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einer der Hypothekengläubiger bei ihr vorsprach und ihr
den Vorschlag machte, er wolle vas Grundstück zum
Hypothekenwert übernehmen und noch die Verkaufssteuer
dazu zahlen. Er setzte ihr auseinonder, daß sie das
Grundstück doch nicht werde halten können, und so würden
ihr doch immer noch ein paar hundert Thaler aus dem
Erlöse der Pferde und Wagen bleiben, die ihr sicher auch
verloren gehen müßten, wenn sie wartete, bis es zur
Subhastation käme. Frau Bullermann gab ihm im
Grunde vollkommen recht, und nur ihre Unkenntnis in
allen geschäftlichen Dingen verhinderte sie, ihm gleich
zuzusagen, und veranlaßte sie, sich vierundzwanzig Stunden
Bedenkzeit auszubedingen.
Als der Menschenfreund gegangen war, kam Wilhelm
Recknagel aus dem Stall herüber und fragte, ob er die
Frau wohl einen Augenblick sprechen dürfe. Er sah ver⸗
legen aus, und als Frau Bullermann ihn freundlich fragte,
was er wünsche, räusperte er sich erst ein paarmal.
„Ich hätte wohl eine große Bitte, Frau Bullermann,“
sagte er und räusperte sich wieder.
Die Frau war in der Stimmung, in der man auf
etwas Gutes nicht gefaßt ist, und so vachte sie denn auch
nicht anders, als daß Wilhelm Recknagel um seinen Ab—
schied bitten wolle. Sie verargte es ihm nicht, daß er
gehen wollte, hatte er doch lange genug ausgehalten; aber
es that ihr weh, daß er kam, nachdem sfie ihren Mum
kaum begraben hatte.
„Sie wollen gehen, Wilhelm?“ sagte sie trotzdem
freundlich. „Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Sie
haben hier allezeit mehr gethan, als Sie schuldig waren,
und ich hoffe, es wird Ihuen wo anders besser vergolten.
als ich es Ihnen vergelten kann.“
Wilhelm Recknagel wurde rot im Gesicht und zwirbelte
an seinem Schnurrbart.
„Das kann doch Ihr Ernst nicht sein, Frau Bullermann,“
sagte er, „daß Sie meinen, ich werde jetzt fortgehen, wo Sie
keinen Menschen haben, auf den Sie sich verlassen können,
und der im Stall und auf dem Hofe nach dem Rechten fießt