle mit frohen Gesichtern, manche ein wenig verkatert,
aber erfrischt von der windstillen Kälte und dem leeren
Sonnenschein, der alle Dinge in wunderbarer Klarheit
zeigte.
Der Himmel tiefblau, dazu der frische Schnee auf
den Rasenflächen, auf Sträuchern und Bäumen.
Es war ein Vergnügen, zu gehen; und als wir
ein wenig abseits von den großen Wegen waren, nahm
ich ihren Arm und legte ihn in den meinen. Sie ließ es
lächelnd geschehen, sträubte sich auch nicht einen Augenblick.
Ich dachte bei mir: wie ein verlobtes Paar; und
auch sie mußte wohl etwas ähnliches denken.
Die dunklen Schatten der Nacht waren verflogen.
Wie viel hat doch die Tageszeit und das Wetter
mit unserer Stimmung zu tun!
Manchmal so sanft mildernd, wenn eine trübe
Stimmung mit einem stürmischen Novemberabend zu—⸗
sammenfällt; dann aber den Gegensazz verschärfend,
wenn man mit seinem Schmerze in lachender Umgebung
sein muß, wo alle voller Frohsinn sind, und man sich
wie verstoßen von der Tafel des Lebens vorkommt.