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Neuntes Kapitel

Full text: Villa Schönow / Raabe, Wilhelm (Public Domain)

Ar 
„Geliebte Frau, Du brauchtest bloß diese hiesige Gegend 
von das Waggonfenster zu sehen, um Dir eine Villa drin 
zu wünschen! Ein Blick, und Du würdest Dir nie nach das 
unnatürliche Gelüst nach eine in unsere heimatlichen Riesel— 
felder zurücksehnen! Ganz Deutschland könnte man mit das 
Prachtmaterial decken, was mir hier zwischen Blumen und 
Blüthen und Wald und Bächen in die Hand wächst und 
worauf ich sie gestern noch gelegt habe, wo wir einen neuen 
Bruch aufgeschlossen haben; der reine Zucker, und vollständig 
lieferungsfähig im Moment für Wallot, Thiersch und sämmt— 
liche übrige Konkurrenzpläne und Dachdeckerarbeiten erster 
und zweiter Ausschreibung fürs neue Reichs-Reichstags— 
gebäude. Geliebte meiner Jugend, wie wäre es mit eine 
kleine Spritze endlich einmal aus das eklige Nest und ewige 
Berlin heraus? Ein Wort telegraphisch oder schriftlich, und 
Dein süßes Männeken stellt Dir zum Durchgehen den durch— 
gängigsten Salongwagen. Und Alles sollste mitbringen 
dürfen: Zahnschmerzen, Kopfweh, Rheumatismus und selbst 
Deinen intimsten Freund und Stillen im Hause, die olle 
heimtückische Schreiberseele Giftge. Wir kuriren Dir hier 
in die liebliche gesunde Luft und reizende Umgegend von 
Allen —“ 
„Lesen Sie ruhig weiter, Jiftje!“ sagte Madam Schönow 
zu dem innehaltenden intimen Freunde. „Bald sind wir 
jottlob zu Rande. Keen Worte is in det Jeschmiere, was 
sich det unsägliche Ungeheuer nicht janz jenau überlegt hat, 
um mir zu injuriren. Ja, seien Sie nur janz stille im 
Hause, Jiftje; det Theil, wat auf Ihnen jerechnet ist, nehme 
ick natürlich ooch auf mir und werde Quittung darüber 
ausstellen. Ileich ist der Fuchs mit die letzte Schwanzspitze 
aus dem Loch!“ 
„Unter blühende Mandelbäumen nun wohl nicht,“ 
las Giftge weiter, „aber dafür doch inmitten von die 
reizendste Obstbaumplantage liegt der Punkt, auf dem ich
	        
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