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Full text: Das dritte Reich / Schlaf, Johannes (Public Domain)

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An dem dritten Tische aber, in der Ecke druͤben, 
unter einer großen roten Laterne, hatte eine kleine 
Gesellschaft ihr Wesen. Es waren drei aufgeputzte 
Srauenspersonen, offenbar Prostituierte, mit allerlei 
Mannsvolk, das bedenklich nach „Beschuͤtzer“ aus⸗ 
sah. Sie rauchten Cigaretten, tranken Bier und 
fuͤhrten in ihrem Rotwelsch eine geraͤuschvolle und 
kunterbunte Unterhaltung. 
Das Bild zog ihn an. 
Aus dem Dunkel des Winkels, in einer Art 
rembrandtischen Halbdunkels diese Gestalten, diese 
groben Gesichter, die grellen Kleid- und Hutfarben 
der Maͤdchen, durch das blutrote, ungewisse Licht 
der Laterne gehoben. Und diese primitive, laͤrmende 
Ausgelassenheit! ... 
Er fuͤhlte sich wieder aufgemuntert und fast 
reizte ihn ein verwegenes Abenteuergeluͤst, mit—⸗ 
zuthun. 
In diesem Augenblicke bog sich eins der Maͤd⸗ 
chen, das bis dahin die ganze Zeit, mit dem halben 
Koͤrper uͤber den Tisch hingebeugt, eifrig erzaͤhlt 
hatte, mit einem lauten, ausgelassenen Cachen ihre 
Erzaͤhlung beendend, zuruͤck und schickte einen zu⸗ 
faͤlligen Blick zu ihm heruͤber. 
Es war die Marie! Die Modell-Marie! 
Auch sie stutzte. 
„Junge!“ 
Sie sprang auf und huschte mit ihrem sonder⸗ 
baren Bachstelzengang in ihrem hellen Kleid, mit 
W
	        
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