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25.
Ein stiller grauer Himmel druͤckte und ließ
einen leisen Spruͤhregen herniedernieseln, der die
Daͤcher und unten den Asphaltfußboden des Sof⸗
raumes naͤßte.
Ode und nuͤchtern ragte die vom Steinkohlen⸗
dampf geschwaͤrzte Mauermasse des Sabrikgebaͤudes
durch den feuchten Dunst, und das Gedroͤhn der
Maschinen, die unablaͤssige Bewegung ihrer riesigen
schwarzen Glieder hinter den feuchten Senstern hatte
etwas Totes.
In truͤber Stimmung hatte sich Horn an diesem
grauen Morgen erhoben.
Er hatte eine schlaflose Nacht verbracht.
Der Gedanke druͤckte ihn, daß er den Sreund
verlieren solle.
Er wußte, daß Liesegang die „schwaͤchere“ Natur
von ihnen Beiden. Indessen nie war ihm der Ge⸗
danke gekommen, daß dies Liesegang jemals in
einen Konflikt bringen koͤnne; so viel er nun aber
hin und hersann: alles schien ihm darauf hinzu—
deuten, daß Liesegang sich von ihm „emancipieren“
wolle.
Er liebte Liese wie der Staͤrkere den Schwaͤcheren,
der Thaͤtige den Passiven liebt, der sich ihm liebens⸗
wuͤrdig unterordnet, aber nie hatte er daran gedacht,
daß gerade solche Verhaͤltnisse ihre Bedenklichkeiten
haben koͤnnen, daß eines Tages in dem Anderen