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An dem dritten Tische aber, in der Ecke druͤben,
unter einer großen roten Laterne, hatte eine kleine
Gesellschaft ihr Wesen. Es waren drei aufgeputzte
Srauenspersonen, offenbar Prostituierte, mit allerlei
Mannsvolk, das bedenklich nach „Beschuͤtzer“ aus⸗
sah. Sie rauchten Cigaretten, tranken Bier und
fuͤhrten in ihrem Rotwelsch eine geraͤuschvolle und
kunterbunte Unterhaltung.
Das Bild zog ihn an.
Aus dem Dunkel des Winkels, in einer Art
rembrandtischen Halbdunkels diese Gestalten, diese
groben Gesichter, die grellen Kleid- und Hutfarben
der Maͤdchen, durch das blutrote, ungewisse Licht
der Laterne gehoben. Und diese primitive, laͤrmende
Ausgelassenheit! ...
Er fuͤhlte sich wieder aufgemuntert und fast
reizte ihn ein verwegenes Abenteuergeluͤst, mit—⸗
zuthun.
In diesem Augenblicke bog sich eins der Maͤd⸗
chen, das bis dahin die ganze Zeit, mit dem halben
Koͤrper uͤber den Tisch hingebeugt, eifrig erzaͤhlt
hatte, mit einem lauten, ausgelassenen Cachen ihre
Erzaͤhlung beendend, zuruͤck und schickte einen zu⸗
faͤlligen Blick zu ihm heruͤber.
Es war die Marie! Die Modell-Marie!
Auch sie stutzte.
„Junge!“
Sie sprang auf und huschte mit ihrem sonder⸗
baren Bachstelzengang in ihrem hellen Kleid, mit
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