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Zweiundfünfzigstes Kapitel. Im Irrgarten der Politik

Full text: Emma / Stinde, Julius (Public Domain)

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„Dazu haben wir keine Zeit. Große Dinge bereiten 
sich im Osten vor. In spätestens acht Tagen muß ich im Be— 
sitze des Rezeptes vom rauchlosen Unterseepulver sein.“ 
„Was kann Ihnen das nützen, meine Gnädige?“ 
„Sind Sie denn von allem Verstande verlassen?“ fuhr die 
Roldemolde ihn an. „Haben Sie nicht längst gemerkt, daß 
ich im Dienste einer gewaltigen Macht stehe?“ 
„Fängt sie mit einem R. an?“ 
„Allerdings. Zwei R. kämpfen um den schließlichen Besitz 
der Welt: Das R. vom Süden, das R. vom Norden. Wem 
wird Deutschland zufallen? Den Deutschen ward als Welterbe 
der stolze Baum des Denkens gegeben, doch damit er nicht 
in den Himmel wachse, sind das Bier und der Skat erfunden, 
und damit er verseuchende Früchte trage, wird er vom Norden 
her mit perverser Litteratur und perversem Theater ge— 
pfropft. Je rascher er verdirbt, um so eher ernten wir. Ver— 
stehen Sie nun mein Pensionat? Es arbeitet an dem Nieder— 
gange. Die Pflege des Volksthümlichen ausrotten, heißt die 
Volksseele verkommen lassen, und mit der Seele vergeht der 
Körper, das sehen Sie an Professor Moskolow's Experi— 
menten. Man mache die Völker stumm und stumpf, wie Benedikt, 
dann werden sie gehorsam und küssen die Hand, die sie zu dem 
Glück geleitet, Unterthanen eines Weltreiches zu sein.“ 
„Ist das Glück?“ 
„Wenigstens das Ende vom Liede. Es ist mit den 
Völkern wie mit den Waarenhäusern: Kleine haben nicht das 
Recht der Existenz.“ 
„Ich vermag Ihrer Politik nicht zu folgen.“ 
„Ist auch nicht nöthig, wenn Sie nur zu denen gehören, 
die höhere Befehle blindlings ausführen.“ 
„Ich nicht!“ rief Szmoltopski. 
„Sie erst recht, Sie Mörder! Noch heute gehen Sie als 
Volontär in das bewußte Etablissement. Vergessen Sie nicht, 
daß Sie in meiner Gewalt sind, und mehr als hundert 
Spione Sie überwachen!“ 
„Ich habe noch nie einen gesehen?“ 
„Ja, glauben Sie, daß unsere Leute wie Kosaken und Basch—
	        
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