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Full text: Das dritte Reich / Schlaf, Johannes (Public Domain)

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neben einer praͤchtigen gelben Lilie, in ihrer lichten, 
daͤnischen Schoͤnheit, weiß gekleidet mit einem Auf⸗ 
putz aus gelber Seide, das blasse Gesicht von 
blonden Loͤckchen umwirrt, die reiche Pracht ihres 
Zaares in einen griechischen Knoten aufgesteckt, 
eine weiße Seerose im gelbseidenen Guͤrtel. Sie 
rauchte, mit einer weichen, muͤden Eleganz in ihren 
Sessel zuruͤckgelehnt und wie immer, die Lider 
muͤde halb gesenkt, die Lippen mit einem leidenden 
Laͤcheln geoͤffnet, das den Schimmer ihrer praͤch—⸗ 
tigen Zaͤhne entbloͤßte. Indessen, in ihrer leisen 
aber sehr praͤgnanten Sprechweise mit ihrem daͤni⸗ 
schen Accent, war ein beinahe maͤnnliches Selbst⸗ 
bewußtsein und vibrierte es verhalten von einem 
rastlosen und starken Temperament. 
Neben ihr saß schweigsam Liesegang, der 
Therese sehr gern hatte, mit all seinen Gefuͤhlen 
und Gedanken bei Olga. 
Therese nahm von ihrem Sitz aus an dem 
Gespraͤch Teil, das von den dreien am Tisch mit 
groͤßter Lebhaftigkeit gefuͤhrt wurde. 
Es drehte sich um den Naturalismus und seine 
im Laufe der letzten Jahre proklamierte uͤber⸗ 
windung. 
Die Punkte, in denen sich die sehr erregte 
Debatte einigte, waren etwa diese. 
Man fand in der Entwicklung der Kuͤnste 
zwei Richtungen nebeneinander herlaufen: eine ab⸗ 
straktere, idealistisch-phantastische, und eine, oft rein
	        
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