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Full text: Das dritte Reich / Schlaf, Johannes (Public Domain)

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20. 
So zweifelhaft und hintergruͤndig Liesegangs 
Empfindungen gegen Sorn seit einiger Zeit auch 
sein mochten, so suchte er doch oͤfter, als es in der 
letzten Vergangenheit der Fall gewesen, seine Ge— 
sellschaft. 
Vielleicht in dem dunklen Beduͤrfnis, dieses 
wechselnde Durcheinander seiner freundschaftlichen 
Neigungen und seiner neuerdings erwachenden Anti⸗ 
pathieen zu irgend einer Klarheit reifen zu lassen; 
vor allem aber auch, um so oft wie nur moͤglich 
in Olgas Naͤhe zu sein und ihr seine Gegenwart 
vertrauter und vertrauter werden zu lassen. 
Durch seine Gewohnheit zu reflektieren hatte 
er sich naͤmlich zu so einer Art von ruͤcksichts losem 
Ubermenschentum gebracht, das seiner wahren und 
innersten Natur eigentlich wohl nicht recht lag, das 
er aber mit allen Kraͤften seines Willens zu festigen 
beflissen war. 
Denn er hielt es fuͤr die einzig moͤgliche Rettung 
aus diesen verfaͤnglichen Gedankenzirkeln, in die er 
sich mehr und mehr verstrickte, und uͤber die ihn 
sonst kein bestimmter, auf irgend einer triebsicheren 
Neigung beruhender Thaͤtigkeitsdrang mehr hinaus⸗ 
heben wollte. 
Ein uͤbermenschentum, dessen einziges Seilig⸗ 
tum diese von Tag zu Tag sich steigernde Leidenschaft 
zu Olga; ein uͤbermenschentum, so halb und halb 
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