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13.

Full text: Das dritte Reich / Schlaf, Johannes (Public Domain)

1606 
„Cjuͤs! Tjuͤs!“ 
Liesegang war ein wenig baͤnglich. Er fuͤrch⸗ 
tete bei diesem Opernbesuch doch so allerlei kleine 
Unbequemlichkeiten und Excentricitaͤten, zumal er ihr 
kein ernstliches Interesse an der Vorstellung zutraute. 
Schließlich aber schalt er sich einen Philister und be⸗ 
gab sich zur verabredeten Stunde in's Café Monopol. 
Fast haͤtte er sie nicht wiedererkannt! — 
In einem sehr einfachen und anstaͤndigen 
schwarzen Kleidchen, sauber und ehrbar ein weißes 
Spitzenfaͤltchen um den Kragenaufschlag, der vorn 
von einer kleinen Onyxgemme zusammengehalten 
wurde, saß sie in einer chiken Saltung, hellbraune 
Glacés an ihren Zaͤndchen und einen schmalen 
goldnen Schlangenreif um das ßandgelenk, sittig 
hinter ihrer Melange. Ihre wilden Slatterloͤckchen 
hatte sie in zwei glatten Slaͤchen vom Scheitel aus 
hinter die Ohren gekaͤmmt, was ihr das allerliebste 
Aussehen einer huͤbschen, kleinen Buͤrgersfrau gab, 
ein Lindruck, den das schmucke Rapotthuͤtchen ver⸗ 
vollstaͤndigte. Nur, daß sie so blaß aussah ... 
Fast fuͤhlte er sich beschaͤmt. 
Sie begruͤßte ihn artig und ohne jede Extra⸗ 
vaganz. uͤberall haͤtte er sie hinfuͤhren koͤnnen. 
„Zm! — Vad Genierst dich noch, Liese?“ 
Den Raffeeloͤffel zum Mund fuͤhrend, sah sie 
ihn mit einem seltsamen Blick von unten 'rauf an. 
„Eh! — Das ich nicht wuͤßte!! Wie kommst 
du denn darauf?!“
	        
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